In den Armen des Feindes
sein wirst, um Rache an dieser Plage aus dem Norden zu nehmen."
Sie erkannte die schroffen Hänge. Es waren dieselben flachen Berge, die sie an klaren Tagen von der Burg aus erkennen konnte, wenn sie nach Norden blickte. Sie ritten tatsächlich nach Schottland.
"Es scheint, dass ich zu lange dem falschen Volk Rache geschworen habe." Sie versuchte mühsam, sich aufzurichten, und war dankbar dafür, dass ihr Pferd jetzt ruhig stand. Es erforderte all ihre Kraft, dem Mann ins Gesicht zu sehen, der den Mord an ihrer ganzen Familie geplant hatte, und sie verübelte es Moira nicht, dass sie heftig zu zittern anfing, sobald Gregory näher kam. "Ich bitte dich nur, mich nicht in deine Pläne einzubeziehen."
"Ich fürchte, man hat dir etwas vorgemacht, aber dafür werde ich nun Vergeltung an deinen schottischen Plünderern üben." Er parierte sein Pferd, als es Flanke an Flanke neben dem Rosalinds stand. "Trotzdem wundert es mich, dass du lieber den Worten der Eindringlinge glaubst als meinen. Vielleicht hast du vergessen, wer einmal der rechtmäßige Herr auf Beaumont sein wird."
Kalte Wut stieg in ihr auf und machte sie fast krank bei dem Gedanken an das, was dieser Mann getan hatte, um ihre Familie zu zerstören. Und ihre Zukunft. Ihr Vertrauen. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte sie ihn wegen seiner bösen Taten verflucht, hätte an nichts anderes gedacht als daran, zurückzuschlagen. Doch Malcolm hatte sie gelehrt, vorsichtig zu sein. Außerdem musste sie an Moiras Sicherheit und natürlich auch an ihre eigene denken.
Sie würde nicht mehr leichtsinnig handeln, denn zu viele Menschen zählten auf die Klugheit ihrer Herrin. Der Gemahlin des Lairds. Endlich war sie imstande, das Schicksal des Phönixes zu akzeptieren und die Wunden ihrer Vergangenheit heilen zu lassen.
"Ich habe niemals vergessen, welche Pflichten ich Beaumont gegenüber habe." Zumindest hierin konnte sie aufrichtig sein. Rosalind schluckte ihre Angst hinunter und beschloss, sich der einzigen Waffen zu bedienen, die sie besaß. Sie musste wissen, was er vorhatte, damit sie sich eine Strategie zurechtlegen konnte, einen Plan, um sich selbst und das Mädchen, das zitternd vor ihr saß, zu retten. "Dürfte ich erfahren, an welche Art von Rache du denkst?"
Eine Stunde später bereute Rosalind fast ihren Versuch, Einzelheiten über Gregorys verabscheuungswürdigen Feldzug gegen die Schotten zu erfahren. Wissen mochte eine taktische Notwendigkeit sein. Es drohte hingegen, ihre Kraft zu untergraben, während sie sich immer mehr Robert the Bruces verstecktem Lager näherten und sich gleichzeitig weiter und weiter von denen entfernte, die sie liebte. Immer weiter fort von Malcolm.
Das Herz tat ihr weh, so sehnte sie sich nach ihm. Und sie bereute, ihm nicht ihre Liebe gestanden zu haben – und zwar in dem Moment, wo sie selbst ihre Gefühle erkannt hatte. Mit diesen Überlegungen verbrachte sie ihre Zeit, während sie still und leise in feindliches Gebiet ritten. Nachdem er den Weg ausgekundschaftet hatte, den der schottische König nach seinem Aufenthalt in Beaumont genommen hatte, plante Gregory jetzt, Robert the Bruce durch einen Angriff zu überraschen. Er hoffte, Edwards Gunst zu erwerben, sobald er ihm die Nachricht von Roberts Tod überbrachte, und seine Unterstützung zu erhalten, wenn er Beaumont für sich forderte. Was Rosalind betraf, so hatte er vor, sie so schnell wie möglich zu heiraten. Falls sie das Kind eines anderen trug, brauchte er dem König nur zu sagen, es wäre sein eigenes. Wenn sie dann glücklich verheiratet wären, würde er eine Hebamme beauftragen, ihr das Kind zu nehmen, damit er keinen Bastard ernähren musste.
Seine gefühllosen Worte hatten Rosalind einen Stich versetzt, auch wenn sie wusste, dass sie das niemals zulassen würde. Doch jedes Detail von Gregorys boshaftem Plan hatte sie verletzt. Trotzdem hörte sie ihm aufmerksam zu, weil sie wusste, dass Malcolm alles über Evandales Taktik wissen musste, wenn er kam. Als sich aber die Nacht endlos dehnte, begann sich Rosalind zu fragen, ob er ihr Verschwinden rechtzeitig genug entdeckte, um seinen König noch retten zu können. Ob er glaubte, sie hätte ihn diesmal aus freiem Willen verlassen? Dafür kannte er sie inzwischen sicher zu gut.
Weil sie die lautlose Dunkelheit nicht mehr ertrug, beugte sie sich zu Moira und flüsterte ihr so leise sie konnte ins Ohr.
"Wie gelangte Gregory unbemerkt in die Burg?" Während sie auf eine Antwort wartete, fiel Rosalinds
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