Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
freigeräumten Spur.
Aufgrund ihres sprichwörtlichen Schneckentempos bedeuteten die Mollusken keine unmittelbare Gefahr, doch ihre Absonderungen waren augenscheinlich giftig . V on der leuchtend violetten Schleimspur, die sie hinterließen, stiegen Dämpfe und Blasen auf. Die drei Weggefährten taten gut daran, mit äußerster Vorsicht über die Hinterlassenschaft der Schnecken hinwegzuspringen. Das ätzende Sekret fraß sich wie Säure in den Asphalt.
Das Trio ließ den Teatralny projesd hinter sich und gelangte auf den Lubjanka-Platz. Hier dominierte der siebengeschossige Geheimdienst-Palast.
Tolik betrachtete die Reihen der rußgeschwärzten Säulen, das Portal in der Mitte der Fassade und die Fenster, die in jeder Etage eine eigene Form besaßen. Er erinnerte sich an Korbuts Worte, dass die Lubjanka nicht zu sterben gedenke und allmählich die Metro infiltriere. Inzwischen hätte Tolik der Erzählung des Professors selbst etliche Details hinzufügen können.
Schon bald würde er Korbut gegenüberstehen und ihm einen schönen Gruß von seiner Alma Mater ausrichten.
Tolik ließ den Blick über den unteren, mit grauem Stein verkleideten Teil des Gebäudes schweifen. Entlang der Fassade waren gigantische Bäume mit weit ausladenden Kronen emporgewachsen. Die monströsen Gewächse waren aggressiver als so manches Tier, wenn es darum ging, sich neuen Lebensraum zu erobern: Einige der Bäume waren buchstäblich in die Gebäudewand hineingewachsen. Ihr Astwerk kletterte zielstrebig nach oben und zerstörte die Fassade der ehemaligen FSB -Residenz. Zwischen den gewaltigen Stämmen schimmerte eine Tafel mit Schild und Schwert – dem Wappen der Tschekisten – hindurch.
Arschinow, der die ganze Zeit die Umgebung sondiert und dabei immer wieder in seine Karte geblickt hatte, gab ein Blinkzeichen mit seiner Taschenlampe, um auf sich aufmerksam zu machen. Er hatte das äußerst unscheinbare Abdeckhäuschen des Lüftungsschachts entdeckt.
Der Lubjanka-Platz war eine völlig offene, nur mit niedrigen Sträuchern und Gras bewachsene Fläche, die es so schnell wie möglich zu überqueren galt. Das Trio hatte bereits die Mitte des Platzes erreicht, als sich über dem Dachgiebel des FSB -Gebäudes plötzlich etwas bewegte.
In der Krone eines der Riesenbäume saß eine weitere Kreatur, die die Menschen schon die ganze Zeit beobachtet hatte.
Mit einem lauten Rascheln breitete die Bestie ihre schwarzen Flughäute aus, stieß sich kraftvoll ab und schwang sich in die Luft . V or dem Hintergrund der Mondscheibe konnte man deutlich ihren kleinen, beschopften Kopf und einen langen spitzen Schnabel sehen. Die Flügelspannweite des Monsters betrug mindestens sechs Meter.
Der Pterodaktylus begann über dem Platz zu kreisen. Dabei verursachte er ein schauderhaftes, zischendes Fluggeräusch . A m Ende der dritten Schleife ging er schlagartig tiefer. Die drei Weggefährten rannten panisch und in verschiedene Richtungen davon.
Tolik sah, wie sich ein riesiger Schatten über ihn legte und zwei Klauen mit spitzen Krallen auf ihn zurasten . V or Angst krampfte sich sein Herz zusammen. Er hörte noch den Schnabel klappern, bevor er im Gefühl des sicheren Todes die Augen zukniff …
Nichts passierte. Tolik hob den Kopf und schaute sich um. Das geflügelte Ungeheuer hatte ihn verfehlt.
Doch die nächste Attacke ließ nicht lange auf sich warten. Das hässliche Zwitterwesen aus Echse und Vogel flog zwei weitere Schleifen, dann klappte es die Flügel zusammen und setzte zum Sturzflug an.
Als Opfer hatte sich der Pterodaktylus wieder Tolik ausgesucht, doch der war diesmal auf den Angriff gefasst . A ls die Flugechse nur noch zehn Meter entfernt war, warf er sich auf den Rücken und riss das Sturmgewehr hoch. Das Rauschen der riesigen Flügel war so laut, dass es alle anderen Geräusche übertönte. Tolik hörte seine Salve nicht krachen, er spürte nur, wie das Sturmgewehr rüttelte und gegen seine Schulter schlug.
Die Geschosse trafen und rissen ganze Fleischstücke aus dem Körper des Angreifers. Tolik rollte instinktiv zur Seite und machte einen Hechtsprung. Der Schnabel der Flugechse bohrte sich genau an der Stelle in den Boden, wo er gerade noch gelegen hatte.
Der Pterodaktylus schrie vor Schmerz, hüpfte schwerfällig wie eine Krähe über den Asphalt, breitete die Flügel aus und schwang sich mit Mühe wieder in die Luft. Tolik schoss ihm eine Granate hinterher.
Am Flugstil der Echse war unschwer abzulesen, dass Toliks Kugeln
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