Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
sein Visier. Der arme Kerl da draußen hatte den ersten Schuss nicht einmal bemerkt …
»Feuer!«
»Zu Befehl…«
Noch ein Rückstoß und …
»Getroffen! Guter Schuss, Wanja!«
Die dritte Kompanie erledigte ihre Sache gut. Die Zeit, die sie mit Schießübungen verbracht hatte, machte sich jetzt bezahlt, dachte Komanow. Das Ganze war wirklich besser, als in einem verdammten Bunker zu sitzen und darauf zu warten, dass sie kamen …
»Was ist das?«, fragte Marschall Luo.
»Genosse Marschall, kommen Sie her und sehen Sie selbst«, drängte der junge Oberstleutnant.
»Was ist das?«, fragte der Verteidigungsminister mit leiser werdender Stimme … »C ao ni ma «, hauchte er. Dann donnerte er los: »Was zum Teufel ist das?«
»Genosse Marschall, dies ist eine Internet-Site. Angeblich eine Liveübertragung vom Kriegsschauplatz in Sibirien.« Der junge Führungsoffizier geriet außer Atem. »Es zeigt, wie die Russen die 34. Stoßarmee bekämpfen…«
»Und?«
»Diesem Bericht zufolge schlachten sie unsere Männer ab«, fuhr der Oberstleutnant fort.
»Warten Sie mal – wie ist das möglich?«, fragte Luo.
»Genosse, diese Überschrift hier lautet darkstar . ›Dark Star‹ ist der Name eines unbemannten amerikanischen Luftfahrzeuges, einer Aufklärungsdrohne, die taktische Informationen sammelt. Sie scheinen mit Hilfe dieses Dings Informationen ins Netz zu stellen, sozusagen als Propagandawerkzeug.« Es gab keine Möglichkeit, die Tatsachen irgendwie zu umschreiben, und im Übrigen war er überzeugt von deren Richtigkeit.
»Erzählen Sie mir mehr darüber.«
Der Offizier war ein Nachrichtenspezialist. »Das erklärt, warum sie so großen Erfolg gegen uns hatten, Genosse Marschall. Sie können alles rechtzeitig sehen. Es ist, als ob sie unsere Kommandositzungen abhören würden oder unsere Stab- und Planungssitzungen. Es gibt nichts, was wir dagegen tun könnten«, endete der Stabsoffizier.
»Sie entsetzlicher Defätist!«, raunzte der Marschall wütend.
»Vielleicht gibt es irgendein Mittel, diesen Vorteil auszuschalten, aber ich kenne es nicht. Systeme wie dieses sehen im Dunkeln genauso gut wie im Hellen. Verstehen Sie, Genosse Marschall? Mit diesem Werkzeug können die anderen alles sehen, was wir tun! Sie sehen uns, lange bevor wir ihre Einheiten angreifen. Es gibt kein Überraschungsmoment mehr … schauen Sie hier«, sagte er und zeigte auf den Bildschirm. Eine der Schützendivisionen der 34. Armee bewegte sich nach Osten. »Sie sind hier…« Er zeigte auf eine Karte auf dem Tisch. »… und der Feind ist hier. Wenn unsere Truppen ungesehen bis zu diesem Punkt vordringen könnten, wäre es möglich, die linke Flanke der Russen treffen, aber es dauert zwei Stunden, um dorthin zu gelangen. Die Russen brauchen nur eine Stunde, um eine ihrer Einheiten als Blockade dazwischenzuschieben. Das ist ihr Vorteil«, schloss er.
»Die Amerikaner tun uns das an?«
»Offenbar. Die Bilder im Internet kommen aus Amerika, von der CIA.«
»Deshalb konnten uns die Russen also schlagen, ja?«
»Ja. Sie haben heute jede unserer Bewegungen vorhergesehen. Dieses Werkzeug muss ihnen dabei geholfen haben.«
»Warum verbreiten die Amerikaner diese Informationen übers Internet, wo sie jeder sehen kann?«, wunderte sich Luo. Die nahe liegende Antwort kam ihm nicht in den Sinn. Informationen, die man an die Öffentlichkeit gab, mussten schließlich sorgfältig überprüft und aufbereitet sein, damit die Arbeiter und Bauern auch die gewünschten Schlussfolgerungen zogen!
»Genosse, es wird schwierig sein, im Fernsehen zu verbreiten, dass der Krieg zu unseren Gunsten verläuft, wenn sich jeder, der einen Computer besitzt, diese Bilder ansehen kann.«
»Ahh.« Das war kaum ein Laut der Zufriedenheit, sondern mehr der plötzlich aufkommenden Angst. »Jeder kann sich das ansehen?«
»Jeder mit einem Computer und einer Telefonverbindung.« Der junge Oberstleutnant blickte auf, aber er sah nur noch den Rücken von Luo, der sich entfernte.
»Jetzt darf ich wohl von Glück reden, dass er mich nicht erschossen hat«, bemerkte er.
»Das kann immer noch passieren«, antwortete ein anderer Oberst. »Aber ich glaube, Sie haben ihm Angst gemacht.« Er sah auf die Wanduhr. Es war 16 Uhr.
»Nun, es ist aber auch besorgniserregend.«
»Dummkopf! Verstehen Sie denn nicht? Jetzt kann er die Wahrheit auch nicht mehr vor dem Politbüro geheim halten.«
»Hallo, Juri«, sagte Clark. Es war schon etwas anderes, sich in
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