In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
und sah zuerst zu Flick und dann zu Demon. »Ah … hallo. Komm herein! Ich fürchte, es ist ziemlich kalt hier – wir wagen es nicht, ein Feuer anzuzünden.«
Insgeheim dachte Demon, dass dieses Haus immerhin ihm gehörte, doch er nickte nur. Auf einem so flachen Land würde man den Rauch leicht sehen können, und wenn er aus einer Gegend käme, die als unbewohnt galt, würde er sicher Aufmerksamkeit erregen. Er hielt Dillons vorsichtigem Blick stand und machte dann ein paar Schritte auf den Tisch zu, um sich einen Hocker heranzuziehen, der so aussah, als würde er sein Gewicht tragen können. »Flick hat erwähnt, dass es da irgendwelche Gentlemen gibt, deren Gesellschaft du vermeiden möchtest.«
Eine heiße Röte stieg in Dillons blasse Wangen. »Ah, ja. Flick hat gesagt, du seist bereit, uns zu helfen.« Mit einer Hand strich er eine dicke Locke seines Haares zurück, die er sich im Stil von Byron in die Stirn gekämmt hatte, dann lächelte er gewinnend. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich das zu schätzen weiß.«
Demon hielt einen Augenblick lang Dillons unglaublich unschuldigem Blick stand, dann setzte er sich und versagte es sich, zu erwähnen, dass er das für den General tat und für Flick und dass er sich auf ein Durcheinander einließ, das er, als Eigentümer von Rennpferden, am liebsten gleich den Behörden übergeben hätte.
Dillon entging nicht, dass Flick ein wenig die Stirn gerunzelt hatte. »Flick hat mir gar nicht gesagt, wie viel sie dir erzählt hat …«
»Genug, um zu verstehen, was los ist.« Demon stützte die Arme auf den Tisch und schaute Dillon genauer an, doch was er da entdeckte, gefiel ihm gar nicht. Die Tatsache, dass Flick beschützend neben Dillon stand, trug allerdings nur wenig zu seiner Einschätzung bei. Viel aufschlussreicher waren seine Erinnerungen und Beobachtungen, die er über die Jahre hinweg gemacht hatte, und die Tatsache einer verzwickten Lage, die nicht so war, wie Flick sie ihm in ihrer Unschuld beschrieben hatte, sondern so, wie er sie einschätzte.
Er zweifelte nicht daran, dass sie ihm wahrheitsgemäß all das erzählt hatte, was sie wusste, doch die Wahrheit, das hingegen wusste er, war wesentlich vernichtender.
Sein Lächeln verriet genau das richtige Maß männlicher Kumpelhaftigkeit, die einen Jungen wie Dillon beeindrucken würde. »Ich möchte gern deine Einschätzung der Dinge hören. Fange einfach an mit deiner Begegnung mit diesem Kerl, der dich gebeten hat, die Nachricht zu überbringen.«
»Was möchtest du denn wissen?«
»Wie, wann und wo. Erzähle mir ganz genau, was er gesagt hat.«
»Nun ja, es ist ungefähr drei Wochen her, es war kurz vor dem ersten Rennen des Jahres.«
»Kurz davor?«
Dillon nickte. »Zwei Tage vorher.«
»Zwei Tage?« Demon zog die Augenbrauen hoch. »Das scheint mir sehr knapp bemessen, um einen Betrug zu arrangieren, findest du nicht auch? Normalerweise schmieden diese Syndikate ihre Pläne schon weit im Voraus. Das ist unvermeidlich, wenn man an die Zahl der Buchmacher denkt und an die anderen Menschen, die in eine solche Sache verwickelt sind.«
Dillons Blick wurde ausdruckslos. »Oh?« Doch dann lächelte er. »Eigentlich hat dieser Mann mir auch gesagt, dass sie noch einen anderen Boten hatten – Ickley -, der im Stall gearbeitet hat und diese Aufgabe übernehmen sollte. Doch er hat wohl seine Meinung geändert. Also brauchten sie jemand anderen.«
»Und deshalb sind sie zu dir gekommen. Warum?«
Diese Frage schien Dillon zu erstaunen, doch dann zuckte er mit den Schultern. »Ich weiß es nicht – ich nehme an, sie haben jemanden gesucht, der sich auskennt. Ich kenne die Jockeys und weiß, wohin man gehen muss, um die richtigen Leute zu treffen.«
Flick setzte sich auf einen Hocker. Ihre Stirn hatte sich noch mehr gerunzelt, doch sie richtete ihre Aufmerksamkeit jetzt auf Dillon.
»Warum glaubst du, hat der Mann dich nicht gebeten, ihm einen ganz besonderen Jockey zu zeigen, mit dem er dann selbst sprechen konnte?«
Dillon zog die Augenbrauen hoch, doch nach einem kurzen Augenblick schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
»Sicher hast du dich doch gefragt, warum dieser Mann überhaupt einen Boten brauchte?« Demon hielt Dillons Blick gefangen. »Wenn diese Botschaft unschuldig war, warum hat dieser Mann dann dich gebeten – oder sonst jemanden -, um diese Botschaft zu überbringen?«
Wieder lächelte Dillon. »Ah, aber diese Botschaft war ja gar nicht so
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