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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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schweigsamen Assistenten des Professors hantierten konzentriert mit dem subtilen Inventar.
    Korbut selbst schlenderte in Begleitung seines Hundes Nikita zwischen den Patientenbetten umher. Letztere waren aus Stahlrohren zusammengeschweißt und verströmten das Flair von Folterbänken. Es waren genau sieben Stück. Tolik lag auf dem letzten, das der Tür am nächsten stand.
    Neben jedem Bett befand sich ein Infusionsständer. In den darin aufgehängten Flaschen blubberte eine durchsichtige Flüssigkeit . V on den Flaschen verliefen lange, transparente Schläuche zu den Kanülen, die in den Armen der schlafenden Männer steckten.
    Ein Stück weit entfernt stand eine abgeschlossene Kammer, in die man durch eine große Scheibe hineinsehen konnte. Im Inneren befand sich eine monströse Apparatur, die aus einer Vielzahl rätselhafter Vorrichtungen, bunten Drähten und Messfühlern bestand. Das Auffälligste daran waren mit Nadeln besetzte Messingringe, die offenbar dazu bestimmt waren, Kopf und Gliedmaßen der Probanden aufzunehmen. War das womöglich die Höllenmaschine, mit der Korbut seine Genmanipulation zur Vollendung brachte?
    Neben Tolik stand das Bett von Kolja. Sein blasses Gesicht wirkte friedlich, seine Wimpern zuckten leicht. Kolja war jetzt nur noch Passagier – unterwegs zur Station »Neue Rasse«. Toliks Schicksalszug schien dagegen in eine andere Richtung zu fahren. Sein Organismus wehrte sich verbissen gegen die Invasion von außen.
    Tolik fielen Korbuts Worte kurz nach seinem Aufwachen ein. Wie hatte er sich ausgedrückt? Inadäquate Reaktion auf das Präparat. Trophische Geschwüre . A bstoßungsreaktion.
    Er musste das Experiment abbrechen! Egal wie!
    Im verzweifelten Versuch, sich zu befreien, spannte Tolik die Muskeln an. Die Fesselung gab keinen Millimeter nach.
    Der Professor, der sich gerade an der Infusion zu schaffen machte, sah den renitenten Patienten mitleidig an.
    »Lassen Sie das, junger Mann. Der Draht schneidet in die Haut ein, und das tut nur weh. Sie wollen mein Labor besichtigen? Bleiben Sie einfach ruhig liegen. Ich erzähle Ihnen alles. Direkt über uns befindet sich das berühmte Gebäude an der Lubjanka. Das älteste Haus am Lubjanka-Platz, in dem noch Dserschinski höchstselbst ein und aus ging. Niemand weiß, wie weit sich die Kellerräume dieses Gebäudes erstrecken. Mein Labor ist nur ein winziger Teil des unterirdischen Labyrinths unter dem Lubjanka-Platz. Früher gehörte ja das ganz e Viertel dem KGB , sowohl über als auch unter der Erde. Jaja, und in den Kellern des Kaufhauses ›Detski Mir‹ hat man die Feinde des Volks in Öfen verbrannt . A ber mich hat dieses Tätigkeitsfeld der Staatssicherheit wenig berührt. Ich war für die Wissenschaft zuständig. Ehrlich gesagt: Ich bin stolz darauf, Teil der Geschichte dieses Orts zu sein. Ob sie nun blutig war oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Wie viele Legenden und Gerüchte rankten sich seinerzeit um diese Kasematten! Es wundert mich kein bisschen, dass die Lubjanka einen Zugang zur Metro gefunden hat. Ich spreche nicht von den Menschen. Der Platz selbst ist nach und nach in den Untergrund durchgesickert, bis es sich schließlich ausgewirkt hat. Sie sind wohl ein überzeugter Anarchist? Vergessen Sie Ihre hehren Ideale. Spucken Sie darauf, und wischen Sie sie weg . A n der Lubjanka haben Ideale keinen Wert. Die Begriffe Gut und Böse gibt es hier nicht. Und auch keinen Gott. Hier gilt das Recht des Stärkeren . V or dem Medizinstudium, als ich noch nicht mal ein Skalpell von einem Wundspreizer unterscheiden konnte, war ich einfacher Mitarbeiter der Staatssicherheit. Ich kann mich noch gut an den Heizer Onkel Fedja erinnern. Der hatte früher Todesurteile vollstreckt. So ein dürrer, kleiner Greis. Er hat immer mit einem Dreimeter-Schürhaken im Ofen herumgefuhrwerkt. Wahrscheinlich hat man ihm diesen Job gegeben, damit er nicht in Kneipen rumhängt und womöglich zu viel plaudert. Der hätte schon was zu erzählen gehabt. Ich würde mal schätzen, dass die Kundschaft von Onkel Fedja in die Tausende ging. Gestorben ist dieser Henker aber ganz friedlich, zu Hause in seinem Bett, im Kreise seiner geliebten Kinder, Enkel und Urenkel. Oder noch eine witzige Geschichte: Ein Bekannter von mir hat alte Schilder gesammelt. Wenn er in den Kellern der Lubjanka irgendwas Lohnendes entdeckt hat, war er sofort mit dem Schraubenzieher zur Stelle. Der Stolz seiner Sammlung war ein Schild mit der Aufschrift ›Leichenschau‹. Das

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