Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
auf das Wasser. Vom Motor der Fähre aufgewirbelter, schmutzig grüner Schaum klatschte gegen den Bug des Boots. Es gelang ihr einfach nicht, den Blick davon zu lösen, und sie hatte das sichere Gefühl, dass der aufgewühlte Strom durchaus in der Lage wäre, sie mitsamt dem Wagen anzusaugen und sie – wie es angeblich Krokodile mit ihren Opfern machten, während sie sich immer wieder um sich selber drehten – bis auf den Grund zu ziehen.
Dann schaltete jemand den Motor der Fähre ab und die Wellen nahmen ganz allmählich ab.
Hypnotisiert von dem breiten Strom, von dem sie nur noch ein paar Millimeter zu trennen schienen, nahm sie die Rufe und die eiligen Schritte, die über das Metalldeck in ihre Richtung kamen, nur am Rande wahr. Sie verfolgte, wie die Wasseroberfläche glatter wurde und dass die Sonne die oberste Wasserschicht mit einem leuchtend bräunlich grünen Licht durchdrang, bevor man wieder nichts mehr sah, hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, spürte ihren Herzschlag unter ihren Fingerspitzen und hörte, dass Beau wie aus weiter Ferne mit ihr sprach. Zwar konnte sie die Worte nicht verstehen, doch hatte seine dunkle, leise Stimme eine eigenartig beruhigende Wirkung, als sie fragte: »Schätzchen? Hörst du mich, Juliet? Süße? Verdammt, gib mit eine Antwort.«
Die Worte prallten von den Innenseiten ihres Hirns wie ein harter Gummiball von den Innenwänden eines leeren Kleiderschrankes ab, und während sie ganz allmählich einen ungefähren Sinn ergaben, schob sich plötzlich langsam seine Hand in ihre Richtung und berührte sie am Knie.
Sie zuckte überrascht zusammen und der Kühler seines Wagens sackte dabei ein wenig tiefer.
Beau fluchte, Juliet kreischte und die Hinterräder des Fahrzeugs hoben sich noch weiter vom Deck der Fähre ab. Wie um den prekären neuen Winkel auszugleichen, in dem sie beide hingen, stützte sie sich mit ausgestreckten Armen vom Armaturenbrett des Wagens ab und hatte das Gefühl, als quöllen ihr die Augen aus den Höhlen, als der Fluss noch näher auf sie zugeschossen kam.
Dann krachte etwas auf den Kofferraum des Autos, der Kühler richtete sich langsam, aber sicher auf, und sie blickte sich eilig um.
Der größte Mann, den sie jemals gesehen hatte, lag quer über dem Kofferraum des Wagens. Er hatte lange, fetttriefende Haare, auf seine muskulösen Arme waren sich windende Schlangen und nackte Frauen tätowiert, und ein unglaublicher Bierbauch und zwei dicht behaarte Schultern wurden von dem schmutzig weißen, ärmellosen T-Shirt nur unzureichend bedeckt. Nie in ihrem Leben hatte sie etwas Schöneres gesehen.
Er lüftete seine Bayou-Tours-Baseballkappe und erklärte: »T-Ray Breaux, Ma’am, stets zu Ihren Diensten. Machen Sie sich keine Sorgen – wir hol’n Sie schneller aus der Kiste raus, als Sie Krebssuppe sagen können.« Dann drehte er sich um und brüllte über seine Schulter: »Schaff endlich den Haken her, L’Roy!«
Juliet drehte sich wieder nach vorn und löste ihren Gurt, als Beau sie an der Hand berührte und mit sorgenvoller Stimme fragte: »Ist alles okay?«
Auch wenn sie mühsam schlucken musste, nickte sie entschlossen mit dem Kopf. »Wie in aller Welt ist das passiert?«
»Die Bremsen haben nicht mehr funktioniert. Anscheinend ist der Bremsschlauch nicht mehr dicht.«
Ein erneuter Ruck brachte sie vollends zurück nach oben und ein drahtiger Rotschopf kam behände aus dem Führerhaus von einem LKW gesprungen, zerrte ein dickes Stahlseil mit einem großen Haken in Richtung des GTO, ging dort eilig in die Hocke und machte es an der Hinterachse fest. »Wow. Freut mich, dass dein dicker Hintern zu irgendetwas nutze ist, T-Ray. Das ist’n wirklich schöner Wagen.«
»Ein echter Klassiker«, stimmte ihm T-Ray fröhlich zu. »Wäre wirklich schade gewesen, ihn absaufen zu sehen.«
Einen Moment später stand der Wagen nach einem letzten Ruck wieder sicher auf dem Deck der Fähre, Beau und Juliet stiegen aus. Sobald sie mit den Füßen auf festem Boden stand, fing sie an zu zittern, schlang sich die Arme um den Körper und wandte sich, da sie sich dafür schämte, nun, da sie gerettet waren, noch die Nerven zu verlieren, von den Männern ab.
Beau jedoch drehte sie sanft wieder zu sich herum und murmelte verständnisvoll: »Hey, Juliet, das bisschen Zittern muss dir wirklich nicht peinlich sein. Das war schließlich wirklich knapp.«
Als ihr Zittern sich statt abzunehmen noch verstärkte, schlang er einen Arm um ihren Nacken, zog sie eng an
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