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In deinen Augen

In deinen Augen

Titel: In deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Bach auf und ich segelte darüber. Mitten in der Luft wurde mir klar, dass ich nicht allein war. Ein halbes Dutzend andere Körper sprangen mit mir, helle Silhouetten vor der dunklen Nacht. Ihre Gerüche identifizierten sie, klarer, als es ihre Namen gekonnt hätten. Mein Rudel. Umringt von diesen anderen Wölfen fühlte ich mich geborgen, selbstbewusst, unbesiegbar. Zähne schnappten spielerisch nach meinem Ohr und wir tauschten Bilder aus: der Bach, der ein paar Meilen weiter eine tiefe Schlucht in den Boden grub. Das weiche Erdreich, unter dem ein staubiger Kaninchenbau darauf wartete, ausgebuddelt zu werden. Der Himmel über uns, schwarz und endlos.
    Sam Roths Gesicht.
    Ich blieb stehen.
    Die Bilder huschten hin und her, schwerer aufzufangen, nun, da die meisten Wölfe mich zurückließen. Meine Gedanken dehnten sich aus in dem Versuch, das Konzept eines Namens und eines Gesichts zu erfassen. Sam Roth. Ich verfiel in einen langsameren Trab, das Bild und die Worte immer noch im Kopf, bis sie keine Verbindung mehr zueinander hatten. Als einer der Wölfe zurückgelaufen kam und mich spielerisch anrempelte, schnappte ich nach ihm, um zu zeigen, dass ich keine Lust auf ein Ringkämpfchen hatte. Er leckte mir übers Kinn und bestätigte so meine Überlegenheit, die ich bereits vorausgesetzt hatte. Nach einem Moment schnappte ich wieder nach ihm, nur, um in Ruhe gelassen zu werden. Dann schlich ich den Weg zurück, den ich gekommen war, die Nase am Boden, die Ohren gespitzt. Ich suchte nach etwas, was ich nicht ganz begriff.
    Sam Roth.
    Langsam, vorsichtig, bewegte ich mich durch den dunklen Wald. Wenn ich auch sonst nichts verstand, wollte ich zumindest eine Erklärung für dieses Bild, das mir zugesandt worden war: das Gesicht eines Menschen.
    Ich spürte ein Kribbeln an der Wirbelsäule, als mein Rückenfell sich aufstellte, rasch und unerklärlich.
    Dann prallte ihr Körper gegen mich.
    Die weiße Wölfin grub ihre Zähne in mein Nackenfell, während ich noch um mein Gleichgewicht kämpfte. Sie hatte mich überrascht, aber nicht richtig erwischt, und so schüttelte ich sie mit einem Knurren ab. Wir umkreisten einander. Ihre Ohren waren aufgestellt; sie lauschte auf meine Bewegungen, denn die Dunkelheit tarnte mich. Ihr weißer Pelz hingegen stach hervor wie eine offene Wunde. Alles an ihrer Haltung strahlte Aggression aus. Sie roch nicht so, als hätte sie Angst, aber sie war nicht besonders groß. Letztendlich würde sie einen Rückzieher machen, und wenn nicht, würde der Kampf nicht lange dauern.
    Ich hatte sie unterschätzt.
    Als sie sich zum zweiten Mal auf mich stürzte, legten sich ihre Pfoten um meine Schultern wie in einer Umarmung und ihre Zähne fanden unter meinem Kiefer Halt. Diesmal bohrten sie sich tiefer in meine Haut, näher an meiner Luftröhre. Ich ließ zu, dass sie mich auf den Rücken warf, sodass ich mit den Hinterbeinen gegen ihren Bauch treten konnte. Doch auch das lockerte ihren Biss nur für einen Moment. Sie war schnell, effizient, furchtlos. Als Nächstes erwischte sie mein Ohr und ich spürte etwas Heißes an meinem Kopf, bevor ich die Nässe des Blutes fühlte. Als ich mich ihr entwand, war es, als würde meine Haut zwischen ihren Zähnen in kleine Stücke zerfetzt. Wir prallten gegeneinander, Brustkorb an Brustkorb. Ich schnappte nach ihrer Kehle, zerquetschte Fell und Haut zwischen meinen Zähnen, biss mich mit aller Macht an ihr fest. Und doch entglitt sie mir wie Wasser.
    Jetzt hatte sie mich an der Seite meines Kopfes gepackt und ihre Zähne schabten über Knochen. Ihr Biss war nun sicherer und das war alles, was zählte.
    Mein Auge.
    Verzweifelt stolperte ich rückwärts, versuchte, sie abzuschütteln, bevor sie mir das Gesicht zerfleischte, mein Auge zerstörte. Stolz spielte keine Rolle mehr. Ich winselte und legte die Ohren an, wollte mich ihr unterwerfen, aber das interessierte sie nicht. Aus ihrer Kehle drang ein Knurren, das meinen Schädel zum Vibrieren brachte. Allein das Geräusch würde mein Auge zerbersten lassen, wenn sie es nicht vorher zerbiss.
    Ihre Zähne glitten näher. Meine Muskeln bebten. Wappneten sich bereits für den bevorstehenden Schmerz.
    Plötzlich jaulte sie auf und ließ mich los. Ich wich zurück, schüttelte den Kopf, mein Gesicht voller Blut, mein Ohr immer noch schreiend vor Schmerz. Neben mir duckte sich die weiße Wölfin unterwürfig vor einem großen grauen Wolf. Hinter ihm stand ein schwarzer, die Ohren angriffsbereit aufgestellt. Das Rudel

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