In den Armen des Schotten
weiter.«
»Ich sollte dir wohl sagen, dass dein Vater überhaupt nicht glücklich darüber ist«, meinte Grace und ging zu Joel, der entschieden hatte, dass es viel mehr Spaß machte, Buntstifte zu essen, als mit ihnen zu malen. »Ich habe gestern stundenlang mit Grey geredet, aber ich konnte ihn nicht davon überzeugen, dass Arbeit genau das ist, was du im Moment brauchst.«
»Warum regt er sich so auf?«, fragte Megan. »Ich fahre doch nicht nach Sibirien. Ich bin nur acht oder neun Meilen entfernt.«
Grace setzte sich auf die Couch und nahm Joel auf den Schoß. »Ihm gefällt die Vorstellung nicht, dass du ganz allein mit einem gerade zur Welt gekommenen Baby lebst. Er meint, im zwölften Jahrhundert hätte ein Mann in seinem Alter sich keine Gedanken mehr über seine Töchter zu machen brauchen; mit sechzehn hätte er bereits alle unter die Haube gebracht, sodass sich dann die Ehemänner Gedanken machen mussten.« Sie kicherte leise. »Er ist der Meinung, dass die Gesellschaft arrangierte Heiraten nie hätte abschaffen sollen. Er wird sich schon beruhigen, wenn er sieht, dass du mit allem zurechtkommst … und ich weiß, dass du es schaffst.« Sie warf Meg ein schiefes Lächeln zu. »Aber du wirst wahrscheinlich wieder nach Gu Bràth umziehen müssen, wenn dein Entbindungstermin naht. Dein Vater würde auf deiner Türschwelle übernachten, wenn du es nicht tust … um dich gleich bei der ersten Wehe ins Krankenhaus bringen zu können.«
»Aber du hast uns doch auch zuhause bekommen. Und Beth hatte eine Hebamme für Kadin und Joel. Die nehme ich auch, wenn es bei mir so weit ist.«
Grace seufzte. »Lass uns das deinem Vater gegenüber einfach noch nicht erwähnen, okay? Er soll sich erst einmal daran gewöhnen, dass du ausziehst.«
Camry nahm Joel von Graces Schoß. »Los, Meg, lass uns deine neue Bleibe ansehen. Beth, Chelsea und der Besitzer warten auf uns.« Sie grinste Meg an, als sie Joel zur Tür hinaustrug. »Vielleicht erhaschen wir ja sogar einen Blick auf deinen attraktiven Nachbarn.«
»Ist es euch eigentlich je in den Sinn gekommen, dass ich mir vielleicht selber etwas aussuchen wollte?«, fragte Meg, als sie draußen über die Brücke gingen.
Cam steuerte auf Megans Wagen zu. »Natürlich nicht. Wir kennen deinen Geschmack. Davon abgesehen dachten wir uns, dass Dad nicht damit kommen könnte, es wäre gefährlich, an der halb verlassenen Straße eines Ferienlagers zu hausen, wenn nur drei Häuser weiter der Polizeichef wohnt.«
Meg stieß ein Schnauben aus. »Na toll. Ihr habt mich gerade von der einen Macho-verseuchten Gegend in die nächste verfrachtet.«
Megan sah das Haus an, das sie auf Beschluss ihrer Schwestern mieten sollte. »Okay«, gestand sie Camry, »ihr kennt meinen Geschmack tatsächlich. Es ist absolut entzückend.«
Mehrere Lampen erhellten ein Gebäude, das von außen wie das perfekte Haus aussah. Es hatte graue Schindeln, dunkelgrüne Fensterläden, und die Haustür – welche durch eine Veranda, die über die ganze Breite des Hauses ging, ein Stück nach hinten versetzt war – war in kräftigem dunklem Rot gestrichen. Das Haus wurde auf einem weitläufigen Grundstück von alten Ahornbäumen, Birken und Tannen eingerahmt, und die Landhausarchitektur gab dem Ganzen eine einladende, gemütliche Ausstrahlung.
»Ich werde mir eine Schneefräse kaufen müssen, damit die Auffahrt weiterhin so schön ordentlich aussieht wie jetzt«, meinte sie. »Mit Schneeschiebern bekommt man das nie so schön hin.«
Cam zog eine Augenbraue hoch. »Na, du scheinst ja schon eingezogen zu sein, was?«
Elizabeth kam aus dem Haus, und Megan öffnete die hintere Tür ihres Wagens, um Joel aus dem Kindersitz zu heben. »Könnte mir mal bitte jemand erklären, warum sich diese Verschlüsse immer so schwer öffnen lassen?«, grummelte sie, während sie mit dem Gurt kämpfte.
Elizabeth schob Megan zur Seite und griff nach innen. »Damit die Kinder sie nicht öffnen können. Na, mein Großer«, sagte sie lachend und richtete sich mit ihrem Sohn auf dem Arm wieder auf. »Hat Tante Cam dich wieder mit Buntstiften gefüttert?«
»Muss mal«, sagte Joel und strampelte, um abgesetzt zu werden.
»Drinnen! Nicht hier im Schnee!«, sagte Beth, die ihn schnell wieder einfing und in Richtung Haus dirigierte.
»Was ist das bloß mit kleinen Jungs und gelbem Schnee?«, rief Megan ihr hinterher.
»Dafür ist sein Vater verantwortlich!«, rief Beth zurück, die gerade ihren Sohn anhob, um ihn die
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