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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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seriöses Kapital anzuziehen –, und dieser weichbäuchige, fettköpfige Polit-Funktionär, der noch nie, nicht einmal im Zorn, einen Menschen erschossen hatte, verstand sich sehr viel geschickter darauf, die Leute dazu zu bringen, daß sie ihn mochten, als ihnen zu sagen, was sie tun sollten.
    Es half auch nicht, daß sich keine zwei überlebenden Augenzeugen fanden, die auch nur über eine einzige Eigenschaft des verantwortlichen Mannes übereinstimmende Auskünfte geben konnten – abgesehen von der Tatsache, daß er ein Schwert trug, und das war doch schwer zu schlucken, selbst wenn ein Bein und zwei Köpfe abgetrennt auf dem Boden liegend vorgefunden wurden. Weshalb sollte heutzutage einer ein Schwert mit sich herumschleppen, wenn man doch durch die hilfreichen Hände moderner Technologie in die Lage versetzt war, einem Mann noch auf eine Viertelmeile die Lunge zu durchlöchern?
    Auch konnte niemand zuverlässig sagen, in welche Richtung der Wahnsinnige verschwunden war; bald hatte man acht zur Auswahl, um die man sich nun streiten konnte. Die Tramps hätten ein wenig Licht in das Dunkel bringen können, vor allem Denver Bob Hobbes, aber da sie sich sehr wohl ausmalen konnten, wer wahrscheinlich an erster Stelle auf der Liste stehen würde, wenn die Mächtigen erst einmal anfingen, die Schuld an dieser Sache zu verteilen, waren sie schleunigst in eben diese acht Richtungen verduftet.
    Aber irgendwo hatte irgendwer gehört, wie irgend jemand gesagt hatte, der Killer sei ein Chinamann gewesen, und als dieser Gedanke durch das Camp raste, nahm er rasch felsenfeste Gestalt an: Wer außer einem durchgedrehten Reisaffen würde einen Trupp weißer Männer mit einem Schwert zu Chop Suey verarbeiten? Ein Apache zum Beispiel, sagte jemand und löste damit eine angeregte Debatte über die Unkultur des Roten und des Gelben Mannes aus.
    Sheriff Tommy Butterfield konnte sich später nicht daran erinnern, ob er der erste gewesen war, der davon gesprochen hatte, Buckskin Frank hinzuzuziehen – er war es nicht –, aber als Vollblutpolitiker war Tommy mehr als bereit, diese Idee auf seinem Konto zu verbuchen. Wäre Franks Einsatz erfolgreich, könnte er dies zum Angelpunkt seines nächsten Wahlkampfes machen. Tommy wußte, es gab ein ganzes Faß voller Details zu klären, bevor man ihn hier herausholen würde, aber über eines war der Mob im Camp sich an diesem Morgen im klaren: Wenn es im Arizona Territory einen Mann gab, der diesen mörderischen Heiden zur Strecke bringen konnte, dann war es Buckskin Frank McQuethy Im Gegensatz zu Sheriff Tommy hatte Frank eine ganze Reihe von Leuten auf beiden Seiten des Gesetzes erschossen, erstochen und erwürgt. Frank hatte seine illustre Karriere als Deputy unter Arizonas Publicity-Genie Wyatt Earp begonnen, in den Blütezeiten der Stadt Tombstone zu Anfang der achtziger Jahre. Lange bevor Wyatt sich als Nationalheld neu erfunden hatte, war Frank mit den Earps als Rausschmeißer und Barkeeper im Oriental Saloon beschäftigt gewesen, einem der prächtigsten Hurenhäuser im ganzen Westen. Wyatt war ein Hundesohn mit Charisma -Frank bewunderte ihn wider Willen für seine Tatkraft und seinen unerbittlichen Ehrgeiz –, und als die Earps sich der wirtschaftlichen Herrschaft über Tombstone bemächtigt hatten, ließ Frank sich an ihren Rockschößen zu Wohlstand und niederem Ruhm schleifen.
    Aber für einen Mann, der seinen Lebensunterhalt mit dem Revolver verdiente, ließ sich Frank von einem ganz und gar unpassenden Gefühl für Recht und Unrecht leiten, wenn es um glatten Mord ging, und dies führte zu einem Streit mit den Earps, als er sich weigerte, beim Abschlachten der Clanton-Gang mitzuhelfen, einer miesen Bande von schwachsinnigen Pferdedieben, die den tödlichen Fehler begangen hatten, sich in ihre Unternehmungen hineinzudrängen. Während Wyatt damit beschäftigt war, den niederträchtigen, einseitigen Hinterhalt zum Triumph am O. K.-Corral umzumünzen, zog Frank nach Norden und verfestigte seinen Ruf als hartgesottenes Rauhbein mit einem Zwischenspiel als Army-Scout im Krieg gegen Geronimo. Seinen Spitznamen ›Buckskin‹ hatte er von der gelben Hirschlederjacke, die er sich zulegte; kurz darauf fingen die Zeitungen an zu schreiben, Buckskin Frank könne einen Mann über hundert Meilen harte Erde verfolgen und einer Klapperschlange die Augen ausschießen. Aber schließlich hatte er die Kunst der Selbst-Mythologisierung von einem Meister gelernt.
    Frank McQuethy war nie etwas

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