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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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nicht ich. Ich war nur der Typ, der sich darüber ärgerte, wenn er mit seinen Schuhen in eine Pfütze stieg. Es war ein wenig, als hätte ich ungerechterweise seinen Platz eingenommen. Wie hätte er sich aber an meiner Stelle verhalten?
    Vermutlich hätte er schon längst versucht, alle vier Frauen zu verführen. Ich dagegen verbrachte die ganze Zeit damit, über Zusammenhänge und Antworten nachzudenken und meine Verwirrung und meine Aufregung im Griff zu halten.
    Trotz all dem, was mir in den letzten Stunden zugestoßen war, zuckte mein Mundwinkel nur leicht. Doch dann überlief mich ein kalter Schauer, als hätte jemand den Hebel einer Dusche schlagartig auf kalt umgelegt. Es war eine kurze Schockreaktion auf mein Befinden. Ich hatte mich für einen Augenblick darüber erschrocken, dass ich mich plötzlich frei fühlte.

Aleš Pickar
    In den Spiegeln
 

    Teil 2
Evelyn

     

 

    » I N UNS DIE GANZE W ELT , DRAUSSEN NUR T ÄUSCHUNG .«
    — Julius Zeyer

    »M ORAL IST DIE LETZTE Z UFLUCHT DER L EUTE ,
    DIE S CHÖNHEIT NICHT BEGREIFEN … «
    — Oscar Wilde

    »Aber ich will nicht zu den Verrückten gehen,« bemerkte Alice.
    »Oh, dagegen kannst du nichts tun,« sagte die Katze: »wir sind alle verrückt hier. Ich bin verrückt. Du bist verrückt«.
    »Woher weisst du, dass ich verrückt bin?« fragte Alice.
    »Du musst verrückt sein,« sagte die Katze,
»sonst wärst du nicht hier«.
    — Lewis Carroll,
    Alice‘s Adventures in Wonderland

Fragment: Der Hyper-Albtraum #23
     
    »Es ist Zeit«, sagt der Mann mit der langen Narbe im Gesicht.
    Die Straße riecht nach verbranntem Holz und Fäulnis. Ich passiere einen alten Holzkarren, auf dem sich einige halbnackte Leichen stapeln. Hausgäste. Die Kutschen mit den provisorischen Särgen kommen hier, in die enge Seitenstraße, nicht hinein. Sie warten an der Einfahrt.
    Die Nacht schwindet langsam aus den Gassen und weicht dem Grauen des Morgens. Ich folge dem dunklen Mann mit der Narbe entlang der Grenze zwischen Licht und Finsternis. Er trägt einen hohen Zylinder und stützt sich beim Gehen auf seinen eleganten und doch massiven Stock.
    Leichter Nebel umhüllt uns. Grauer Nebel. Morgendunst. Wabert er nur in meinen Gedanken, oder wirklich hier, in diesen Straßen?
    »Sie sind alle tot?« frage ich, ohne ihn anzusehen.
    Der Narbige dreht sich kurz um. »Er muss irgendwie erfahren haben, dass wir kommen. Seine Gefangenen konnte er nicht mitnehmen.«
    Ich blicke kurz hoch, heraus aus der Gasse zu dem schmalen Streifen Himmel über mir. Taubenflügel schlagen. Die letzten Sterne verblassen in der Ahnung der kommenden Sonne. Ich entdecke einige neugierige Augen, die aus Fenstern unser Tun beobachten.
    »Wir müssen hier aufgeräumt haben, bevor es richtig hell wird«, befiehlt der Narbige seinen Leuten. »Maria und Josef. Was für eine Nacht.«
    Am Ende der Gasse bleiben wir stehen. Es sieht aus, als ob die Straße hier früher weiterführte und irgendwann zugemauert wurde.
    Die Polizisten sind bereits dabei, die Steine aus der Mauer heraus zu reißen. Sie schlagen mit spitzen Hacken und schweren Vorschlaghämmern gegen die alten Ziegel. Langsam setzen sie die Dunkelheit dahinter frei.
    »Wer ist das?« knurrt einer von ihnen und blickt mich an. Die Stimmung ist gereizt.
    Der Narbige fordert ihn mit einer kurzen Handbewegung auf zu schweigen. »Ist schon in Ordnung.«
    »Wir haben festgestellt, dass Stagnatti hier im Erdgeschoß drei benachbarte Wohnungen gehörten. Angemietet unter falschen Namen...«, erklärt mir der Narbige. »Und die dazugehörigen Keller.«
    Bald schon steigen die ersten Polizisten in das in die Wand geschlagene Loch hinein. Wir warten. Nach einigen Minuten kehren sie zurück. Einige taumeln zur Seite und übergeben sich. Ein vertrautes Bild.
    Dann greift der Narbige nach einer der brennenden Laternen und tritt über das Geröll, hinein in die dunkle Passage. Ich folge ihm.
    Wir steigen eine schmale Steintreppe hinab und passieren verschlossene Türen und Zellen. Am Ende des Gangs flimmert Licht. Es ist ein Raum am Ende des Tunnels. Ein grässlicher Geruch schlägt uns entgegen. Ich sehe Käfige und eiserne Stühle mit Fesseln. Instrumente aus Stahl. Kanülen und große Glasbehälter. Der Narbige hält seine Laterne in die Nähe der massiven Glaszylinder. Körperorgane schwimmen dort im Alkohol.
    Der Narbige wendet sich mir kurz zu und blendet mich mit seinem Licht: »Als würde er mit dem Engländer um die Wette töten...«
    Ich habe keine

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