In den Armen des Spions
wahr?«
Gareth nickte.
»Ich muss Sie allerdings warnen, dass auch wenn die Sekte wenig Erfahrung mit Kämpfen zur See hat, es nicht auszuschließen ist, dass sie den Versuch unternehmen, ein Schiff, auf dem wir uns befinden, anzugreifen.«
»Pff!« Der Kapitän machte eine wegwerfende Handbewegung, die keinen Zweifel daran ließ, was er von den Erfolgsaussichten der Schwarzen Kobra hielt.
»Sie könnten«, beharrte Gareth, »Söldner anheuern, Franzosen vielleicht, die sich dabei mehr zu Hause fühlen -um das Schiff zu attackieren.«
Der Kapitän grinste.
»Kein Franzose - keiner im Umkreis von Meilen - würde den Versuch wagen, sich mit Jean-Claude Lavalle anzulegen.«
Gareth sah die anderen an. Sie grinsten ebenfalls breit. Einer legte Lavalle einen Arm um die Schultern.
»Leider hat er recht«, erklärte der andere Kapitän. »Sie gehören nicht zu unserer Marine, sonst würden Sie seinen Namen kennen. Lavalle ist ein alter Seebär,« - er blickte Lavalle voller Zuneigung an - »den keiner von uns herauszufordern wagt, selbst jetzt noch, in seinem Alter.«
Lavalle blies die Backen auf, grinste aber.
Gareth konnte nicht anders, er grinste ebenfalls.
Als er endlich die Treppe hochging, wesentlich später als in letzter Zeit, war Gareth Opfer widerstreitender Gefühle. Einerseits empfand er eine gewisse Milde, hervorgerufen durch die bereitwillig angebotene Kameradschaft und das feine Ale der Perrots, aber sie rang mit der erhöhten Anspannung andererseits, dem angestrengten Gefühl höchst konzentrierter Wachsamkeit, das trotz der Geselligkeit des Abends kein bisschen nachgelassen hatte.
Obwohl die stämmigen Söhne der Perrots angeboten hatten, in der Nacht Wache zu stehen, hatte Gareth das freundlich, aber bestimmt abgelehnt unter dem Verweis auf den Umstand, dass seine Leute etwaige Sektenanhänger leichter erkennen würden und zudem darin geübt waren, mit ihnen fertigzuwerden. Daher stand Mooktu wie gewöhnlich im Flur oben auf seinem Posten; er saß am Ende der Treppe, von wo aus er die ganze Schankstube unten bis zur Eingangstür im Blick hatte. Gareth wechselte ein Nicken und ein Lächeln mit ihm, als er vorbeiging. Mooktu würde von Bister abgelöst werden, dessen Ablösung dann wieder Gareth übernehmen würde, und Mullins war dann mit der Morgenwache an der Reihe. Watson hatte ein kleines Zimmer in der Nähe der Hintertreppe und schlief ohnehin nur leicht.
Mooktus Anblick lenkte Gareths Gedanken wieder auf die Herausforderung, die ihnen der morgige Tag bringen würde. So betrat er gedankenverloren das beste Gästezimmer des Hauses und schloss die Tür, dabei ging er im Geiste die verschiedenen Möglichkeiten durch, wie er seine zusammengewürfelte Truppe am wirkungsvollsten einsetzen konnte, die ihm dank des heutigen Abends offenbar zur Verfügung stand.
»Was ist los?«
Die Frage riss ihn aus seinen Überlegungen und versetzte ihn zurück in die Gegenwart. Zu Emily, die ihn, auf einen Ellbogen gestützt, erwartungsvoll und fordernd ansah, während ihre verlockend gerundete Schulter verheißungsvoll nackt unter der Decke hervorschaute.
Auf dem Weg zum Bett wurde sein Blick wie magisch angezogen von der makellos seidigen Haut auf ihrer entblößten Schulter, aber er wusste genau, sie erwartete, dass er seine Gedanken mit ihr teilte. Sie mit einbezog und, sofern sie eine zu äußern hatte, er sich auch ihre Ansicht anhören würde.
Für einen Mann wie ihn - einen, der über ein Jahrzehnt lang Truppen befehligt hatte - war es eigentlich unvorstellbar, mit einer Frau so etwas zu besprechen oder sie gar um ihre Meinung zu fragen ...
Er blieb neben dem Bett stehen, beugte sich vor und küsste sie.
Lange, tief und nachdrücklich.
Als er sich schließlich von ihr löste, setzte er sich auf die Bettkante und zog sich die Stiefel aus.
Und erzählte ihr alles.
In die Kissen gestützt hörte sie ihm mit ihrer gewohnten Konzentration zu. Es war eine zu Kopfe steigende Erkenntnis, dass er sich, wenn er mit ihr sprach, selbst über Alltägliches, darauf verlassen konnte, dass er ihre volle Aufmerksamkeit besaß - dass sie ihm gehörte.
Er hatte sich nie zuvor die Aufmerksamkeit einer anderen Frau gewünscht, aber ihre genoss er.
Dann überließ er es ihr, eine Lösung für das anstehende Problem zu finden - was er mit den verschiedenen Seemännern anfangen sollte, Alt und Jung, die darauf zu hoffen schienen, sich einen Kampf mit allen Sektenanhängern -Heiden - zu liefern, die zufällig des Wegs
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