In Den Armen Des Normannen
zerstört hatte.
William hatte viele wichtige Männer aus Dover und Canterbury als Geiseln genommen. Weil Guy de Montgomery die angelsächsische Sprache recht gut beherrschte, hatte man ihn ausgewählt, um diese Männer zu bewachen. Das war ihm viel lieber, als hinausgeschickt zu werden, um zu töten und die Häuser niederzubrennen. William verlegte die Armee ins westliche London und überquerte in Wallingford die Themse. Hier trafen ihn die Botschafter seines Bruders Robert de Mortain, der mittlerweile Berkhamstead eingenommen hatte. William zog über den Icknield Way zu der Lücke in den Chiltern Bergen in Tring und von dort aus nach Berkhamstead. Er hatte den Männern, die in London für die Entscheidungen verantwortlich waren, einen Vorgeschmack seiner Rücksichtslosigkeit gegeben, jetzt würde er ihnen eine Pause gönnen, in der sie über ihr Schicksal nachdenken konnten. Nachdem die wichtigen Männer Londons sich eilig beraten hatten, entschieden sie sich zur Kapitulation. William erhielt die Krone Englands, als er sich auf dem Gebiet von Berkhamstead befand.
Raum stand im Schloss von Berkhamstead nur begrenzt zur Verfügung, doch Robert war erfreut, für seinen alten Freund Montgomery genügend Platz zu finden, seine Männer mussten ihr Lager allerdings draußen aufschlagen.
Guy fand sich in gehobener Gesellschaft wieder. Williams anderer Bruder Odo, der Bischof von Bayeux, trat deutlich in Erscheinung, Guy konnte sich keinen Bischof vorstellen, der weniger gottlos war. Williams Cousin, William Fitzosbern, war ein guter Freund des Königs und auch sein Verwandter, er wurde sehr oft in der Gesellschaft des »Eroberers« gesehen. Richard de Rules, Williams Kammerherr, und Eudo Dapifer, sein Majordomus, waren zusammen mit Hugh de Grandmesnil, einem Baron, der eine große Anzahl Ritter und Soldaten für die Schlacht von Hastings zur Verfügung gestellt hatte.
In dem riesigen Speisesaal von Berkhamstead saß Guy de Montgomery zusammen mit Robert de Mortain und anderen wichtigen Lords und Baronen beim Essen. Es wurde ihnen ein üppiges Mahl serviert. Es gab ganze Wildschweine, ihre Köpfe waren mit Gewürzen gefüllt, mit Gewürznelken gespickte Äpfel trugen sie im Maul. Tümmler lagen verziert mit süßem Weizenbrei auf riesigen Platten. Kraniche und Pfauen wurden auf silbernen Tellern gereicht, wenn sie aufgeschnitten wurden, rochen sie so eindringlich nach Gewürzen, dass nur ein Magen, der an solche Gewürze gewohnt war, dieses Essen verdauen konnte. Alles war mit bunten Geleefrüchten oder kandierten Rosenblättern verziert. Das üppige Essen, gemischt mit den Weinen aus der Normandie, brachte viele der Lords dazu, plötzlich festzustellen, dass sie sich zu viel zugemutet hatten, sie mussten sich entschuldigen.
Die Unterhaltung drehte sich um das Schloss von Berkhamstead, für das Robert allein verantwortlich war, und er schimpfte über die schlecht gebaute angelsächsische Festung. »Diese Angelsachsen haben keine Ahnung davon, wie man eine Festung baut«, erklärte er den anderen Männern am Tisch. Guy lauschte aufmerksam, denn er war sehr interessiert daran, seine eigene Festung auszubauen.
»Hier gibt es nur eine Festung aus Holz mit einem künstlichen Burghügel darum«, erklärte Robert und machte eine ausladende Handbewegung.
»Ich stimme dir zu. Die Angelsachsen scheinen eher künstlerisch begabt zu sein und nicht praktisch. Sieh dir doch nur die wunderschönen Wandbehänge an, die an allen Wänden hängen und die kunstvollen Muster auf den silbernen Platten, doch all diese Schätze sind so schlecht geschützt, dass es uns keinerlei Schwierigkeiten bereitet hat, ihre Schlösser und ihre Städte einzunehmen«, meinte Guy
»Komm mit nach oben, dann zeige ich dir die Pläne, die ich für dieses Schloss gemacht habe«, lud Robert Guy ein und erwärmte sich für sein Lieblingsthema, das Bauen. Die beiden Freunde verließen den überfüllten Speisesaal. Robert breitete die Pläne auf einem langen schmalen Tisch aus und zeigte mit dem Finger darauf. »Ich werde eine Mauer aus Steinen, mit wenigstens sechzig Fuß Durchmesser und ungefähr acht Fuß dick um einen gemauerten Bergfried herum bauen. Oben darauf wird es einen Schutzwall für Beobachtungsposten geben. Die Stufen auf das Schanzwerk hinauf werden oben von einem Turm und unten von einem Graben am Schanzwerk geschützt, der mit Wasser gefüllt ist.«
Guy betrachtete interessiert die Pläne. »Du wirst eine innere und eine äußere
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