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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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daß es wirklich die Mordwaffe war, die im Briefumschlag gesteckt hatte.
    Ein Schal war verschwunden. Und eine Pillendose aus emailliertem Silber oder Gold. Und eine Schlüsselkarte. Bestand zwischen all dem ein Zusammenhang?
    Hanne Wilhelmsen dachte plötzlich an den alten Mann im Botanischen Garten. Instinkt. Sie blieb stehen, schloß die Augen und horchte in sich hinein. Sie kannte sich aus mit ihrem eigenen Instinkt. Mit dem Gefühl im Bauch. Mit ihren Rückenmarksreflexen. Jetzt spürte sie nichts anderes als eine Blase an ihrer linken Ferse.
    Trotzdem lief sie in schnellem Tempo nach Hause.
    9.10, Hauptwache Oslo
    »Das kann doch kein Zufall sein, Håkon!«
    Billy T. stürzte ins Büro des Polizeiinspektors, wobei er viel zu laut redete. In den Armen hielt er etwas Riesiges und Undefinierbares; es war rot und offenbar aus Gummi.
    »Was ist denn das?« gähnte Håkon Sand.
    »Der Wal«, grinste Billy T. und packte den roten Gummiwal, aus dem die Luft entwichen war, in eine Ecke. »Meine Jungs wollen im Sommer bestimmt gern damit spielen. Die größte Badeente am ganzen Strand.«
    »Mensch, Billy T., du kannst doch nicht einfach beschlagnahmte Gegenstände an dich reißen.«
    »Nicht? Soll er denn einfach da rumliegen, dieser Wal …«
    Er versetzte der roten Masse einen Stups mit der Stiefelspitze, und der Wal quiekte leise und traurig.
    »… ganz allein im finsteren Keller? Da hat er es bei meinen Jungs doch viel besser.«
    Håkon Sand schüttelte den Kopf und gähnte noch einmal.
    »Hör zu, Håkon«, sagte Billy T. und beugte sich über ihn. »Das kann doch kein Zufall sein. Der Wächter aus dem Regierungsgebäude ist tatsächlich am Samstag bei dem Lawinenunglück ums Leben gekommen. Jetzt ist der Typ tot, also können wir uns in seiner Bude umsehen.«
    Billy T. knallte ein blaues Formular auf den Tisch des Polizeijuristen.
    »Hier. Schreib mir einen Durchsuchungsbefehl.«
    Håkon Sand schob den Zettel weg, als wäre er eine Schachtel voller lebender Skorpione.
    »Wie lange kann der Termin wohl überschritten werden, ohne daß es gefährlich wird?« murmelte er.
    »Hä?«
    »Der Geburtstermin. Wie lange?«
    Billy T. grinste breit.
    »Nervös, was? Du hast das doch schon mal mitgemacht, Håkon. Das geht schon gut.«
    »Aber Hans Wilhelm ist eine Woche zu früh gekommen.«
    Håkon versuchte, ein weiteres Gähnen zu unterdrücken.
    »Ich dachte, der Stichtag wäre erst gestern gewesen«, sagte Billy T.
    »Ja«, murmelte Håkon und rieb sich das Gesicht. »Aber das Kind ist nicht gekommen.«
    »Herrgott, Håkon. Der Stichtag kann gut um eine oder zwei Wochen überschritten werden, ohne daß die Lage kritisch wird. Und der Arzt kann sich auch verrechnet haben. Reg dich ab. Füll lieber das hier aus.«
    Wieder versuchte er, Håkon das Papier aufzudrängen.
    »Laß das!«
    Håkon wollte das Papier zurückschieben, doch als ihm das nicht gelang, riß er es mit wütenden, hektischen Bewegungen in Fetzen.
    »Ich sage es dir jetzt zum letzten Mal: Der Wächter fällt nicht in dein Ressort!« Håkon schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wenn du jetzt versuchst, dir von Tone-Marit die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen … dann reicht es mir endgültig! Es gibt keine Grundlage für einen Haftbefehl. Und auch keine für die Annahme, daß es bei dem Wächter zu Hause etwas zu beschlagnahmen gäbe. Hier.«
    Håkon fuhr herum und schnappte sich eine der vier Gesetzessammlungen im Regal hinter sich. Er knallte sie so energisch auf den Tisch, daß die Fensterscheiben klirrten.
    »Strafprozeßgesetz, Paragraph 194. Lies selber!«
    Billy T. rutschte in seinem Sessel hin und her.
    »Verdammt, reg dich doch nicht so auf.«
    Håkon Sand seufzte tief.
    »Manchmal habe ich Hanne und dich so satt. Ich weiß, daß ihr tüchtig seid. Ich weiß sogar, daß ihr in der Regel recht habt. Es ist nur …«
    Er ließ sich in seinem Schreibtischsessel zurücksinken und schaute aus dem Fenster. Zwei Möwen auf der Fensterbank schauten herein, sie legten die Köpfe schräg und schienen ihn zu bedauern.
    »Nicht ihr bekommt Ärger, wenn wir die Gesetze nicht einhalten, sondern ich. Weißt du, wie die anderen Juristen hier im Haus mich inzwischen nennen?«
    »Den Laufburschen«, murmelte Billy T. und versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen.
    »Das ist mir egal. Im Grunde finde ich es sogar in Ordnung. Ich freue mich über die Beziehung zwischen dir und mir und Hanne. Und wir haben ja auch einige große Fälle gemeinsam

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