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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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ausgeschickt hatte. Unter den verständnisinnigen Blicken der Wächter betraten sie leise das Wikingerlager, wo die Männer kreuz und quer zwischen Ästen und aufgeworfenen Erdhaufen schliefen, denn man hatte keine Zeit gehabt, Zelte zu errichten.
    Thore bereitete Rodena ein Lager aus Decken und Häuten, dann verließ er sie für eine kleine Weile, um nach den Wächtern rund um das Lager zu sehen. Erst als er sich überzeugt hatte, dass alle auf dem Posten waren, legte er sich neben Rodena und zog einen Teil der Decke auch über seinen eigenen Körper. Die Glückseligkeit, die sonst nach der Liebe über sie beide kam, blieb heute aus, stattdessen verspürten beide eine seltsame Bangigkeit, als hinge ein dunkles, unausweichliches Verhängnis über ihnen.
    Rodena lag auf der Seite, und Thore schmiegte sich an ihren Rücken, passte sich der Linie ihres zusammengekrümmten Körpers an und hatte die Arme um sie geschlossen.
    „Du darfst mich nie verlassen“, wisperte er in ihren Nacken. „Geh nicht fort, denn ich kann die Dunkelheit ohne dich nicht ertragen.“
    Sie fasste seine Hände, die auf ihrer Brust lagen, schlang ihre Finger zwischen die seinen und hielt sie fest. Der Schlaf kam viel rascher, als sie geglaubt hatte, und verhinderte, dass sie ihm mehr als ein paar wenige zärtliche und beruhigende Sätze zuflüsterte.
    Sie erwachte vom Geräusch der Äxte, das schon im Morgengrauen durch den Wald schallte. Thore lag nicht mehr bei ihr, doch er hatte sie sorgfältig in die Decken gewickelt, bevor er sie verlassen hatte, um gemeinsam mit seinen Männern wieder an die Arbeit zu gehen. Trotz seiner Fürsorge fröstelte sie, denn der Morgen war kühl, und der feine Nieselregen hatte Decken und Gewänder feucht werden lassen. Sie stand auf, um sich an einem der Feuer zu wärmen, auf dem die Männer kurz zuvor ihre Morgenmahlzeit bereitet hatten. Thore hatte auch hier für sie gesorgt, Fisch und eine Schale Gerstenbrei standen für sie bereit, und während sie aß, beobachtete sie mit Staunen, wie unermüdlich die Männer den Boden aufwühlten, die Stämme tief hineinsenkten und sie mit Erde und Steinen befestigten.
    Thore schien überall zu sein, mal entdeckte sie ihn unter den Männern, die die Bäume fällten, dann wieder half er, einen schweren Stamm in die Grube einzupassen, gleich darauf sah sie ihn die Axt schwingen, um die Äste von einem gefällten Stamm zu entfernen. Er schien so beschäftigt, dass er nicht einmal Zeit hatte, ihr einen guten Morgen zu wünschen, nur hin und wieder warf er einen raschen Blick zu ihr hinüber und lächelte zufrieden.
    Stattdessen hockte sich Halvdan zu ihr, der wegen seines verwundeten Beins eine kleine Pause einlegte. „Papia“, sagte er und starrte ins glimmende Feuer.
    Rodena erschrak, doch sie ließ sich nichts anmerken.
    „Was ist mit ihr? Ich sah sie noch nicht heute Morgen.“
    Er wandte ihr sein Gesicht zu und sah sie misstrauisch an. „Sie ist verschwunden. Muss sich in der Nacht davongeschlichen haben.“
    Rodena senkte den Blick, denn es fiel ihr schwer, ihn anzulügen. „Sie kommt sicher wieder. Wohin sollte sie schon laufen?“
    „Zum Feind!“, gab er mit verhaltener Wut zurück. „Sie bildet sich ein, ihren Ubbe finden zu können. Das ist eure Schuld, denn du und Thore habt ihr erzählt, Ubbe könne noch am Leben sein.“
    „Und wenn es so wäre, was kümmert es dich?“, gab Rodena abweisend zurück.
    Halvdan warf ärgerlich einen Ast ins Feuer und stand auf, um wieder an die Arbeit zu gehen.
    „Sie wird ihn nur in Hels Reich finden, ihren verdammten Ubbe!“, sagte er boshaft und humpelte davon.
    Rodena stellte die hölzerne Schale beiseite und lächelte vor sich hin. Sie hatte es also gewagt, die kleine Papia, die Liebe hatte ihr den Mut dazu gegeben. Vielleicht würde sie Ubbe ja tatsächlich finden – wer konnte das so genau wissen?
    Trotz des Lärms vernahm sie jetzt plötzlich das Murmeln und Plätschern des Baches. Es war so laut, dass es die Rufe der Männer und das Krachen der stürzenden Bäume übertönte, und sie wusste, was dieses Zeichen bedeutete. Ihre Göttin rief nach ihr.
    Sie hat mein Leben bewahrt, dachte sie hoffnungsvoll. Und nicht nur das, sie hat auch Thore vor dem Tod gerettet. Vielleicht ist ihr Zorn ja vergangen, und sie hat mir verziehen?
    Nur zögernd erhob sie sich, denn der Ruf ihrer Göttin war jetzt so dringlich, dass das Rauschen des Wassers sie schwindelig werden ließ, und sie fürchtete Schlimmes, wenn sie nicht

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