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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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um sich so vor ihr zu entblößen, erwärmte sie mehr, als der Wein es vermochte.
    Er genoss den Trank mit geschlossenen Augen. Dann sah er sie ernst an. „Du hast deine Gaben wieder.“
    „Sie sind nicht so stark, wie sie früher waren. Wahrscheinlich weil wir in der Stadt sind. Ich kann Wolf spüren, so wie Adrek es von Puma gesagt hat. Schwach, aber er ist jetzt bei mir. Ich weiß nicht, was ich getan habe, um das zu verdienen.“
    „Erinnerst du dich, was ich zu dir gesagt habe? Darüber, dass du keinen Frieden mit dir selbst schließen kannst, solange du dem Feind nicht verziehen hast? Indem du meine Wunde hinnimmst, hast du genau das getan.“ Er streichelte ihr den Arm. „In deinen Augen bin ich ein Held, und in meinen bist du eine Kriegerin. Wir mussten nur lernen, uns mit den Augen des anderen zu sehen.“ Er berührte ihr Kinn. „Glaubst du immer noch, du bist eine Mörderin?“
    Sie starrte auf einen Fleck an der Wand und erinnerte sich an die Schlacht. Die Gesichter derer, die sie umgebracht hatte,machten sie traurig, aber sie fühlte sich nicht länger schuldig. „Nein. Ich musste es tun.“ Sie hörte die neue Kraft in ihrer Stimme. „Und ich würde es wieder tun.“
    „Das musst du vielleicht, wenn Rhias Plan uns Zugang zum Haus der Senatorin verschafft.“
    Alanka dachte an Marek, daran, wie er in diesem Zimmer gesessen hatte, all seiner Wildheit beraubt. Sie würde ihn da rausholen, und wenn sie jeden einzelnen Bewohner dieses Hauses erschießen musste.
    Beruhige dich, sagte sie zu sich selbst und atmete tief durch, um ihre Wut niederzukämpfen. Sie war so lange nur auf sich selbst gerichtet gewesen, dass sie jetzt nach einem anderen Ziel lechzte.
    „Du musstest nie irgendetwas Bestimmtes tun, um Wolfs Gunst zu verdienen“, sagte Filip. „Du musstest nur dir selbst vergeben.“
    Sie sah zu, wie seine Hand über ihre Taille glitt, und fragte sich, ob sie je so sanft zu sich selbst sein könnte, wie er zu ihr war. Vielleicht konnte er es ihr beibringen.
    „Ja“, sagte sie. „Ich will dich heiraten.“
    Filip starrte sie an, und einen Augenblick lang glaubte sie, er würde sein Angebot zurückziehen. Vielleicht hatte er in dem Augenblick, in dem sie sich geliebt hatten, allen Respekt für sie verloren. Die seltsamen Ansichten seines Volkes könnten sich jetzt, da er zu Hause war, wieder bemerkbar machen.
    „Tun wir es gleich“, sagte er.
    „Heiraten? Um diese Zeit?“
    „Gleich hier. Legal können wir es in Ilios sowieso nicht machen, also können wir unseren Schwur auch gleich jetzt ablegen.“
    „Welchen Schwur?“
    Er blinzelte zur Decke. „Ich glaube, es geht größtenteils um Besitz. Das können wir auslassen, wir haben ja nichts.“
    „Was bedeuten eure Hochzeiten sonst noch?“
    Er verschränkte die Finger mit ihren und presste ihre Handflächen aneinander. „Treue. Noch vor der Familie und dem Ortder Geburt. Wir werden zu einem Staat mit zwei Bürgern.“ Er hob eine Augenbraue. „Und irgendwann drei, vier, fünf …“
    „Zwei reicht erst mal“, sagte sie.
    „Zwei sind perfekt.“ Er küsste sie. „Wie ist es bei kalindonischen Hochzeiten?“
    „Sie sind kurz und selten. Wir schwören im Namen unserer Geister, einander ewig zu lieben. Das ist ein schwer zu haltendes Versprechen.“
    „Ich verspreche, dich ewig zu lieben“, erwiderte er schnell und fügte noch hinzu: „Im Namen von Pferd.“ Er dachte einen Augenblick nach. „Das war überhaupt nicht schwer.“
    Sie lachte und konnte gar nicht mehr damit aufhören. Seit sie zwölf Jahre alt gewesen war, hatte sie von ihrem Hochzeitstag geträumt, und jetzt war er mitten in der Stadt des Feindes über sie gekommen, während sie nackt neben einem Teller voll fremder Früchte lag.
    Filip wartete geduldig. „Es ist schön, dich lachen zu hören, Alanka. Aber du hättest dir einen besseren Augenblick aussuchen können, um deinen Sinn für Humor wiederzufinden.“
    Sie rieb sich das Gesicht und wurde wieder ernst. „Filip, im Namen von Wolf verspreche ich, dich ewig zu lieben.“ Sie küsste ihn sanft.
    Er sah sie an, als wollte er diesen Augenblick für die Ewigkeit festhalten.
    „Was machen die Kalindonier danach?“, fragte er.
    „Alle essen und trinken, bis sie das Bewusstsein verlieren, und wenn sie wieder aufwachen, essen und trinken sie noch mehr. Dann kommt die Orgie.“
    Er riss die Augen auf. „Du machst Witze.“
    Sie kicherte. „Keine offizielle – so endet es nur meistens. Es bringt Glück, in der

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