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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und Dämme geben.«
    Annius nickte und zupfte an seiner Lippe. »Das würde funktionieren. Solche Konstruktionen habe ich schon gesehen.« Er schielte zu dem Architekten hinüber. »Und wie lang soll dieser Streifen sein?«
    »Nun, er muss den Wall auf ganzer Länge wie ein Schatten begleiten«, erklärte Sabinus mit Nachdruck. »Was hätte er sonst für einen Zweck?«
    Nepos hob die Hand. »Die praktischen Konsequenzen werden wir später erörtern. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass ein solches System nötig ist. Nun zu den Einwänden deines Legaten gegen die Tore, Sabinus …«
    Sabinus lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Ecke seiner Skizze. »Es ist eindeutig unpraktisch, dass die großen Kastelle von der Linie des Walls zurückgesetzt und die Durchgänge so schmal wie bei den Meilen-Kastellen sind. Die Lösung liegt auf der Hand. Wir müssen direkt am Wall neue Kastelle bauen, die groß genug sind, um eine Auxiliareinheit zu beherbergen.« Er zeigte ihnen eine Skizze eines Kastells; das klassische Rechteck lag quer über der Linie des Walls. »Wie ihr seht, führt die Hälfte der Kastelltore – was sechs Toren von Meilen-Kastellen entspricht – direkt in den nördlichen Bereich, sodass die Einheit unverzüglich von ihrem Kastell in den Norden ausschwärmen kann.«

    Nepos warf Tullio einen Blick zu. »Präfekt? Wird das genügen?«
    Tullio zuckte die Achseln. »Die Nordmauern der Kastelle werden Schwachpunkte sein …«
    »Das ließe sich verhindern«, sagte Annius munter. »Ein paar Gruben mit Pfählen würden reichen. Aber dadurch wird sich die Anzahl der Durchgänge im Wall verringern. Die Einheimischen werden dagegen sein.«
    Nepos sah ihn an. »Die Einheimischen haben gerade versucht, den Wall niederzubrennen, Soldat. Sollen sie ruhig dagegen sein.«
    »Herr, du hast mir befohlen, dieses Projekt rechtzeitig fertigzustellen, also noch innerhalb deiner Amtszeit«, knurrte Tullio. »Wir mussten ohnehin schon Kompromisse eingehen – die Grassodensektionen zum Beispiel. Jetzt diese neuen Kastelle zu bauen – wie viele, Tribun?«
    »Zwölf«, sagte der Römer ruhig.
    »Zwölf also …«
    Sabinus fügte hinzu: »Und wenn ihr schon dabei seid, würde ich den Neubau der Grassodensektionen in Stein empfehlen. Eine Mischung aus Grassoden und Steinen lädt auf lange Sicht nur zu Angriffen entlang des anfälligeren Grassodenabschnitts ein.«
    Tullio lachte. »Ja, das machen wir gleich noch mit. Hör zu, Statthalter …«
    »Ich weiß, Tullio, ich weiß«, sagte Nepos. »Bevor wir die Unvermeidlichkeit einer Verschiebung des Fertigstellungstermins akzeptieren: Gibt es eine Möglichkeit, die Dinge zu beschleunigen? Wie wäre es zum
Beispiel, wenn wir die Dicke der Steinmauer verringerten? Muss sie zehn Fuß dick sein? Wenn es nun lediglich acht oder sechs Fuß wären? Würde das nicht genügen? …«
    Sie begannen, über solche zeitsparenden Kompromisse zu sprechen. Sabinus stellte sich geschickt in den Mittelpunkt der technischen Diskussion und schloss dadurch Xander und dessen Gönnerin Severa aus. Xander verdrehte die Augen in stummem Entsetzen über diese Verhunzung seiner Vision.
    Brigonius’ Interesse galt eher Severa. Während die Dimensionen des Projekts sich vor ihren Augen veränderten, büßte sie unzweifelhaft jegliche Kontrolle über die Ereignisse ein, die sie einmal besessen haben mochte. Nicht dass jemand Mitgefühl mit ihr gehabt hätte; dazu hatte sie sich zu viele Feinde gemacht. Aber Brigonius fragte sich, was hinter ihrem kalten, verbitterten Gesicht vorgehen mochte.
    Schließlich lehnte Nepos sich zurück. »Nun, ich glaube, wir haben eine Lösung für all unsere Probleme bis auf eines gefunden: den zeitlichen Rahmen. Tullio?«
    Tullio seufzte. »Der Kaiser wird mir wohl kaum die rheinischen Legionen schicken, damit sie die Arbeit erledigen, nicht wahr?«
    Nepos lächelte. »Du bist ein aufrichtiger Mann. Ich möchte, dass du dich erst festlegst, wenn du dazu bereit bist. Aber wir sprechen von zusätzlichen Jahren, habe ich recht?«
    »Ich fürchte ja, Herr.«

    Nepos klopfte sich an die Zähne. »Was immer die Zukunft bringt, der Wall wird also nicht mehr mein Problem sein – mir aber auch nicht mehr zur Zierde gereichen.« Er erhob sich steif. »Ich sollte besser anfangen, meinen Brief an den Kaiser abzufassen. Guten Tag allerseits.«
    Als er hinausging, sammelten die anderen in verdrossenem Schweigen ihre Habseligkeiten ein.
    Aber Tullio klopfte Brigonius auf den

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