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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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ihn in wilden Zorn versetzte.
    „Du bekommst sie nicht, Eishammer“, sagte er kalt.
    Thores Gesicht glühte, er brannte vor Erregung, denn er hatte diesen Überfall lange und sorgfältig geplant. Es war seine Chance, er würde sie nutzen, denn es gab für ihn gewiss keine zweite.
    „Du spielst mit deinem Leben, Wilhelm“, rief er laut, damit auch die Krieger es alle hören konnten. „Ich will freies Geleit für mich und die Druidin. Du wirst uns eine Weile begleiten, dann entlasse ich dich, ohne dir ein Haar zu krümmen.“
    Wilhelm lachte höhnisch auf. „Greift ihn euch!“ befahl er seinen Kriegern zornig. „Achtet nicht auf mich! Worauf wartet ihr?“
    Die Krieger trieben ihre Pferde an, ein wildes Getümmel entstand, und Rodena hörte Thores wütende Flüche.
    „Nein!“, hörte sie sich schreien. „Tötet ihn nicht. Lasst ihn am Leben!“
    Sie sah, wie Wilhelms Pferd sich verzweifelt aufbäumte, der Herzog glitt aus dem Sattel und riss Thore mit herab. Dann stürzten sich Wilhelms Männer in Scharen auf die beiden.
    Zitternd klammerte Rodena sich an den Stamm einer jungen Eiche und starrte in das Getümmel. Der Kampf dauerte nur kurze Zeit. Wilhelm Langschwert ging zwar verdreckt, aber nahezu unverletzt daraus hervor – Thore Eishammer wurde bäuchlings auf ein Pferd gebunden und als Gefangener mit nach Evreux geschleppt.
    ***
    Man war wegen des Zwischenfalls in die Abenddämmerung geraten, es wurde bitterkalt, und einige der Reiter entzündeten Fackeln, um den Weg auszuleuchten. Schweigend ritten die Männer voran, einige hatten Verletzungen davongetragen, denn Thore hatte trotz der gewaltigen Überzahl seiner Gegner versucht, sich zu Rodena durchzukämpfen. Jetzt lag er hilflos über dem Rücken eines Packpferdes, harte Lederriemen waren um seine Hände und Füße geschlungen und unter dem Bauch des Tieres miteinander verbunden.
    Rodena ritt auf Wilhelms Befehl innerhalb einer Gruppe junger Krieger, die sie nicht aus den Augen ließen und ganz offensichtlich verhindern sollten, dass sie sich dem Gefangenen näherte. Sie konnte Thore sehen, wenn sie sich im Sattel umwandte, denn der neben ihm reitende Krieger hielt eine Fackel in der Hand, um den Wikinger besser bewachen zu können.
    Was für Feiglinge, dachte sie verbittert. Sogar jetzt noch, da sie ihn gebunden haben, fürchten sie sich vor ihm.
    Thore hing nahezu reglos über dem Pferderücken, nur hin und wieder spannte sich sein Körper, als wolle er die Festigkeit der Lederriemen prüfen, dann erschlafften seine Muskeln wieder, und er gab den Versuch auf. Oft wandte er den Kopf zur Seite, um Rodena mit den Augen zu suchen, und wenn ihre Blicke sich für einen Augenblick trafen, las sie Fragen und Vorwürfe darin.
    Wer gab dir das Pferd? Die schönen Gewänder? Wie kommt es, dass du neben deinem Vater reitest, lächelnd und in ein vertrautes Gespräch vertieft? Löst du so das Versprechen ein, dass du mir gegeben hast?
    Verzweiflung kam über sie. Sie spornte ihre Stute an und ritt ihren Bewachern davon, um zu ihrem Vater zu gelangen, der weit vorn am Kopf der Truppe ritt. Nur unwillig ließen die Krieger sie passieren, versuchten, ihr den Weg zu versperren und schienen taub zu sein, wenn sie sie zornig anredete.
    Wilhelms Miene war verschlossen wie immer, er lenkte sein Pferd nicht beiseite, als sie zu ihm aufschloss, und sie begriff, dass er wenig Lust hatte, mit ihr zu sprechen.
    „Er wollte mich. Das war der einzige Grund für diesen Überfall“, sagte sie. „Du musst zugeben, dass es mutig, ja geradezu verwegen war.“
    Er schwieg verbissen, nichts regte sich in seinen versteinerten Zügen.
    „Man sagt von dir, dass du den Mut eines Kriegers achtest.“
    Sie erhielt keine Antwort. Die Getreuen des Herzogs, die dicht neben ihr einherritten, sparten nicht mit unfreundlichen Blicken.
    „Was wirst du mit ihm tun?“
    Wilhelm sah sie nicht an, er empfand ihr Geschrei offensichtlich als eine grobe Belästigung. „Er wird sterben!“, sagte er mit harter Stimme.
    „Dann sterbe ich mit ihm!“, rief sie verzweifelt. „So wie du es mir angedroht hast. Ist es das, was du willst?“
    Jetzt endlich hob er den Kopf, und sie erschrak vor der Kälte seiner schmalen, blauen Augen. „Hör auf zu schreien wie ein Waschweib! Es wird geschehen, was ich beschlossen habe. Schweig jetzt!“
    Niemand hatte das Recht, sie so anzufahren, auch nicht ihr Vater. Als er jetzt sein Tier anspornte, ritt sie hartnäckig neben ihm her und ließ sich nicht

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