Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Visier des Todes

Im Visier des Todes

Titel: Im Visier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
Vom Netzwerk:
Gestalt torkelte über den Kiesweg auf sie zu.
    »Ichhabeuch ges-sehen! Ja-ha … « Zusammen mit dem Wimmern wehte die Brise eine Alkoholfahne herbei und einen Hauch von Minzschokolade.
    »Bleib hinter mir!« Kay zog sie am Arm zurück und ging dem abendlichen Besucher ein paar Schritte entgegen. Die Gestalt schien noch heftiger zu wanken.
    Leah packte Kay am Arm. »Nein, warte! Das ist Poul.«
    »Poul.«
    »Célines Sandkastenfreund und … na ja … die Rosen, weißt du noch?« Sie drängte ihn zurück, wandte sich Poul zu – und spürte im Rücken Kays angespannten Körper. »Was machst du hier?«
    »Wassich hier mach-che?« Durch den Alkohol fiel es ihm sichtlich schwer, die Wörter zu formen. »Was … was machstu hier mit dem da? Ich … ich hab euch halt ge-gesehen.«
    »Du bist betrunken.«
    »Gesehen hab ich euch! Jawohl.« Er fuchtelte mit den Armen. Der Autoschlüssel, den er in einer Hand hielt, klimperte.
    »Du bist doch nicht in diesem Zustand gefahren?«
    Poul gluckste. »Du wirst dich wundern, was ich in diesem Zustand noch alles kann!«
    »Geh nach Hause.«
    »Und der bleibt? Das hättestu wohl geh-erne!« Er torkelte vorwärts und stolperte. Leah hastete zu ihm und stützte ihn, wurde aber mit einer solchen Wucht zur Seite geschleudert, dass sie fiel und sich die Hände am Kies aufschürfte.
    Sie rollte sich auf die Seite, sah, wie Kay sich auf Puol stürzen wollte, und rief: »Nein!«
    Poul drohte mit der Faust. »Das isssst mein Mädchen! Hörstu?«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte Kay.
    »Mein Mädchen!« Poul fuhr herum, packte Leah am Oberarm und zog sie hoch. Überrascht schrie sie auf. Fast hätte er ihr die Schulter ausgekugelt. Die Alkoholfahne wehte über ihr Gesicht, als er sie an sich drückte und sich seine feuchten, fiebrigen Lippen ihrem Ohr näherten. »Ich warne dich. Halte dich fern von ihm!«
    »Poul!« Sie stemmte sich mit den Händen gegen seine Brust. »Lass mich sofort los! Was ist nur in dich … «
    Er brüllte auf. Sie hörte den Schmerz in seiner Stimme. Mit einem Mal wurde er von ihr fortgerissen.
    Leah taumelte und sah verstört zu, wie Kay ihn packte und gegen den Pfeiler des Vordachs rammte. Poul winselte auf, als ihm die Arme auf den Rücken gedreht wurden.
    »Kay! Kay, hör auf!«, schrie Leah.
    Mit Schwung stieß er Poul erneut gegen den Pfosten. Das Gesicht schlug dumpf gegen das Holz.
    »Kay!« Sie lief zu den beiden Männern und zerrte an Kays Schulter. »Schluss jetzt! Hört auf! Ihr beide!«
    Poul stammelte etwas, gurgelte mit dem eigenen Blut, das ihm aus Mund und Nase lief.
    »Bitte! Tu ihm nicht mehr weh. Er ist bloß betrunken!«
    Nur langsam entspannte sich seine Haltung. Er ließ von Poul ab, der den Pfeiler umarmte, zu Boden rutschte und dabei mit einer Wange am Holz entlangschrammte.
    Kay beugte sich über ihn. »Rühr sie noch einmal an, und ich … «
    »Genug, Kay. Bitte.« Am Ärmel seines Mantels zog sie ihn ein paar Schritte weg. »Er wird niemandem etwas tun.«
    »Gerade eben sah das anders aus.«
    Im Haus quietschten die Dielen. Die Mutter, die herumschlich, sich vermutlich ängstlich an die Tür drückte und dem Gerangel draußen zuhörte. Leah suchte Kays Blick, strich ihm über das Gesicht, über die angespannten Muskeln des Kiefers. »Es ist besser, wenn du jetzt gehst. Mutter soll dich nicht sehen. Sie ist im Moment nicht gut auf Fremde zu sprechen. Du weißt, was beim letzten Mal passiert ist.«
    »Ich soll dich mit diesem Kerl allein lassen?«
    »Ich werde schon mit ihm fertig. Sieh ihn dir doch an.«
    Poul kauerte auf dem Boden und wimmerte, zog ab und zu die Nase hoch und wischte sich immer wieder über das Gesicht.
    Das Türschloss rasselte.
    »Kay, bitte.«
    »In Ordnung. Ich bleibe im Wagen.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Wenn es Schwierigkeiten gibt, ruf mich an. Ich bin in einer Minute bei dir.«
    »Okay. Aber es wird keine Schwierigkeiten geben. Das verspreche ich dir.« Sie hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Er erwiderte ihn nicht, drehte sich um und ging.
    Die Tür öffnete sich. Auf der Schwelle stand ihre Mutter im Veilchen-Nachthemd, dessen Saum bis zum Boden reichte. Nur ihre nackten Füße ragten unter dem Stoff hervor. Sie sah Pouls gekrümmte Gestalt, schlug sich eine Hand vor den Mund und begann leise zu weinen.
    Leah sank auf die Stufen. Sie war müde. Und ein wenig feige. Weil sie nicht wusste, wie sie auf die Tränen ihrer Mutter reagieren, was sie tun oder sagen sollte.
    Die Mutter kniete vor Poul und

Weitere Kostenlose Bücher