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Implantiert

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Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Landhauses zog sich eine breite, flache Lichtung durch den Wald wie das Gelände eines übergroßen Golfkurses. Colding musste zuerst einen Blick auf die Karte werfen, um die Logik zu begreifen: Wenn man sich von einem Ende des Golfgeländes bis zum anderen eine visuelle Linie vorstellte, hatte man genau in der Mitte einen freien Raum, der über eineinhalb Kilometer lang war. Das Terrain war gerade breit genug, um eine C-5 zu landen. Danté Paglione hatte die Landebahn so angelegt, dass sie nicht wie eine Landebahn aussah, wenigstens nicht für einen Satelliten.
    Und die Tarnung gegenüber einem Satelliten galt ebenfalls für den Hangar. Tatsächlich konnte Colding ihn zuerst nicht erkennen, und er musste zur Karte greifen, damit er begriff, was er sah. Der Hangar war so groß wie derjenige auf Baffin Island, doch er war über dem Dach mit einem Drahtgeflecht versehen, das sich bis zu den umgebenden Bäumen zog. Die dichten Wipfel künstlicher Kiefern schoben sich aus dem Drahtgitter. Vom Boden aus wirkte es wahrscheinlich wie die schlechteste vorstellbare Tarnung, doch jeder Satellit und selbst ein in normaler Höhe fliegendes Flugzeug würden nichts als einen bewaldeten Hügel erkennen.
    »Die Besichtigung ist vorbei«, sagte Sara. »Bringen wir die Maschine runter.«

    »Verstanden. Roger.«
    Sara flog einen Bogen nach links, so dass die C-5 noch einmal kurz über dem Wasser schwebte, bevor sie sich wieder der Insel näherte. Überraschenderweise verlief die Landung so sanft wie bei jedem beliebigen Linienflug, den Colding bisher erlebt hatte.
    Die C-5 rollte langsam aus, als Sara sie in den Hangar mit der Tarnbedeckung steuerte.

9. November: Wie geht’s, eh?
    Während die Turbinen der C-5 heruntergefahren wurden, senkten die Zwillinge die Heckrampe, und P.J. Colding verließ das Flugzeug. Der Ort sah merkwürdig vertraut aus, und so fühlte er sich auch an: wieder einmal ein riesiger Hangar mit den Boxen für die Kühe an dem einen Ende sowie gewaltige offene Tore, durch die eine schneebedeckte Landschaft zu sehen war. Und natürlich ein Tankfahrzeug – er machte sich im Kopf eine Notiz, dass er einen anderen Ort finden musste, um es unterzustellen.
    Gerade als er auf den Betonboden des Hangars trat, erschienen ein schwarzer Humvee und ein heruntergekommener alter roter Ford F150 in der höhlenartigen Öffnung des Gebäudes. Ein auf die Motorhaube des Hummers lackiertes Logo verkündete OTTO LODGE. Zwei Männer stiegen aus dem Wagen. Beide trugen schwarze Parkas, bei denen genau dasselbe Logo auf die linke Brust gestickt worden war. Colding erkannte die Männer aufgrund der Fotos aus Magnus’ Hefter: Clayton Detweiler und sein Sohn Gary, der etwa
Mitte dreißig war. Clayton kümmerte sich um das Landhaus und den größten Teil der Insel. Gary fuhr das Boot, das die C-5 gerade überflogen hatte, die einzige regelmäßige Verbindung von der Insel zum Festland.
    Drei weitere Personen stiegen aus dem Ford: ein größerer Mann, der fast in Claytons Alter war, sowie ein weiterer Mann und eine Frau, die beide Anfang dreißig waren. Auch sie erkannte er aus der Personalakte: Sven Ballantine, James Harvey und Stephanie Harvey.
    Clayton kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Er bewegte sich mit den mühsamen Schritten eines übergewichtigen alten Mannes, der unter einer kaputten Hüfte leidet. Bei jedem zweiten Schritt klirrte das Metall seines übergroßen Schlüsselrings am Gürtel. Angesichts der ganzen Art, wie er sich bewegte, dachte man bei dem Geräusch eher an das Klirren der Sporen eines Revolverhelden und nicht so sehr an die Schlüssel eines Hausmeisters. Colding schüttelte die ausgestreckte Hand und spürte die raue Haut und die dicken Schwielen des alten Mannes.
    »Willkommen auf Black Manitou, eh?«, sagte Clayton. »Clayton Detweiler. Sie müssen Colding sein.«
    Colding konnte die Aussprache des Mannes nicht einordnen. Er hatte diesen Akzent noch nie gehört. Claytons finstere Miene hatte sich mit so tiefen Falten in sein Gesicht gegraben, dass sie wie der einzige Ausdruck wirkte, den dieser Mann jemals in seinem Leben gezeigt hatte. Drei Tage alte graue Bartstoppeln ließen seine Falten noch tiefer und ausgeprägter erscheinen. Er trug das dichte, graue Haar glatt zurückgekämmt; es wirkte ölig-feucht und roch nach Pomade. Mehrere Flecken – Dreck, Wagenschmiere und offensichtlich Senf – zogen sich über seine schwarze Daunenjacke.
    »Schön, Sie zu sehen«, sagte Colding. Er drehte sich zu
dem

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