Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Versprechungen. Vielleicht brauchen sie dann auch uns wieder.«
Er rieb nachdenklich mit der Sandale über den glatten Marmorboden. Die Schwäche des jungen Mannes hatte ihn erzürnt, und seine Gedanken strömten jetzt rascher dahin.
»Wer sonst soll die Gesetze verabschieden, die er haben will? Oder ihm seine Auszeichnungen gewähren? Sie erfolgen nicht so einfach, nur weil er sie im Forum hinausschreit. Er hat das Gewicht von Jahrhunderten beiseite geschoben. Gut möglich, dass es mit noch größerer Wucht zurückschlägt.«
»So willst du also darauf antworten?«, fragte Suetonius. Cicero bemerkte den verächtlichen Tonfall und wurde noch wütender. »Wir widerstehen ihm, indem wir alle seine neuen Gesetze passieren lassen? Indem wir ihn immer weiter auszeichnen?«
Cicero kämpfte mühsam seinen Zorn nieder. Er hatte jetzt nur noch so wenige Verbündete. Selbst ein Mann dieses Kalibers durfte nicht verprellt werden.
»Wenn wir uns seinem Willen widersetzen, werden wir davongefegt. Dieses ehrwürdige Haus wird sich in wenigen Stunden wieder mit Männern füllen, die gewillt sind, sich ihm zu beugen. Was gibt es mit diesem Verhalten zu gewinnen?« Er unterbrach sich, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen. »Wir dürfen ihn niemals sehen lassen, dass er seinen Weg alleine gehen kann. Er vermutet es bereits, aber er weiß es noch nicht aus dem Bauch heraus, und darauf kommt es an. Wenn man ihm sagte, er könne den Senat einfach auflösen, wäre er entsetzt. Wir wandeln auf einem schmalen Grat, aber solange wir zusammenhalten, besteht noch Hoffnung. Aber wenn wir ihn herausfordern, ist alles verloren.«
»Du hast Angst vor ihm«, sagte Suetonius.
»Die solltest du auch haben«, erwiderte Cicero.
33
In den Gärten, die einst Marius gehört hatten, saß Julius an einem Brunnen und rieb mit dem Daumen über eine dicke Goldmünze. Brutus kaute an einem Hühnerbein und freute sich über die Ruhe. Die alltägliche Senatssitzung musste bereits angefangen haben, aber keiner der Männer hatte es sonderlich eilig. Eine ungewöhnliche Hitze war über Rom gekommen, lange nachdem der Sommer vorüber war. Da der neue Frühling nur noch einen Monat entfernt war, hätten die kurzen Tage eigentlich nass und kalt sein müssen, stattdessen war der Tiber geschrumpft, und die Stadt litt unter der Hitze und der stickigen Luft. Während Rom glühte, hatten Julius und Brutus sich ausgeschlafen und ausgiebig gegessen. Die abendliche Kühle würde die angenehme Trägheit vertreiben, jetzt jedoch waren sie es zufrieden, in der Sonne zu ruhen und ihren Gedanken nachzuhängen.
Brutus sah die Bewegung von Julius’ Fingern, streckte die Hand nach der Münze aus und grunzte, als Cäsar sie ihm reichte.
»Du siehst hier ein bisschen dünner aus als in Wirklichkeit«, sagte er und hielt den Aureus in die Sonne. »Und wie ich sehe, hast du auch noch mehr Haare.«
Julius fuhr sich verlegen über den Kopf, und Brutus schnippte die Münze wieder zu ihm zurück.
»Manchmal muss ich immer noch darüber staunen«, sagte Julius. »Diese Münze wird tausende von Meilen zurücklegen und durch die Hände vieler Fremder wandern. Vielleicht wird noch lange nach mir jemand das Abbild meines Gesichts gegen einen Sattel oder einen Pflug eintauschen.«
Brutus runzelte die Stirn. »Natürlich ist es das Gesicht, das ihr Wert verleiht, nicht das Gold.«
Julius lächelte. »Na gut, aber es ist trotzdem eigenartig, wenn man daran denkt, dass Männer und Frauen, denen ich nie begegnen werde, die womöglich niemals Rom sehen werden, mein Gesicht in ihren Börsen mit sich herumtragen. Ich hoffe nur, dass sie es eines Blickes würdigen, bevor sie es ausgeben.«
»Du erwartest zu viel von den Menschen. Das war schon immer so«, sagte Brutus ernst. »Sie nehmen das Land und die Münzen, die du ihnen gibst, und im nächsten Jahr kommen sie wieder und verlangen lautstark nach mehr.«
Julius hob die Hand und schloss müde die Augen. »Geht es wieder um die Ansiedler? Ich habe Suetonius’ Reden gehört. Er nannte es Korruption, den Armen von Rom ihre Würde wiederzugeben. Und jetzt erzählst du mir, dass es einem Mann zum Schlechten gerät, wenn man ihm ein bisschen Land und Geld gibt, damit er seine erste Ernte anpflanzen kann? Ich habe achtzigtausend Menschen mit meinen eigenen Mitteln eine neue Chance im Leben gegeben, und die einzigen Proteste kamen von den verhätschelten Männern aus meinem eigenen Senat.« Er schnaubte entrüstet. »Ein Jahr ist
Weitere Kostenlose Bücher