Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
oberster Brückenbauer heißt, da er eine Brücke zwischen Gott und den Menschen schlagen sollte). DiMilo hatte schon in sieben verschiedenen Ländern als Gesandter des Vatikans gewirkt. Vor dem Niedergang der Sowjetunion war er hauptsächlich im osteuropäischen Raum tätig gewesen, wo er sich mit Kommunisten über das Für und Wider des Kommunismus auseinander gesetzt hatte, meist zu deren Ärger und zu seiner Erheiterung. Dass ihm das hier nicht möglich sein würde, war dem Kardinal bewusst. Hier stand nicht nur der Marxismus zur Diskussion, sondern eine völlig andere Kultur. Konfuzius hatte schon vor 2 000 Jahren eine bis heute nachhaltige Sittenlehre entworfen, von der sich die des Abendlandes deutlich unterschied. Wie überall auf der Welt gab es natürlich auch hier die Möglichkeit, christliche Lehren zu verbreiten, aber sie fielen hier auf sehr viel weniger fruchtbaren Boden als anderswo. Ein Chinese würde sich einem christlichen Missionar allenfalls aus Neugier zuwenden und über das Evangelium, wenn er es hörte, nur staunen können, war es doch so gänzlich anders als die Überzeugungen, die von alters her in seinem Land gelehrt wurden. Sogar solche Glaubensvorstellungen, die mit der chinesischen Tradition mehr oder weniger gut in Einklang zu bringen waren – wie zum Beispiel die dem östlichen Spiritualismus verpflichtete Bewegung Falun Gong –, wurden hier zum Teil mit brutaler Härte unterdrückt. Kardinal DiMilo verinnerlichte sich noch einmal, dass er in eines der letzten ›heidnischen‹ Länder gekommen war, in dem sich Glücklichen oder Unglücklichen – je nachdem – noch die echte Möglichkeit zum Martyrium bot. Er trank von dem Wein und versuchte auszumachen, wie weit seine innere Uhr und die Ortszeit voneinander abwichen. Wie auch immer, der Wein schmeckte gut und ließ ihn an sein Zuhause denken, das er im Grunde nie verlassen hatte, auch wenn er in Moskau oder Prag gewesen war. Peking jedoch … Peking stellte wohl auch in der Hinsicht ganz andere Anforderungen.

8
UNTERGEBENE UND UNTERWÄSCHE
    Es war für ihn nicht das erste Mal, hier und jetzt jedoch besonders aufregend, heikel und sogar ein bisschen gefährlich. Hauptsächlich war es eine Übung für das Gedächtnis und die Augen. Am schwersten fiel ihm die Umrechnung englischer in metrische Maßzahlen. Die perfekte weibliche Figur hatte angeblich die Maße 36-24-36 und nicht etwa 91,44-60,96-91,44.
    In einer ähnlichen Situation war er das letzte Mal in der Beverly Center Mall von Los Angeles gewesen, wo er für Maria Castillo eingekauft hatte, eine pralle Lateinamerikanerin, die ganz entzückt gewesen war, dass er ihre Taille um fünf Zentimeter enger eingeschätzt hatte. Im Falle eines Irrtums griff man besser zu niedrig, wenn in Zahlen gemessen wurde, und zu hoch, wenn Buchstaben angehängt waren. Eine Brust der Größe 36B auf 34C zu schätzen war nicht weiter tragisch, aber wehe, man schätzte den Umfang einer 60-Zentimeter-Taille auf 70 Zentimeter. Stress, so dachte Nomuri kopfschüttelnd, hatte die unterschiedlichsten Anlässe und Ausmaße. Er wollte unbedingt richtig liegen und durfte sich seine Chancen bei Ming auf keinen Fall verderben, denn er wollte sie nicht nur als Informantin, sondern auch als Geliebte.
    Die Farbwahl war einfach. Natürlich kam nur Rot in Betracht. In China galt Rot immer noch als ›gute‹ Farbe, was ganz günstig war, denn für ihre Unterwäsche wählten Frauen am liebsten eben diese Farbe, die Farbe der Abenteuer, der Kicherlaute und … der Freizügigkeit. Und Freizügigkeit diente nicht nur hormonellen, sondern auch seinen beruflichen Zwecken. Es gab auch noch anderes zu bedenken. Ming war klein, ungefähr ein Meter fünfzig, schätzte Nomuri, klein, aber nicht zierlich. In Kalifornien hätte man sie für übergewichtig gehalten. Nomuri aber fand ›vollschlank‹ als Bezeichnung angemessener. So war sie halt gebaut, und weder Sport noch Fastenkuren würden daran etwas ändern. Ihre Taille maß wohl knapp 70 Zentimeter. Die Brust, kaum mehr als 34B … vielleicht 34C – nein, maximal B+, beschied er. Also, auszusuchen waren ein BH der Größe 34B und ein Slip – aus roter Seite, feminin und ein bisschen frivol, etwas, worüber sie, wenn sie sich im Spiegel sähe, zu kichern anfinge. Oder vielleicht würde sie auch sehnsüchtig seufzen und jenes besondere, nach innen gerichtete Lächeln zeigen, das Frauen für solche Momente haben. Dann wusste man, dass sie einem zugetan

Weitere Kostenlose Bücher