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Imagon

Imagon

Titel: Imagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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war erreicht. Bis hierher, sagten Brobergs Augen auf dem Screen. Bis hierher und nicht weiter!
    Noch vor Beginn der Intercom-Verbindung hatte ich den Memory-Chip gereinigt, das Material gesichtet und nach Kopenhagen geschickt. Überraschenderweise war fast die gesamte Sequenz, in der der Rauch ins Schluckloch gezogen wurde, so gut wie unbeschädigt. Was Broberg sehen sollte, hatte er gesehen. Leider gab es keine Aufnahmen von den schillernden Gallertklumpen, um das zu veranschaulichen, was ich ihm während der letzten halben Stunde unter die Nase gerieben hatte. An die Kosten der Intercom-Verbindung wollte ich gar nicht denken. Broberg hatte jedoch darauf bestanden, über alles informiert zu werden. Wissen hat seinen Preis, dachte ich sarkastisch. Das Institut würde für die Kosten aufkommen.
    »Darf ich Sie um etwas bitten?«, versuchte ich die angespannte Situation aufzulockern.
    »Sofern Sie mit beiden Füßen auf wissenschaftlichem und sachlichem Boden bleiben«, antwortete Broberg.
    »Ich habe Ihnen von unserer Vermutung erzählt, dass es irgendwo einen zweiten Ein- oder Ausgang geben könnte, der für den rätselhaften Sog am Schluckloch verantwortlich ist. Gab es nach dem Impakt einen besonderen Vorfall in der umliegenden Region? Irgendetwas Ungewöhnliches, das Sie mir gegenüber bisher nicht erwähnt haben?«
    Broberg legte seinen Ellbogen auf die Tischkante und tippte mit Zeige- und Mittelfinger rhythmisch gegen sein Kinn. »Ja, den gab es tatsächlich. Aber es war nichts Besonderes, vermutlich nur eine Nachwehe der Druckwelle. Etwa eine Stunde nach dem Beben am 11. Februar ereignete sich eine Springflut, die aus dem Nordfjord heraus ins Meer gerollt ist.«
    »Eine Springflut?« Meine Stimme überschlug sich fast. »Die aus dem Fjord kam?«
    »Das erzählten die Fischer und die Bewohner der Küstenregionen. Je nach Breite der Buchten betrug die Höhe der Flutwelle zwischen wenigen Dezimetern und nahezu zwei Metern. Kap Kolde im Nordfjord meldete einen Scheitelpunkt von 1,76 Metern, Cap Hamburg 1,22 Meter, Kap Ovibos 81 Zentimeter und Kap Tobin nur noch 34 Zentimeter. Es handelte sich lediglich um eine einzelne, sanft ansteigende Welle, die keinerlei Schäden verursachte. Apropos: Haben Sie das Ergebnis der Wasseranalyse?«
    »Was?« In Gedanken hatte ich das fehlende Eisvolumen des Kraters sich als Schmelzwasserstrom in den Fjord ergießen lassen und blickte nun irritiert auf den Bildschirm. »Ja, natürlich«, beeilte ich mich zu sagen und nahm einen Computerausdruck zur Hand. »Nur das Übliche: geringe Spuren von Radioisotopen, Rückstände metallhaltiger Aerosole, organischer Kohlenstoff, gewöhnliche Spurenbestandteile und Nitrate, die aufgrund atmosphärischer Störungen nach Polarlichtern niedergeregnet waren. Weder eine überdurchschnittlich hohe Konzentration von Helium-3-Isotopen in den Proben des Krater-Eises, noch Spuren von Iridium. Nichts, das Aufschluss darüber geben könnte, was hier passiert ist oder warum das Schmelzwasser nicht mehr gefriert. Geschweige denn, um was es sich bei dem Ding handeln könnte, das Chapmann befallen hat.«
    »Sind Sie sicher, dass niemand die Analyse während Ihrer Abwesenheit manipuliert hat?«
    »Ehrlich gesagt: nein.«
    »Könnte es sich bei der Lebensform in Chapmann um eine Art Pilz oder Molluske handeln? Oder um die monströse Form von sonst sehr winzigen Organismen; etwa um Archebakterien? Vielleicht um eine Art Wesensverband; ein Mikrobenkonglomerat, dessen einzelne Individuen durch die Hautporen einzudringen vermögen?«
    »In einer derartigen Konzentration?« Ich schüttelte den Kopf.
    Nach kurzem Schweigen erklärte Broberg: »Wie dem auch sei, ich muss mich mit Mertens beraten, was zu tun ist. Die bisherigen Fakten sind Anlass genug, den Pendelverkehr in das Gebiet bis auf weiteres zu stoppen. Machen Sie sich darauf gefasst, mit DeFries’ Mannschaft ab jetzt auf sich allein gestellt zu sein. Ich informiere Scoresby und diesen Hansen. Irgendetwas geht dort oben bei Ihnen nicht mit rechten Dingen zu, und wir müssen herausfinden, was. Geben Sie auf DeFries, Rijnhard, Hagen und diesen Eskimo Acht. Und passen Sie auf sich selbst auf, Poul!«
     
    Es war eine abwärts führende Spirale.
    Den Rauch im Krater vor Augen, sah ich alles um mich herum hinabgleiten, einem unbegreiflichen Schicksal entgegen. Die gesamte Breva-Station schien in einen Abgrund gezogen zu werden, tiefer und tiefer und immer schneller, und niemand von uns schien die Macht zu

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