In den Armen des Schotten
verstärkt. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie sich vielleicht gefragt haben, ob Jack nicht doch eine gewisse magische Kraft besaß …
Plötzlich trat eine wunderschöne Frau aus dem schimmernden Nichts. In ihren Armen lag ein Baby.
17
D er Tag brach gerade an, als Megan die Augen öffnete und feststellte, dass sie wie eine Mumie in den Schlafsack gewickelt war. Das Feuer loderte, ihre Kleidung lag in einem Stapel neben ihr, und Jack war nirgends zu sehen. Er hatte eine Bierflasche voll mit Wasser neben ihre Kleidung gestellt und einen Müsliriegel dazugelegt – was bedeutete, dass gestern noch irgendwo einer versteckt gewesen sein musste.
Megan wand sich aus dem Schlafsack und setzte sich auf, um gleich darauf wieder unter die Decke zu kriechen, als sie feststellte, wie kalt es war. Sie streckte eine Hand nach ihrer Kleidung aus und seufzte vor Erleichterung auf, als sie sah, dass Jack sie so platziert hatte, dass sie durchs Feuer angewärmt worden war. Sie zog alle Sachen zu sich unter den Schlafsack und verrenkte sich dann in alle möglichen Richtungen, um sich anzuziehen.
Sie keuchte, als sie schließlich in ihre Stiefel schlüpfte und aufstand. Sie machte sich nicht die Mühe, ihren Skianzug anzuziehen, sondern ging gleich zu ihrem Lieblingsbaum, um ihr Geschäft zu erledigen. Dann huschte sie zum Feuer zurück und streifte sich ihren Anzug über. Sie griff sich Wasserflasche und Müsliriegel und machte sich dann Richtung See auf, um nach Jack zu suchen.
Sie erspähte ihn schließlich neben seinem Schneemobil. Er hatte sich breitbeinig hingestellt und die Hände in die Hüften gestemmt. Und obwohl er ziemlich weit weg war, meinte sie einen angewiderten Ausdruck auf seinem Gesicht erkennen zu können. Sie ließ sich Zeit und wählte einen Weg, wo der Schnee hart genug war, sodass sie nicht einsank, aß dabei den Müsliriegel und trank das Wasser, das ganz leicht nach Bier schmeckte.
Je näher Megan kam, desto mehr raste ihr Herz, wenn sie an die letzte Nacht dachte. Er sah so … er sah so … oh, verdammt, sie hatte sich wieder in ihn verliebt!
»Guten Morgen«, sagte sie, als sie endlich bei ihm ankam.
Jack wollte gerade etwas sagen, doch dann traf sein Blick den ihren, und er klappte den Mund wieder zu. Zwei Flecken erschienen auf seinen Wangen. Megan nahm noch einen Bissen von ihrem Frühstück, um ihr Lächeln zu verbergen. Der Mann wurde doch tatsächlich rot!
Wegen ihres Liebesspiels letzte Nacht?
Er war so leicht zu durchschauen. »Meinst du, du bekommst ihn bald hoch … ich meine, raus, oder werden wir laufen müssen? Oder«, gurrte sie, »wir könnten es uns ja auch einfach wieder am Feuer gemütlich machen und auf die Kavallerie warten.«
Seine Wangenknochen nahmen eine fast purpurne Färbung an. Er ging um sie herum und auf das Ufer zu, ohne auch nur guten Morgen zu sagen. Megan verputzte den Rest des Müsliriegels und trank die Flasche leer, während sie seinen Rücken angrinste. Sie war ja so was von gemein! Aber … nicht einmal ein Heiliger hätte sich solch eine Gelegenheit entgehen lassen. Jack zu necken, war leichter als eine Zielscheibe aus einem Meter Entfernung zu treffen.
Sie stopfte das Papier vom Riegel und die Flasche in ihre Tasche, ging um seinen Schlitten herum und sah ihn voll Mitgefühl an. Er steckte bis zum Trittbrett in Schneematsch, der über Nacht gefroren war. Man würde einen Meißel, wenn nicht gar eine Lötlampe brauchen, um das verdammte Ding wieder frei zu bekommen.
Sie drehte sich einmal im Kreis und musterte die Landschaft, wobei sie herauszufinden versuchte, wo sie sich ungefähr befanden, und stellte fest, dass sie keine Ahnung hatte. Sie war seit zehn oder zwölf Jahren nicht mehr so weit im Norden des Sees gewesen. Megan ging zur felsigen Uferkante, die aus dem Eis ragte, und fragte sich, wo wohl ihr Schlitten war.
Sie konnte die Spuren sehen, die Jack dabei hinterlassen hatte, als er sie herauszog, das Seil, das er benutzt hatte, und ihren Helm, der immer noch ein paar Meter weiter auf dem Eis lag. Es waren noch mehr Spuren zu sehen, die zeigten, dass er zum oberen Ende der Uferkante gegangen war, wo das Eis nicht dünn war. Von der Stelle führten seine Fußspuren dann ins Wasser. Sie konnte nichts von ihrem Schlitten sehen, weil das Loch im Laufe der Nacht von einer dünnen Schicht Eis überzogen worden war, und sie musste unwillkürlich schaudern. Jack hatte sich wahrscheinlich auf der Felskante ausgezogen, war dann in den
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