Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd Beate Darius
Vom Netzwerk:
heil überstanden. Tasya hatte an die zweihundert Fotos geschossen. Die Öffnung war inzwischen komplett freigeräumt - und Rurik hatte die Schatztruhe geborgen.
    Immer mehr Menschen scharten sich um das Grab. Rurik tippte darauf, dass mittlerweile sämtliche Inselbewohner hergepilgert waren. Als über ihnen ein Hubschrauber kreiste, schwante ihm, dass die Presseleute sich kurzerhand einfliegen ließen. Er hatte davon nichts mitbekommen, weil er sich auf seine Arbeit konzentriert hatte. Und darauf, dass Tasya nicht zu Schaden kam. Zweifellos hatte die Journalistin so etwas wie einen sechsten Sinn und versuchte das herunterzureden.
    Sie reagierte sensibel auf - tja, worauf eigentlich? Auf kaltblütige Anschläge? Auf das Vermächtnis des Bösen, das der tote Clovus mit seinen Gräueltaten hinterlassen hatte?
    Rurik konnte sich keinen Reim darauf machen, er wusste jedoch, dass ihr Wissen nicht von ungefähr stammte. Sie war sich ihrer medialen Fähigkeit bewusst, und das befeuerte seine Neugier. Wann hatte sie gemerkt,
dass sie diese Gabe besaß? Welches Ereignis hatte diesen Instinkt ausgelöst?
    »Ist die Truhe eine Falle?«, fragte er weich.
    »Nein.« Sie fing seinen fragenden Blick auf. »Nein, da bin ich mir ganz sicher.« Ihr Blick schweifte durch den Grabschacht. »Im Moment kann uns gar nichts passieren. Wir müssen uns zwar auf weitere böse Überraschungen gefasst machen, aber die sind vermutlich geschickt getarnt.«
    »Okay.« Die Sonne stand bereits tief am Horizont. Er hob die Truhe vorsichtig auf und trug sie hinauf, in die letzten Sonnenstrahlen, die das Ende der Rampe erwärmten. Er stellte das Behältnis auf die Steine und kniete sich davor.
    Wie automatisch knieten Tasya und Ashley sich neben ihn.
    Sie muteten bestimmt wie drei frühzeitliche Priester an, die einem goldenen Schrein huldigten. Er spähte zu Tasya hinüber.
    Sie schoss begeistert Fotos, als erschiene ihr der Fund ausnehmend wichtig und zukunftsentscheidend. Sie spielte ihre Rolle als Repräsentantin von National Antiquities, die diese Grabung mit Fördergeldern unterstützte, perfekt.
    Er drehte den bronzenen Schlüssel, obwohl er sich keine großen Hoffnungen machte, dass das Schloss ohne Weiteres aufspringen würde. Zwar ertönte ein entsetzliches Knirschen, doch das Schloss funktionierte. Ohne zu zögern, öffnete er den Deckel.
    Ashley japste nach Luft.
    Ein Raunen ging durch die Menge.

    Tasyas Kamera klickte unaufhörlich.
    Der Inhalt der Truhe ließ jedes Archäologenherz höher schlagen. Es glitzerte und funkelte.
    Feierlich und mit großen Gesten nahm er jedes Stück heraus und legte es auf den Boden: einen Stahldolch in einem saphirbesetzten Futteral aus massivem Silber. Ein Goldreif in Form einer Schlange, mit Augen aus funkelnden Rubinen. Ringe aus gehämmertem Gold und Bernsteinarmbänder.
    Jedes Mal, wenn er ein weiteres Artefakt zum Vorschein brachte, sprachen die Reporter in ihre Mikros, machten Standaufnahmen oder Videoaufzeichnungen.
    Sobald er auf den edlen Zedernboden der Truhe stieß, tastete Rurik diesen sorgfältig ab, ob sich darunter womöglich ein Versteck befand. Als er keinen doppelten Boden ausmachen konnte, flüsterte er unwillkürlich: »Verdammt.«
    Jeder meiner vier Söhne muss eine von den Varinski-Ikonen finden.
    Rurik kannte die alte Legende von den Varinskis seit Langem. Sein Vater hatte sie ihm, seinen Brüdern Jasha und Adrik und ihrer Schwester Firebird erzählt.
    Vor tausend Jahren hatte ein brutaler Krieger die russischen Steppen durchkämmt. Getrieben von seinem unstillbaren Machthunger, schloss der erste Konstantine Varinski einen schauerlichen Pakt. Für die Gabe, sich in ein blutrünstiges Raubtier verwandeln zu können, versprach er dem Teufel seine und die Seelen seiner Nachfahren. Dafür bezahlte er mit den sorgsam gehüteten Familienikonen - und dem Blut seiner eigenen Mutter.

    Jeder meiner vier Söhne muss eine von den Varinski-Ikonen finden.
    Zorana hatte nur drei Söhne. Einer war in den weiten asiatischen Steppen verschollen. Demnach schien es unmöglich, ihre Prophezeiung zu erfüllen.
    Eine knappe Woche, nachdem Mom diese Vision gehabt hatte, war Jasha nach Washington zurückgekehrt - mit seiner neuen Freundin und einer der Varinski-Ikonen: ein traditionelles russisches Madonnenbild. Maria mit dem Jesuskind in ihren Armen und Joseph zu ihrer Rechten, ihre Heiligenscheine erstrahlten in kostbarem Blattgold. Das Gewand der Heiligen Jungfrau leuchtete purpurrot vor einem

Weitere Kostenlose Bücher