Im Wirbel der Gefuehle
... er würde das nie tun«, flüsterte sie geschockt. »Marguerite ist doch auch sein Kind.«
»Nein, sie ist meins.« Sein Blick wurde nachdenklich. »Das sollten wir zumindest annehmen, nicht wahr, ma chere ? Du warst ja in deiner Leidenschaft immer recht hemmungslos, sodass es vielleicht nicht abwegig ist, davon auszugehen, dass du dich auch einmal einem anderen Mann hingegeben hast. Vielleicht ist sie ja auch die Tochter von King, oder was meinst du? Während wir unseren Erfolg feierten, Lenoir aus dem Sattel geschossen zu haben, gestand er freimütig, dass er sich durchaus ein Stelldichein mit dir vorstel-len könnte. Nicht, dass es mich überrascht hätte, denn ich habe ihn schon oft dabei beobachtet, wie er dich lüstern anstarrte. Aber vielleicht hat er ja nicht nur an dich gedacht.«
»Das ist abscheulich, so etwas zu sagen.« Entsetzlich, aber sie konnte so etwas wie eine entfernte Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern erkennen, die ihr vorher nie bewusst gewesen war, irgendetwas in den boshaft funkelnden Augen und an dem eklig feuchten Mund.
Diese Entdeckung machte sie sozusagen nur nebenbei, denn tatsächlich war sie voller Schrecken und Verzweiflung und hätte am liebsten lauthals nach Christien gerufen, damit er ihr gegen dieses Monster beistünde.
»Ja, es ist abscheulich, an so etwas zu denken, aber so ist das nun einmal. Man kommt auf solche Fantastereien, wenn man mit einem eingeschlagenen Schädel auf dem Boden liegt und nur ein Stück Fleisch hat, um seine Wunde zu kühlen.«
»Nicht!«, flüsterte sie und wünschte sich, sie könnte Marguerites Ohren zuhalten. Es drängte sie danach, einfach wegzulaufen. Das hätte ihr auch gelingen können, sie wäre womöglich in ihrer Wut imstande gewesen, sich an Theodore vorbeizukämpfen, doch mit Marguerite auf ihrem Arm, die zudem mit jeder Minute schwerer wurde, schien es aussichtslos zu sein.
»Wie du willst«, sagte er scheinbar versöhnlich.
»Du hast Kingsley umgebracht, weil er so unvorsichtig war zuzugeben, dass ... dass ...«
»Dass er hinter dir her war? Oh, nein, es ging um etwas viel Wichtigeres, um Geld.«
Wenn er dachte, dass er sie damit traf und sie auf ihre eigentliche Stellung als unmündige Ehefrau zurückwerfen könnte, dann irrte er. Sie hatte durchaus das Selbstbewusstsein, aufzubegehren. »Da bin ich ja erleichtert, denn es wäre mir nicht Recht gewesen, der Grund für den Tod dieses Mannes zu sein.«
»Natürlich, da ist ja immer noch Lenoir. Wir müssen nicht groß über ihn nachdenken, oder? Jeder weiß doch, was ihr miteinander hattet.«
Sie zuckte noch nicht einmal mit der Wimper, ob seiner rohen Worte. »Was geht dich das an?«, fragte sie dann doch, als die Wut wieder in ihr hochstieg und sie die unterschwellige Furcht besiegte. »Es war dir doch völlig egal, wie es mir oder Marguerite eigentlich ging, bis ein anderer Mann in unser Leben trat.«
»Hättest du denn gewollt, dass ich mich um dich kümmere? Hättest du mich mit der gleichen Hingabe wie Lenoir gepflegt, meine Wunden versorgt?«
»Du ... du warst mein Ehemann. Es wäre meine Pflicht gewesen, deine Wunden zu verarzten.«
»Ich bin immer noch dein Ehemann«, erwiderte er selbstzufrieden. »Und nun, wo mir wieder bewusst wurde, dass es jenseits dieses Hauses, das für mich wie ein Grab war, noch ein Leben gibt, wo ich weiß, dass Vinot viel zu schwach ist, um mir gefährlich zu werden, kann ich wieder unbeschwert dieses Anwesen betreten und alle meine Rechte zurückfördern. Es war alles nur eine Frage der Zeit.«
»Glaubst du wirklich, Vinot wird dich nicht mehr verfolgen? Er hat so lange darauf gewartet, seine Rache vollstrecken zu können.«
»Es könnte gut sein, dass er nicht mehr lange leben wird.«
»Das ist wohl deine Antwort auf alle Probleme, diejenigen zu töten, die dir im Wege stehen?«
Er machte eine abfällige Handbewegung. »Das hat den Vorteil, dass es eine dauerhafte Lösung ist.«
»Du bist ein Monster! Dir ist alles egal, und du scherst dich um niemanden, nur um dich selbst. Du hast all die letzten Wochen deine Tochter terrorisiert, du hast Christien im Dunkeln aus dem Hinterhalt vom Pferd geschossen, wie ein Feigling, und du hast Kingsley umgebracht. Und jetzt ...«
»Jetzt habe ich dich da, wo du hingehörst und bleiben wirst.«
»Du erwartest von mir, wieder mit dir hier zu leben? Niemals, das ist unmöglich.«
»Du ziehst also den Fechtmeister vor? Zu schade. Er wird dich nie bekommen.«
»Du meinst ...«
»Eher
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