In den Armen des Feindes
nicht ertragen."
Rosalind drehte sich auf dem Absatz um und überließ ihn seinen logischen Gedanken und vernünftigen Begründungen. In ihr brodelten und kochten die Gefühle. Es war zu gefährlich, sie mit einem unzivilisierten Schotten zu teilen, der einen Gefühlsausbruch später doch nur gegen sie verwenden würde. Gott sei Dank gab es immer noch einen Ort, an den sie sich zurückziehen konnte. Einen Platz, wo sie sie selbst sein konnte und keine Angst haben musste, deswegen getadelt zu werden.
Sie überließ das Feiern ihren Leuten und machte sich auf den Weg zu ihrem Zufluchtsort, dem Garten. Während sie durch die Dunkelheit zur Rückseite der Burg eilte, stolperte sie über die Stelle, wo die Kieselsteine in weichen Rasen übergingen. Ein paar Augenblicke allein konnten ihr vielleicht helfen, sich wieder zu beruhigen. Sie war sich so sicher gewesen, ihre eigenen Bedürfnisse unterdrücken und dieser Ehe eine Chance geben zu können. Doch was war, wenn sie sich überschätzt hatte? Vielleicht fiele es ihr nicht so schwer, ihren Stolz hinunterzuschlucken und ihre Tränen ungeweint zu lassen, wenn sie diesen herrischen Schotten nicht bereits lieben würde, der glaubte, er wüsste, was das Beste für sie war.
Zumindest am Anfang mochte er Recht gehabt haben, als sie noch auf Gregorys Rückkehr gehofft hatte. Aber hatte sie ihm seitdem nicht genug Beweise dafür geliefert, dass sie bereit war, keine überstürzten Entscheidungen mehr zu treffen? Hatte er nicht verstanden, wie sehr der Tod ihrer Familie sie getroffen und ihr Urteilsvermögen beeinflusst hatte?
Nachdem sie den Eingang zu dem von Mauern umschlossenen Ort erreicht hatte, waren die Stimmen der Feiernden kaum noch zu hören. Die Stille hier tat ihr gut. Sie schob das Tor auf, das wie unter Protest sich quietschend öffnete.
Bevor sie indes in ihrem geliebten Garten Zuflucht suchen konnte, erhielt sie einen Schlag auf den Kopf, der sie taumelnd in die Knie gehen ließ. Rosalind versuchte zu schreien, aber ehe sie einen Laut ausstoßen konnte, legte sich ihr eine feuchte Hand über den Mund. Während die dunkle Nacht um sie herum noch schwärzer wurde, sank sie bewusstlos in die ausgestreckten Arme eines Mannes.
17. Kapitel
Malcolm weigerte sich, einer wütenden Frau hinterherzulaufen. Wirklich, mit diesem Temperament hätte Rosalind auch ein Mädchen aus den Highlands sein können.
Jedenfalls redete er sich das in der ersten Stunde nach ihrem Verschwinden ein. Doch als ihm die Zeit ohne sie zu lang wurde, ließ er den Blick über das Fest schweifen und fragte sich, ob sie vielleicht nicht doch guten Grund hatte, verärgert zu sein. Während er finster zu einem Spielmann hinüberblickte, der einer Gruppe verträumt dreinschauender Frauen von Liebe sang, wurde ihm bewusst, dass er an Rosalinds Stelle auch fuchsteufelswild geworden wäre darüber, dass man ihn im Dunkeln gelassen hätte.
Vielleicht unterschätzte er ihr Pflichtgefühl und ihre Treue gegenüber den eigenen Leuten. Sie hatte den Besitz erfolgreich geführt. Die Menschen waren glücklich, und es ging ihnen gut. Sie liebten sie. Und sie vertrauten ihr. Aber er, der Teufel sollte ihn holen, hatte es nicht getan.
Malcolm fluchte über seine eigene Dickschädeligkeit und erregte ungewollt den Zorn einiger schmachtender Mädchen, die voll verzückter Bewunderung an den Lippen ihres trillernden Troubadours hingen. Malcolm drehte sich auf dem Absatz um, überließ die Frauen ihrem Vergnügen und machte sich auf die Suche nach Rosalind. Er wollte ihr gestehen, dass er sich eigensüchtig benommen hatte. Nein, dumm.
Vielleicht ein wenig von beidem.
Während er seine Schritte beschleunigte, dachte er daran, dass Ian sich seiner Frau gegenüber niemals so stur benommen hätte. Und ihr Vater hatte sie gelehrt, die Frauen zu achten. Doch Malcolm hatte zugelassen, dass seine schlechten Erfahrungen mit Isabel ihm die Wahrnehmung trübten. Und er hatte seine Enttäuschung ausgerechnet an seiner Braut ausgelassen, die diesen Mangel an Vertrauen nicht verdiente. Sie hatte sich seiner Leidenschaft hingegeben. Hatte zugestimmt, ihn zu heiraten, obwohl er ihr nicht mehr als nur seinen Schutz versprochen hatte.
Nachdem er Rosalind im Burghof nicht entdecken konnte, setzte er seine Suche in der Burg fort. Sicher würde er sie in ihrem Gemach finden. Nur als er das Turmzimmer betrat, traf er dort niemanden an. Seinen Augen bot sich nichts als Dunkelheit dar, keine Rosalind und somit keine
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