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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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körperlich, sie so verzweifelt zu sehen. Eine unbändige Wut gegen seinen Stamm kam in ihm hoch.
    Es ist nur Budumba, dachte er wieder. Er ist der böse Geist. Als Taxifahrer in Nairobi ist er einmal von einem betrunkenen Weißen geschlagen worden. Das hat er nie vergessen.
    »Ich werde den Spuren nachziehen«, sagte Malanga. Dabei lächelte er fast verschämt. »Sehen Sie mich nicht so an, Miß Sander. Ja, ich bin in Europa Arzt gewesen, aber ich habe meine Herkunft nicht mit den Examina abgelegt. Ich kann noch Spuren lesen wie meine unterentwickelten Brüder. Ich kann Fährten suchen, umgeknickte Gräser deuten, ich habe wie ein Raubtier den Geruch des Feindes in der Nase. Glauben Sie mir: Ich finde die Mörder Ihrer Eltern, und wenn sie quer durch Uganda ziehen!«
    »Dann gehe ich mit!« sagte Corinna fest. Sie nahm mit beiden Händen ihre langen blonden Haare hoch und band sie mit einem einfachen Strick, den sie am Gürtel trug, zusammen. Dann stülpte sie den alten zerbeulten Safarihut auf den Kopf und hielt Malanga einen der Kanister hin. Malanga steckte den Schlauch in die Öffnung, löste den Daumendruck und ließ das Benzin einlaufen.
    »Wann fahren wir?« fragte Corinna.
    »In einer Stunde.«
    Dann schwiegen sie, bis der Benzinkanister voll war. Als Corinna ihn zur Seite stellte, schüttelte sie den Kopf.
    »Sie sind ein merkwürdiger Mensch, Malanga.«
    »Warum, Miß Sander?«
    »In Kampala wollten Sie mich zurückhalten, nach Kitumba zu fahren. Jetzt ist es Ihnen fast selbstverständlich, daß ich mit Ihnen in eine sehr gefahrvolle Ungewißheit ziehe.«
    »Ich bin bei Ihnen«, sagte Malanga fast feierlich. »Daß Sie Ihre Geschwister mitsuchen, war mir selbstverständlich. Ich hätte Sie auch nicht allein hiergelassen.« Er richtete sich auf und sah über das Land, als wisse er genau, in welcher Richtung man zu suchen hatte. »In ein paar Tagen haben Sie Ihre Geschwister wieder.«
    Corinna hob die Schultern hoch, als fröre sie unter der glühenden Sonne. »Manchmal sind Sie mir unheimlich«, sagte sie leise. »Seien Sie ehrlich: Was wissen Sie von dem, was hier geschehen ist?«
    »Nichts!« Malanga griff zwei Benzinkanister und wuchtete sie hoch. »Ich bin nur ein Sohn dieses Landes.«
    Eine Stunde später fuhren sie ab. Am Rande des Kessels drehte sich Corinna noch einmal um und blickte über die Verwüstung. Unter den weit ausladenden Ästen einer Schirmakazie lagen die beiden Gräber mit dem Kreuz aus verkohlten Dachsparren, das Malanga doch noch darauf gesetzt hatte.
    »Auf Wiedersehen, Paps«, sagte Corinna leise. »Auf Wiedersehen, Mama. Ich komme zurück. Ich gebe dieses verhaßte Land nicht auf … ich werde mich an ihm festklammern. Jetzt erst recht!« Sie gab Malanga, der den Wagen angehalten hatte, einen leichten Stoß in die Seite. »Sie können weiterfahren, Malanga. Es ist kein Abschied für immer.«
    Malanga gab wieder Gas. Hüpfend rollte der Landrover über die Savanne auf die feste Straße von Großvater Sander.
    Kein Abschied für immer? Malanga war davon keineswegs überzeugt.
    Auf seiner Fahrt nach Kitumba hatte Hendrik Thorwaldsen Pech. Als er dachte, er sei in diesem Teil des Landes allein auf der Welt, kam er in einen Hinterhalt. Plötzlich schrie ihn eine helle Stimme an: »Stopp!« und überall tauchten aus dem hohen Gras gelbbraune Helme auf. Drei Soldaten sprangen auf die Piste und hielten Hendrik ihre Maschinenpistolen entgegen.
    Die helle Stimme schrie wieder »Stopp!« Aus dem hohen Elefantengras wurde unnötigerweise ein Schuß abgefeuert, der über Thorwaldsen durch die heiße Luft schwirrte.
    Hendrik stieg sofort auf die Bremse und stellte den Motor ab. Dann kletterte er aus dem Landrover und schob seinen breitkrempigen Safarihut in den Nacken. Uganda-Soldaten, dachte er. Immerhin besser als einer dieser wildgewordenen Stämme. Mit den Soldaten kann man sprechen.
    »Jambo!« grüßte er höflich und legte die rechte Hand an den Hutrand. »Njia hii inakwenda Kitumba?« (Guten Tag. Führt diese Straße nach Kitumba?)
    Aus dem hohen Gras sprang ein junger, schlanker Offizier. Er hielt eine Pistole in der Hand und musterte Thorwaldsen kritisch. Die anderen Uganda-Soldaten sperrten nun die Piste hinten und vorn. Sie hatten Thorwaldsen eingekreist.
    »Was machen Sie hier?« fragte der junge Offizier scharf.
    »Ich jage.« Hendrik holte aus der Brusttasche den von der Regierung ausgestellten Jagdausweis und hielt ihn hin.
    »Der Ausweis gilt nicht mehr!« Der junge Offizier

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