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In den Armen des Schotten

In den Armen des Schotten

Titel: In den Armen des Schotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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das geschwungene Treppengeländer hinabsausten – ohne dass irgendein Erwachsener da gewesen wäre, der aufgepasst oder sie zurechtgewiesen hätte. Doch der Wahnsinn der Kinder schien System zu haben. Die älteren Kinder rutschten zuerst, dann blieben sie unten stehen, um die jüngeren aufzufangen, während die anderen auf die jüngeren aufpassten, die an ihnen vorbeirutschten, während sie selbst wieder auf dem Weg nach oben waren, um das Spiel von vorne zu beginnen.
    Mehrere andere Jungen und Mädchen kamen mit Holzschwertern durch den Flur gesaust und waren in einen heftigen Kampf um einen verwirrten, doch eindeutig freudig erregten Welpen verwickelt. Jack griff nach einer weiblichen Kämpferin und riss sie hoch, ehe sie von einem größeren Kind plattgedrückt werden konnte, das gerade das Geländer heruntergesaust kam. Er schwang den Dreikäsehoch an seine Brust und fand sich plötzlich von Angesicht zu Angesicht mit der Schönheit in Person – die mit einem Schwert hantierte, das so lang war wie sie selbst groß.
    »Powizist«, sagte das Mädchen und tippte auf die Polizeimarke an seiner Jacke. Sie zog ihm aus Versehen eins mit dem Schwert über, als sie auf den immer noch anhaltenden Kampf deutete. »Rette Puddles.«
    »Dafür werden Sie bestimmt mehrere Paar Handschellen brauchen«, meinte Camry lachend und nahm ihm das Mädchen ab. »Wer bist du?«, fragte sie die Kleine.
    »Ich bin Peyton, Tante Campy«, erwiderte das Mädchen und stemmte die Hände empört in die Hüften – wobei sie Jack nur deshalb mit ihrem Schwert verfehlte, weil dieser es schaffte, sich rechtzeitig zu ducken.
    Camry lachte, setzte sie ab und gab ihr einen aufmunternden Klaps auf den Po, damit Peyton sich wieder den anderen Kindern anschließen konnte. »Rette Puddles selber«, trug sie ihr auf. »Wir MacKeage-Frauen fechten unsere Kämpfe selbst aus, junge Dame.«
    Das kleine Mädchen raste der Menge von Kindern nach. Dabei hielt sie das Schwert hoch über den Kopf und stieß einen Kriegsschrei aus, der furchterregend klang.
    Ehe Jack ›Hallo‹ sagen oder fragen konnte, wo Megan war, hakte Camry sich bei ihm unter und zog ihn ins Chaos. »Kommen Sie, Jack. Wir besorgen Ihnen jetzt erst mal was zu trinken.«
     
    Megan saß starr da und bemerkte den Lärm der Party gar nicht, die außerhalb des Arbeitszimmers ihres Vaters tobte. Sie hatte die Arme um ihren Leib geschlungen, um zu verhindern, dass das Beben tief in ihrem Innern nach außen drang. Wenn sie sich nicht bewegte, nichts fühlte, würde sie vielleicht verhindern können, vor Qual in abgrundlose Tiefen zu stürzen.
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«, fragte sie Carl Franks von Franks Investigations.
    »Sie hatten gesagt, Sie wollten einen detaillierten Bericht«, erklärte Carl ihr und rutschte voll Unbehagen auf seinem Stuhl ihr gegenüber hin und her. »Ich habe den Fahrer des Holztransporters ausfindig gemacht, der mit ihnen zusammengestoßen war. Sein Name stand in dem Unfallbericht, und ich habe ihn dann in Edmonton, Alberta aufgespürt. Er ist jetzt um die fünfundsiebzig, aber er erinnerte sich noch genau an den Unfall. Er hat sich nach jenem Tag nie wieder ans Steuer eines Sattelschleppers gesetzt. Es überraschte mich, dass er überhaupt bereit war, mit mir darüber zu reden. Die Erinnerung an den Unfall war unübersehbar nach wie vor schmerzhaft für ihn.«
    Megan schlang die Arme noch fester um sich, um die Tränen zurückzuhalten, die in ihr hochstiegen. »Und er hat Ihnen erzählt, dass Jack gesehen hat, wie seine Familie verbrannt ist? Seine Mom, sein Dad und sein Bruder?«
    Carl nickte. »Anscheinend war Mr. Stone an den Straßenrand gefahren, weil die beiden Jungs sich auf der Rückbank prügelten. Der Jüngere hatte den Älteren geschlagen, sodass seine Nase blutete. Deshalb hatte der Vater dem Kleinen eine Auszeit unter einem Baum verschrieben. Die Baumstämme auf dem Sattelschlepper gerieten ins Rutschen, als der Fahrer die Kurve ein bisschen zu schnell nahm, und während er noch versuchte, sein Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bringen, raste er von hinten ins Auto der Stones. Er erzählte mir, dass beide Fahrzeuge in Brand gerieten. Das sei der Moment gewesen, in dem er das Kind aus dem Wald rennen sah. Er musste den Jungen zurückhalten, damit dieser nicht versuchte, die Tür des völlig demolierten Autos zu öffnen.« Carl schüttelte den Kopf. »Der Fahrer des Lasters nahm an, dass sie tot waren, weil von dem Auto nicht mehr viel übrig geblieben

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