Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
nichts passieren, es sei denn, jemand stört sich an seinem Haarschnitt. Wie auch immer…« Sie reichte ihrem Mann die Nachricht aus Peking.
Der CIA-Direktor las die Zeilen dreimal, bevor er das Blatt zurückgab. »Es drängt ihn offenbar ins Bett, was nicht besonders professionell ist. Sich so zu engagieren …«
»Ich weiß, Ed, aber man muss die Karten spielen, die man bekommen hat. Und wenn wir ihr den gleichen Computer, den auch Chet hat, zukommen lassen könnten, wäre für ihre Sicherheit gesorgt.«
»Und wenn da ein Fachmann den Apparat auseinander nimmt?«, dachte Foley laut.
»Ach, Ed, das ist eine so harte Nuss, dass an ihr selbst unsere besten Leute verdammt lange zu knacken hätten. Und außerdem, denk bitte daran, die Projektleitung liegt bei mir. Und ich halte die Sache für halbwegs sicher.«
»Beruhige dich, Liebes«. Der CIA-Direktor hob wie zur Abwehr die Hände. »Okay, ich glaube dir. Aber Bedenken anzumelden ist doch wohl noch gestattet, oder?«
»Natürlich, Schnuckel.« Und wenn sie dann auch noch so lächelte, wie jetzt, ließ er ihr alles durchgehen.
»Hast du ihm schon grünes Licht gegeben?«
»Was denkst du denn?«
Er nickte resigniert mit dem Kopf. Seine Frau als Mitarbeiterin zu haben, machte ihm doch häufig schwer zu schaffen. Er kam einfach nicht gegen sie an. »Also gut, Liebes, es ist deine Operation. Mach was draus, aber …«
»Aber was?«
»Wir sollten den Namen ändern. DSCHINGHIS hat allzu verräterische Konnotationen, und wir wollen doch nichts riskieren, oder?«
Mary Pat gab ihm Recht. Sie und ihr Mann hatten einmal als Führungsoffiziere einen Agenten mit dem Decknamen CARDINAL betreut. Es handelte sich um Oberst Michail Semjonowitsch Filitow, der schon seit über 30 Jahren im Kreml arbeitete und äußerst brisante Informationen an sie weitergab – Informationen sowohl über die Politik im Kreml als auch über fast alle Bereiche und Aspekte der russischen Streitkräfte. Aus irgendwelchen technischen, mittlerweile aber nicht mehr nachvollziehbaren Gründen war CARDINAL nie und nirgends als normaler Agent vor Ort registriert gewesen, was ihm das Leben gerettet hatte, als mehrere Landsleute, die ebenfalls für Amerika spioniert hatten, von Aldrich Ames verraten worden waren. Ames hatte für jeden Kopf, den er auslieferte, rund 100 000 Dollar eingesackt. Dass er schließlich selbst mit dem Leben davonkam, war etwas, das Ed und Mary sehr bedauert hatten.
»Okay, Eddie, wir lassen den Namen allmonatlich abändern. Immer schön vorsichtig sein, nicht wahr, Schätzchen? Sorgst du dafür, oder soll ich das machen?«
»Wir warten ab, bis uns seine Eroberung erste Informationen zukommen lässt. Wichtig aber ist, dass wir schon jetzt DSCHINGHIS austauschen. Der Name verweist allzu deutlich auf China.«
»Wie wär’s vorläufig mit SORGE?«, schlug sie vor und schmunzelte verschmitzt. Richard Sorge war einer der größten Geheimagenten, die je verdeckt operiert hatten. Der Mann mit der deutschen Nationalität hatte in Diensten der Sowjetunion gestanden und war wahrscheinlich derjenige gewesen, der maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass Hitler seinen Ostfeldzug gegen Stalin nicht gewinnen konnte. Trotzdem hatte der sowjetische Diktator keinen Finger gerührt, um ihn vor der Hinrichtung zu schützen. »Dankbarkeit«, so soll Jossif Wissarionowitsch einmal gesagt haben, »ist eine Krankheit von Hunden.«
Der CIA-Direktor nickte. Seine Frau hatte wirklich Sinn für Humor, nicht zuletzt in dienstlichen Angelegenheiten. »Wann, glaubst du, werden wir wissen, ob sie mitspielt?«
»Ich schätze, sobald Chet sie flach gelegt hat.«
»Mary, hast du jemals …«
»Im Einsatz? Ich doch nicht!« Sie nahm grinsend die Unterlagen vom Tisch und wandte sich der Tür zu. »Außer mit dir, Schnuckel.«
Dank günstiger Winde landete die DC-10 der Alitalia eine Viertelstunde früher als vorgesehen. Renato Kardinal DiMilo gefiel es, zu glauben, dass dieser angenehme Zeitgewinn auf seine Gebete zurückzuführen war. Er diente dem Vatikan schon viele Jahre als Diplomat und war daher zwar an lange Flüge gewöhnt, hatte sich aber mit dieser Art zu reisen nie anfreunden können. Er trug seinen rot-schwarzen Anzug, eine Art Uniform, die, obwohl von einem der besten Herrenausstatter Roms maßgeschneidert, ziemlich unbequem aussah. Einer der Nachteile seiner klerikalen und diplomatischen Funktion bestand darin, dass er zum Beispiel während des Fluges nicht einfach wie andere sein
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