In deinen Armen (German Edition)
Philipp zu. Diana führte geräuschlos den Schlüssel ins Schloss und versperrte zuerst Emmas Tür. Dann huschte sie nach links zur Suite ihres Bruders und verschloss auch die. Den Schlüssel packte sie in ihr Abendtäschchen.
»Schau nicht so, Philipp! Das hätte ich schon vor Jahren machen sollen.«
14
Halb blind vor Tränen stürmte Emma ins Bad und stoppte auf dem Absatz. Mario saß auf dem Wannenrand und klebte sich gerade ein weiteres Pflaster auf die Stirn. Sie schluckte und atmete tief durch. Das war immerhin auch ihr Bad und sie hatte alles Recht der Welt, hier ebenfalls zu sein.
Vor den Spiegel tupfte sie mit einem Lappen etwas Blut an ihrer Wange ab.
»Lass mich mal schauen!« Mario stand plötzlich hinter ihr.
»Nein! Finger weg!« Stur wand sich Emma ab. Von dem Mann, von dem sie seit Jahren träumte. Gekränkte Tränen schossen ihr in die Augen und sie blinzelte sie schnell weg. Vorhin hätte sie ihn gebraucht, wie die Luft zum Atem. Nun zitterte sie nur, aber sie würde ganz gut alleine klar kommen. Das war sie schon immer.
»Emma, bitte! Du bist doch sonst nicht so!«
»Ach, wie bin ich denn sonst?«, fragte Emma giftig zurück und rechnete nicht mit einer Antwort.
»Lustig.«
»Na großartig. Lustig? Genau das, was ich immer sein wollte. Ein Clown!« Emma packte die Pflaster weg und zerrte an ihrem Kleid. Sie konnte es nicht mehr sehen. Die ganze Hochzeit war ein Fehler. Sie hätte wissen müssen, dass Mario auch hier wäre. Was hatte sie sich gedacht, wie es wäre? Dass Träume wahr wurden wie in einem Märchen? Dass Mario und sie dort weitermachen würden, wo sie vor fünfzehn Jahren aufgehört hatten? Nur plötzlich als Erwachsene? Sie hätte nicht kommen sollen.
Emma ließ Mario einfach stehen, schaute sich suchend im Zimmer, sammelte ihre Sachen zusammen und wollte dann mit Sack und Pack nach draußen stürmen.
»Aua!« Emma war gegen die Tür geknallt und rieb sich ihre Hand. Sie klinkte erneut. Schließlich rüttelte sie an der Klinke. Das durfte doch nicht wahr sein! »Diana!« Sie brüllte aus Leibeskräften, aber niemand meldete sich. Dann eben anders. Ohne Ankündigung stürmte sie in Marios Zimmer.
»Was zum–?!« Weiter kam Mario nicht, da klinkte Emma bereits wie eine Furie an seiner Tür. Ebenfalls verschlossen.
»Ich fass es nicht! Das kann nicht wahr sein! Wer benimmt sich nun kindisch, sie oder ich?« Aufgebracht lief Emma im Zimmer auf und ab und versuchte nun doch das Kleid abzulegen. Das war garantiert auch Teil von Dianas Verschwörung! Erneut bekam sie es nicht geöffnet. Ihr wurde schwindelig und das ärgerte sie nur noch mehr und führte dazu, dass sie sich noch elender fühlte.
»Wenn du endlich mal still hältst, dann kann ich dir helfen!«
Das leuchtete selbst Emma ein. »Sie hat uns eingesperrt, Mario, wie soll ich da still halten? Sie spinnt wohl! Sind denn alle verrückt geworden? Dich eingeschlossen! Wie konntest du nur einfach so abhauen! Wie konntest du dich auf John stürzen! Wie konntest du nur–«
»Und wie kannst du so jemanden nur ernsthaft verteidigen!«, unterbrach sie Mario und seufzte. »Nun komm endlich her, damit du aus dem Kleid herauskommst, ehe du mir gleich umkippst!«
Widerwillig blieb Emma stehen und spürte Marios Hände. Die vertraute Berührung jagte ihr Schauer über den Rücken und ihre Nackenhärchen stellten sich wohlig auf.
»Findest du mich denn so abstoßend?«
Seine Worte trafen Emma und sie zuckte zusammen. Darüber musste sie nicht lange nachdenken. Sie schüttelte augenblicklich den Kopf. »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
»Ich weiß gar nichts mehr.« Seine Hände sanken nach unten. »Fertig, Emma.«
»Danke.« Ohne ihn anzuschauen, hielt sie sich das halb offene Kleid und raschelte in ihr Zimmer. Für eine Diskussion reichte ihre Kraft nicht mehr aus. Sie fühlte sich wieder wie das kleine Mädchen von damals, hilflos und verletzlich und ungeahnt überfordert mit der ganzen Situation. Sie hatte das Bedürfnis, einfach die Decke über den Kopf zu ziehen und darauf zu hoffen, dass die Monster von alleine verschwinden würden.
In Unterwäsche wickelte sich Emma in die kühlen Laken. Ihr Kopf hämmerte. Die Gedanken wirbelten wild umher. Was war da eben überhaupt geschehen? John hatte eine Szene gemacht und etwas verraten, was sie Mario gerne mit einem Lächeln und mit der Sicherheit, dass er es verstand, selbst gebeichtet hätte. Nach all den Jahren wurde das mehr als Zeit. Mario hatte sie offensichtlich
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