In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
von den Zwillingen, und auch wenn sie es sich versagte, sich in dem Ballsaal umzusehen, so suchten ihre Sinne doch nach Demon. In den letzten Tagen hatte sie ihn nur flüchtig gesehen, im Park und einmal, durch Zufall, in der Bond Street. Sie hatten nicht mehr als ein paar geflüsterte Worte über das Syndikat miteinander gewechselt. Und nicht ein einziges Mal hatte er seine gelangweilte Maske abgelegt, die er in dieser Gesellschaft immer zeigte.
Allerdings waren sie ja auch in der Öffentlichkeit gewesen.
Heute Abend war er genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, um sie zur Kutsche zu begleiten, also hatten sie keinen Augenblick allein miteinander verbracht, um sich die letzten Neuigkeiten zu berichten – oder sonst etwas.
Und das frustrierte Flick allmählich.
Genau wie die Tatsache, dass sie ihn jetzt nicht finden konnte.
Sie blieb vor einer Büste von Cäsar stehen, die auf einem Podest stand. Vorsichtig stellte sie sich auf die Zehenspitzen und versuchte, über die Köpfe der Menschen hinwegzusehen – sie wusste, dass Demon irgendwo in dem Saal sein musste.
Eine Hand schloss sich von hinten um ihren Arm.
Sie keuchte auf und wirbelte herum.
Er stand neben dem Podest – einen Augenblick zuvor war er noch nicht dort gewesen. Schnell zog er sie an sich, dann drehte er sich um, bis sie beide in der kleinen Nische hinter dem Podest standen. Er wandte sich ihr zu, legte einen Arm oben auf das Podest und versperrte ihr so die Sicht.
Flick blinzelte. Der Ballsaal hatte drei halbrunde Alkoven, und vor jedem der Alkoven stand etwas, wie zum Beispiel die Palmen oder das Podest, und dahinter war ein wenig Platz. Diejenigen, die einen Augenblick Ruhe suchten, konnten sich dorthin zurückziehen.
Sie sah in Demons Gesicht und lächelte ihn strahlend an. »Hallo – ich habe dich gesucht.«
Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, er zögerte ein wenig, dann sagte er: »Ich weiß.«
Sie schaute ihm fragend in die Augen – der Ton seiner Stimme verriet ihr nichts von seinen Gedanken. »Hast du … äh, etwas erfahren über das Geld?«
Demon genoss ihren Anblick. Er liebte das eifrige, einladende Leuchten ihrer Augen, sonnte sich in dem sinnlichen Strahlen ihres Gesichtes. Sie war von seinem Körper zum Ballsaal hin abgeschirmt. Er holte tief Luft, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Aber wir machen Fortschritte.«
»Oh?« Sie senkte den Blick und sah auf seinen Mund, dann leckte sie kurz mit der Zungenspitze über ihre eigenen Lippen.
Demon ballte eine Hand zur Faust, dann nickte er. »Montague hat verschiedene Richtungen ausgeschlossen – finanzielle Wege, durch die man eine große Summe Geldes verbergen kann. Und auch wenn bis jetzt das Ergebnis noch negativ ist, so schränken wir den Bereich, in dem wir suchen, immer mehr ein.«
Sie starrte noch immer auf seine Lippen, dann merkte sie, dass sie sich nicht länger bewegten, und sie holte schnell Luft und sah zu ihm auf. »Wir sind schon eine Ewigkeit hinter diesem Syndikat her. Die Leute zu erwischen, die dahinter stehen, scheint wie ein Traum.« Sie hielt inne, und als ihr Blick den seinen traf, wurden ihre Augen ganz sanft. »Glaubst du, wir werden sie je finden?« Auch ihre Stimme war jetzt sanft.
Demon hielt ihren Blick gefangen und musste sich zusammenreißen, um ruhig stehen zu bleiben und sich nicht zu ihr vorzubeugen, einen Arm um sie zu legen und sie an sich zu ziehen. Um nicht seinen Kopf zu senken, seine Lippen auf ihre zu pressen und die Frage zu beantworten, die er in ihren Augen las. Ihr Kleid, ein Hauch silberblauer Seide, war unter ihren Brüsten mit silbernen Bändern gerafft, es fiel über ihre Hüften in einen Rock, der um ihre Knöchel schwang. Das Kleid half ihm nicht gerade dabei, sich zu beherrschen. Es wirkte nur dadurch bescheiden, dass ein Hauch von Rüschen aus durchsichtiger Seide kunstvoll um den Ausschnitt und über ihre Schultern drapiert war. Er musste sich bemühen, sich an ihre Frage zu erinnern. »Ja.« Der Ton seiner Stimme klang grob. Sie blinzelte und war offensichtlich verwirrt, als sie sah, dass sein Gesicht sich verhärtete.
Genau diesen Augenblick wählten die Musiker, um einen Walzer zu beginnen. Am liebsten hätte er sie mit den Saiten ihrer eigenen Instrumente erdrosselt. Er sah in Flicks Gesicht, erkannte das freudige Aufblitzen ihrer Augen, die Einladung in ihrem Blick. Und er fluchte innerlich. »Das ist ein …« Er holte tief Luft. »… sehr hübsches Kleid.«
Sie sah an sich hinunter. »Es ist von
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