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Im Wirbel der Gefuehle

Titel: Im Wirbel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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tut mir leid. Ich war an jenem Abend nicht zu Hause.«
    »Sie waren in der Stadt, oder?«
    »Sie meinen beim Kartenspielen?« Cassard grinste. »Ich kann es Ihnen kaum übel nehmen, wenn Sie sich darüber wundern mögen, aber nein, war ich nicht. Die Aufregung mit Marguerite hatte meiner Frau einen ihrer Nervenzusammenbrüche beschert. Zur Beruhigung vor dem Schlafengehen war ihr nur noch eine kleine Menge Laudanum übrig geblieben, sodass ich mich gezwungen sah, in die Stadt zu fahren, um Nachschub zu besorgen. Da die Apotheke, in der man dieses Beruhigungs- und Schlafmittel bekommt, jedoch erst am nächsten Morgen öffnete, blieb ich über Nacht in unserem Stadthaus. Als ich dann wieder zurückkehrte, war die unglückselige Geschichte schon passiert.«
    Das machte Sinn, dachte sich Christien. Wenn Cassard auf dem Anwesen geblieben wäre, hätte sich der Mörder das sicherlich zweimal überlegt, ob er ins Haus eindringt oder nicht.
    »Wie lange genau ist dies alles nun schon her?«
    »Über zwei Jahre, denn Marguerite ist jetzt bereits fünf, und damals war sie gerade einmal drei Jahre alt.
    Wissen Sie, wir müssen davon ausgehen, dass sie damals alles mitangesehen hat, denn sie war ja in dem gleichen Zimmer gewesen. Man möchte meinen, dass sie keinerlei Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse hat, da sie ja noch ein Kleinkind war, doch leider verfolgen sie seit dieser Nacht immer noch Albträume, und sie sieht überall irgendwelche Monster. Sie behauptet sogar, dass sie an dem Abend, als Sie Marguerite auf der Straße vor dem Theater gerettet haben, eines gesehen habe. Ich dachte auch, dass es ihr helfen würde, wenn ich sie davon erlöse, schwarze Trauerkleider zu tragen, doch leider ...«
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf und verstummte.
    Papa, oh Papa.
    Der angsterfüllte Schrei des kleinen Mädchens hallte in Christiens Kopf wider, und all die Gedanken, die er sich um diese Nacht gemacht hatte, kamen wieder hoch. Er dachte eigentlich, dass er Marguerite an ihren Vater erinnerte, doch das schien angesichts dessen, was er gerade gehört hatte, eher unwahrscheinlich zu sein. Aber was bedeutete es wirklich?
    »Marguerite und ihr Vater«, fragte er stirnrunzelnd, »standen die beiden sich sehr nahe?«
    Cassard warf Christien einen kurzen Blick mit zusammengekniffenen Augen zu. »Theodore war nicht gerade das, was man einen liebenden Vater nennt. Er war viel zu sehr mit seinen Freunden beschäftigt, mit denen er durch die Lokale zog und die sich gegenseitig ihre Männlichkeit bewiesen.«
    »Mit anderen Worten, recht wild.«
    »Unreif, würde ich eher sagen«, seufzte er nachgiebig. »Die Männer, die schon in jungen Jahren heiraten, noch bevor sie von den Vergnügungen der Stadt genug haben, versagen meistens und schaffen es nicht, sich in die Rolle eines verantwortungsbewussten Ehemanns und Vaters zu finden. Erst mit dem Alter wird es dann besser.«
    »Das lastet dann schwer auf den Ehefrauen.«
    »Die ebenfalls jung und unerfahren sind, ja, obwohl ihnen in der Regel die Familie beisteht.«
    »Ich nehme an, es war bei ihrer Tochter eine arrangierte Ehe?«
    »Es schien eine gute Verbindung zu sein«, verteidigte sich Cassard instinktiv. »Theodore war der einzige Erbe seiner Eltern, wie ich ja bereits erwähnt hatte. Er und Reine waren gleich alt und spielten zusammen, schon seit sie krabbeln konnten. Sie schienen auch nicht voneinander abgeneigt zu sein. Mit Theodores Familie pflegten wir bereits jahrelang gute Nachbarschaft. Da gab es schon weitaus schlimmere Eheschließungen.«
    »Das war wohl wahr, dachte sich Christien, und außerdem musste diese Verbindung zumindest so weit funktioniert haben, dass Marguerite aus ihr hervorging. Bevor er noch diesen unaussprechbaren Gedanken Vorbringen konnte, hörte er das dumpfe Geräusch von nahenden Schritten. Er drehte sich um und sah Marguerite, an die er gerade gedacht hatte, die Allee, die sie entlangspaziert waren, hinunterrennen, direkt auf sie zu.
    Marguerite Pingre trug über ihren Röcken eine geraffte Schürze, darunter eine Strumpfhose und weiße Stiefelchen an ihren kleinen Füßen. Ein hochgestecktes, rosarotes Band hielt ihre wild durcheinanderwirbelnden Haare aus dem Gesicht, doch mit jedem ihrer schnellen, unbeholfenen Schritte drohte es sich mehr und mehr von seinem angestammten Platz zu lösen. Um sie herum lief spielend der große, rotbraune Jagdhund, der Christien schon bei seiner Ankunft begrüßt hatte. Mit wedelndem Schwanz und heraushängender

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