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In den Armen des Feindes

In den Armen des Feindes

Titel: In den Armen des Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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trug, dessen Griff diese Steine schmückten. Bei der Erinnerung an diese Waffe zuckte er zusammen und fragte sich, warum er sie ihr nicht schon längst fortgenommen hatte.
    Das flachsblonde Haar umfloss ihre Schultern und schimmerte bei jeder Bewegung im Kerzenlicht. Ein einzelner dünner, mit einem Silberfaden umwickelter Zopf wippte zwischen den Locken, die ihr bis zur Taille fielen.
    Plötzlich blickte sie auf und schaute ihn mit strahlenden Augen an. Vielleicht wartete sie, dass er etwas sagte. Wieso hatte er noch nie zuvor bemerkt, welche Farbe ihre Augen hatten? Sie besaßen den gleichen Farbton wie Heide, diese kleine Blume, die überall in den Highlands wucherte.
    "Ich habe heute Abend noch viel zu tun." Wenn sie glaubte, ihn mit ihren Worten zum Gehen zu bewegen, so hatte sie sich getäuscht. Er dachte nicht daran, sie ohne die gewünschte Auskunft zu verlassen.
    Doch zuerst würde er sie ein wenig durcheinander bringen, nur ein wenig verunsichern. Vielleicht wäre sie danach sogar überglücklich darüber, ihm Auskunft zu geben. Nur, damit er endlich wieder ging.
    "Das habt Ihr schon gesagt." Er setzte seinen leeren Becher ab und rutschte etwas dichter an sie heran. Nicht ungeziemend nahe, sondern gerade so, dass er einen flüchtigen Hauch ihres Duftes wahrnahm. "Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich die Farbe Eurer Augen nennen soll."
    Eine leichte Röte überzog ihre Wangen. Wortlos schüttelte sie den Kopf, ein Bild unschuldiger Verwirrung.
    "Regt Euch nicht auf, ich habe das Problem gelöst. Eure Augen haben die Farbe der Heide."
    "Heide?" Sie zog die Nase kraus. "Ihr versteht wirklich nichts von Blumen, McNair. Die Blüten, von denen Ihr sprecht, haben eine kräftige purpurne Farbe, während meine Augen eindeutig grau sind."
    "Heide." Er war nie ein Mann gewesen, der gefühlvolle Gedichte über die Schönheit eines Mädchens verfasste, doch um einen Feldzug zu führen benötigte man keine so ausgeklügelte Taktik, wie man sie brauchte, wenn man Rosalind de Beaumont überrumpeln wollte. Er musste jeden Vorteil ausnutzen, und seltsamerweise fiel es ihm gar nicht schwer, dieser stolzen, kühnen Dame zu schmeicheln. "Aber regt Euch nicht auf. Ich bin hierher gekommen, um in einer anderen Sache Eure Meinung zu hören."
    Wie er vermutet hatte, schien sie erleichtert zu sein. Ihre Schultern entspannten sich ein wenig, und die hektischen roten Flecken auf ihren Wangen verschwanden.
    Wäre er kein Ehrenmann gewesen, hätte es ihn sehr gereizt, die widerspenstige Rosalind zu verführen. Allerdings war das nicht seine Absicht. "Nächste Woche werden die Felder für die Ernte reif sein."
    "Es wird eine gute Ernte geben", bemerkte sie und nippte bedächtiger an ihrem Wein als er an seinem Becher. "Dieses Mal war das Wetter unseren Feldern wohl gesonnen."
    "Und auch Euren Blumen, wie es scheint."
    "Dieses Jahr hatte ich das Glück, dass Mutter Natur mit mir zusammengearbeitet hat." Unruhig drehte sie ihren Becher zwischen den Händen, und ihr Blick ruhte auf allen möglichen Gegenständen, nur nicht auf Malcolm. "Vor zwei Jahren hatte es den ganzen Sommer über stark geregnet. Ich befürchtete schon, die Wurzeln würden wegfaulen. Doch Pflanzen sind zäh, egal wie zart sie auch ausschauen mögen."
    "Dasselbe kann man auch von ihrer Herrin sagen." Die Begeisterung, die man in ihren Augen lesen konnte, wenn sie über ihren Garten sprach, war Malcolm nicht entgangen. Er bemühte sich, nicht zu vergessen, dass sie seine Feindin war und nicht einfach ein ungewöhnlich anziehendes Mädchen. Denn ganz gleich wie entzückend sie zwischen all ihren Blumen aussah, Rosalind war genauso entschlossen und rücksichtslos, wie es seine treulose Isabel gewesen war. Jedes Frauenzimmer, das sich mit einer Armbrust gegen seinen Feind wehren konnte, versprach Ärger.
    "In mir ist nichts Zartes mehr, fürchte ich." Sie schien diese unerwartete Bemerkung mehr zu sich selbst gemacht zu haben als zu ihm, bevor sie ihren Becher in einem Zug austrank. "Das Leben im Grenzland treibt uns die Sanftmut aus, nicht wahr?"
    Zur Hölle! Er durfte sich nicht von dem offenkundigen Schmerz, den er in ihren Augen lesen konnte, beeinflussen lassen. Wenn er ihr gegenüber jetzt weich würde, wäre das wirklich eine Dummheit.
    "Ich möchte einen Handel mit Euch machen." Er stand von der Bank auf und ging langsam im Raum auf und ab. So dicht bei ihr zu sitzen, schien ihn mehr zu verwirren als sie. "Doch zuerst müsst Ihr mir sagen, was Ihr über das

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