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Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual

Titel: Im tiefen Wald - Nevill, A: Im tiefen Wald - The Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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heraus. Keine Luft drang aus seinen Lungen, er war völlig außer Atem.
    Auf dem rötlich schimmernden Dachboden hielt er den Kopf gesenkt und starrte seine Füße an. Sie waren schmutzig und feucht. Nass von der Pisse, die warm an seinen Beinen hinunterlief und von den Schenkeln tropfte.
    Er versuchte, nicht aufzuschauen, weil außer ihm noch etwas dort war. Es schnaufte aufgeregt, weil es seine Pisse und seine Angst riechen konnte.
    Knochen. Überall auf dem Boden lagen Knochen. Sie machten das Ganze noch viel schlimmer. Vor allem die, an denen solche grauen Stückchen klebten. Und einige von den kleinen Kadavern waren so schwarz geworden, dass er überhaupt nicht mehr erkennen konnte, was sie einst gewesen waren. Er stieg auf den fleckigen Holzdielen über die Knochen hinweg und konnte nicht verhindern, dass ab und zu einer unter seinen nackten
Fußsohlen knackte oder zwischen seine schmutzigen Zehen rutschte. Je näher er dem grunzenden Ding kam, desto größer wurden die Knochen.
    Und dann konnte er es riechen. Kot im Stroh, viehischer Schweiß, Schwefelgestank, so heftig, dass seine Augen zu tränen anfingen. Ein nach Ziege riechender Atem zog über seinen Kopf hinweg, er spürte ihn auf der nackten Brust und musste husten.
    Der ekelhafte Geschmack war noch immer in seinem Mund, als Luke ihn weckte.
    Im Traum hatte das Klopfen begonnen, als er es gerochen hatte. Neben ihm. Es klang wie das Geräusch von Holz, das auf Holz geschlagen wurde. Vor ihm. Er konnte nicht widerstehen, dorthin zu spähen, von wo dieses dumpfe Pochen kam.
    Schwarze Hufe. Erneut tauchten sie in seiner Erinnerung auf. Groß und scharf mit gelblichem Horn an den Spitzen. So groß wie Pferdehufe. Sie schlugen auf die Holzkiste, in der es saß, schlugen mit großer Begeisterung immer weiter darauf. Der schwarze Rahmen der Holzkiste war schon arg zerschlagen und abgenutzt.
    Es freute sich immer mehr, als er in seiner ganzen weißen, weichen Nacktheit näher kam. So nahe. Aus dem riesigen Kopf tönte ein feuchtes Schnauben und tiefes Heulen. Klack, klack, schnapp machte das heiße Maul mit seinen gelben Zähnen, mechanisch wie eine Falle.
    Vor ihm, unter ihm, eingearbeitet in die Vorderseite der Kiste war eine kleine runde Auskerbung, in die er seinen Hals legen konnte. So dass sein Kopf mitten in den ekelerregenden Ausdünstungen dieses teuflischen Monstrums landete. Sein Kopf hing unter dem von Brustwarzen übersäten Bauch dieses Viehs, dessen Haut unter dem langen schwarzen Haar rosig glänzte. Und dann schlugen die Hufe herab wie ein Hammer auf einen Porzellanteller.
    Teile von Schädeln lagen auf dem dreckigen Stroh zwischen
den schwarzen stockartigen Beinen. Die Vorderbeine waren lang und schlugen immer wieder mit den Hufen auf den Holzkasten, in einem stumpfen irrsinnigen Rhythmus.
    Sein Leib war viel zu groß für diese kleine Wiege. Und er hörte, wie die Hörner auf diesem grässlichen Kopf über die Balken unter dem Dach kratzten.
    Gegen seinen Willen ging er dort hinüber. In den betäubenden Gestank hinein, und seine eigenen Schreie wurden übertönt von dem lauten Klopfen. Es wurde immer schneller. Ein widerwärtiges Pochen ohne klaren Rhythmus, das das splitternde schwarze Holz malträtierte. Noch immer hörte er das Echo dieses schaurigen Getöses nachhallen, und das war der Grund, warum das Zittern seiner Hände nicht aufhören wollte.
    Er hatte seinen Kopf in die abgenutzte runde Ausbuchtung auf der Vorderseite der Kiste gelegt. Immer wieder erhoben sich die dünnen schwarzen Vorderbeine. Hoch zum Dach hinauf, wo sie ganz kurz innehielten, um dann wieder mit rasender Geschwindigkeit herunterzukrachen.
    Und dann hatte Luke neben ihm gestanden, ihn geschüttelt und aufgeweckt.
    »Schaut! Da drüben, und da. Es sind zwei!« Lukes Stimme ließ ihn aus seinen Tagträumen hochschrecken. Hutch sah hoch und kniff die Augen zusammen. Luke hockte am Boden in der Mitte des Pfads und deutete in die Baumwipfel.
    Hutchs Magen krampfte sich zusammen.

19
    Sie waren zwei Stunden in westlicher Richtung auf dem stark überwucherten Pfad unterwegs gewesen, als Luke zwei Gebäude inmitten des undurchdringlichen Gestrüpps entdeckte.
    Als keiner ihm antwortete, wandte er den Kopf und blickte zu den anderen zurück, die sich über den schmalen Weg näherten. Mit abgespreizten Ellbogen versuchten sie, sich die widerspenstigen nassen Zweige vom Leib zu halten, die von den dicht am Wegesrand stehenden Bäumen hingen und sich angriffslustig über den

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