Im Zeichen des Highlanders
Roderick gesehen hatte, brachte ein Blick auf diesen Mann all die alten, hässlichen Gefühle zurück, und noch immer war ihm übel davon. Auch dieses Gefühl hasste er.
Ian lehrte ihn, stark zu sein, doch jetzt wusste Callum, dass er noch nicht stark genug war. Im Inneren war er noch immer ein verängstigter kleiner Junge. Am liebsten hätte er sich hingesetzt und geweint, geschluchzt wie ein kleines Kind. Callum schwor sich, Sir Roderick nicht noch einmal zu erlauben, dass er sich schwach fühlte, diesem Mann nicht noch einmal zu erlauben, ihn zum Weinen zu bringen.
Er rannte los und sagte sich dabei, dass Kirstie ihn gernhatte. Er musste sie retten. Sie war die Einzige, die sich je um ihn gekümmert hatte, und er würde sie nicht diesem Untier überlassen. Wenn sie Kirstie verloren, würden auch Sir Payton, der starke Ian und Klein-Alice unglücklich sein, und auch das durfte er nicht zulassen. Alle waren sie nett zu ihm gewesen, hatten sie ihn wie einen normalen kleinen Jungen behandelt, sogar wie einen Jungen, der bald erwachsen war. Und das, obwohl sie wussten, was Sir Roderick ihm angetan hatte. Bei ihnen hatte er einen Zufluchtsort gefunden, an dem er keine Angst haben oder sich schämen musste. Und das würde er nicht von diesem Untier kaputtmachen lassen.
Callum spürte, wie ihm ein Schluchzen im Hals steckte und schluckte. Trotz all seiner Gebete war das Untier wieder da. Es machte wieder alles finster, voller Angst und Schrecken. Callum fing an, jeden Fluch auszustoßen, den er nur kannte. Er würde das Untier nicht gewinnen lassen. Er würde diesem Untier nicht erlauben, seiner Herrin und ihren Freunden wehzutun. Plötzlich packte ihn jemand am Arm und Panik überfiel ihn.
»Hallo, mein Junge, was fehlt dir?« Ian bekam große Augen, als Callum einen Dolch aus dem Ärmel zog. »Ich bin’s, Ian, Junge. Hörst du mich? Du weißt, dass ich dir nichts tun würde. Du kannst das Messer wegtun.«
Callum starrte auf den Dolch in seiner Hand und schließlich auf Ian. Beinahe hätte er seinen Freund erstochen, einen Mann, der ihm dabei half, stark zu werden. Das war alles die Schuld dieses Untiers. Er steckte sein Messer in die Scheide. Eine besorgte Alice reichte ihm den Weinschlauch, und Callum trank gierig. Er spürte, wie der kühle Apfelmost ihn beruhigte.
»Das Untier hat Lady Kirstie mitgenommen«, sagte er und runzelte die Stirn, als Alice anfing, ihm das Gesicht mit einem sauberen Leinentuch abzuwischen. Da erkannte er, dass es vor Tränen nass war. »Ich bin so schnell gelaufen, dass mir der Wind in die Augen biss.«
»Ja, Junge, das macht er manchmal.« Sie klopfte den fünf Kindern, die sich inzwischen um ihre Röcke scharten, nacheinander auf die Schulter. »Meinst du Sir Roderick, wenn du von dem Untier sprichst?«
»Ja.« Callum erklärte ihnen hastig, was geschehen war. »Ich habe meine Herrin nicht beschützen können«, gestand er mit leiser, unsicherer Stimme, während er seinen Blick auf Ian heftete. »Ich wollte es, aber sie hat mir befohlen, zu gehen und Simon und Brenda fortzubringen.«
»Genau das solltest du tun«, versicherte ihm Ian. »Bring die Kinder zum Karren, Alice. Wir müssen nach Hause.«
»Das ist alles meine Schuld.« Alice kämpfte gegen ihre Tränen. »Du wärst da gewesen, um ihr zu helfen, wenn ich dich nicht gezwungen hätte, hierher zu kommen.«
»Du hast mich nicht gezwungen, und es ist auch nicht deine Schuld. Steig in den Karren, Junge«, sagte er Callum. »Du musst dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen, wir brauchen bestimmt deine Hilfe, um Lady Kirstie zurückzuholen.«
Eine Weile machte Callum, was man ihm gesagt hatte, doch er erholte sich schnell. Sobald sich sein Atem beruhigt hatte und sein Körper nicht mehr zitterte, wurde ihm der Karren, den er sich mit den anderen Kindern teilte, zu eng. Er musste etwas unternehmen, wusste aber, dass er Lady Kirstie nicht helfen konnte, noch nicht. Sie mussten Sir Payton holen und einen Schlachtplan entwerfen. Zu aufgeregt, um still zu sitzen, sprang er schließlich aus dem Karren und eilte zum starken Ian, der vor dem Karren ging, den Klein-Alice fuhr, während die Wache Angus dahinter ging.
»Ich meinte, dir gesagt zu haben, du sollst dich ausruhen.« Ian sprach mit ruhiger Stimme, die keine Spur von Tadel aufwies.
»Ich weiß«, antwortete Callum, »aber ich bin zu aufgewühlt, obwohl ich weiß, dass wir jetzt nichts tun können.«
»Zu aufgewühlt?«
»Lady Kirstie hat mir das Wort beigebracht. Ich
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