In der Falle - Leino, M: In der Falle
am besten an, wenn du was hörst«, sagte Falck. »Übrigens: Willkommen bei der Arbeit! Hab von deinem längeren Urlaub gehört.«
»Du hast was vergessen.«
»Was?«
»Den Namen.«
»Welchen Namen?«
»Den Namen des Kollegen bei der KRP, der aufs falsche Pedal tritt.«
»Ach ja, der Name«, sagte Falck mit der Hand schon auf der Klinke. »Kousa. Ville Kousa.«
Turunen hatte kein gutes Gefühl, als der Wagen die Brücke nach Lidingö überquerte. Der Fahrer, der ihn vom Flughafen Arlanda abgeholt hatte, sah wie ein Wrestler aus und sprach kein Wort. Schon am Flughafen hatte er nur seinen Namen gemurmelt und Turunen ein Zeichen gemacht, dass er ihm folgen solle. Turunen hatte hinter dem dunkelhaarigen Koloss fast herrennen müssen. Beim Wagen angekommen, hatte er nur auf die hintere Tür auf der Beifahrerseite gedeutet.
Sie waren jetzt auf der Insel, und der Volvo fuhr mit hohem Tempo den Norra Kungsvägen entlang in Richtung Norden. Die Häuser wurden bald größer und die Grundstücke großzügiger. Als der Fahrer nach links in den Askrikevägen bog, spürte Turunen einen Stich des Neids. Sie waren im Nobelviertel Bo. Dafür, dass er vor dem Krieg geflüchtet war, ging es Bregovic nicht schlecht. In der Straße standen ausschließlich Villen, deren Grundstücke von hohen Mauern umgeben waren. Dass auf den Mauern Überwachungskameras saßen, war eher die Regel als die Ausnahme.
Bregovics Haus stand fast am Ende der Straße. Der Fahrer hielt an, und zwei elektrisch gesteuerte Torflügel gingen langsam auf. Die riesige zweistöckige Villa war aus weißen Steinen gebaut, und Turunens Haus in Hanikka hätte daneben wie eine gehobene Studentenunterkunft ausgesehen.
Als Turunen aus dem Wagen stieg, war sein Selbstbewusstsein eindeutig kleiner als noch ein paar Stunden zuvor am Flughafen Helsinki-Vantaa. Der Fahrer zeigte auf eine dunkel gebeizte breite Edelholztür, als hätte Turunen sie nicht selbst gesehen. Im selben Augenblick wurde sie von dem breit lächelnden Bregovic geöffnet. Er hatte eine Zigarette im Mund und trug Jeans zu einem T-Shirt, das muskulöse Arme und schwere Goldketten an den Handgelenken sehen ließ.
»Willkommen in Schweden! Wie war der Flug?«
»Gut, danke. Die Autofahrt war ein bisschen langweilig«, sagte Turunen mit einem Seitenblick auf den Wrestler.
»Ratko spricht kein Wort Schwedisch«, sagte Bregovic und ließ Turunen mit einer höflichen Geste an sich vorbei. »Nur Serbisch und ein bisschen Englisch. Ratko ist ein ehemaliger Soldat, ein Vojnik . « Bregovic schloss die Tür.
Ratko war mit eingetreten. Er grinste und zielte mit dem Finger auf Turunen. »Vojnik«, sagte er und blies sich über die Fingerkuppe wie über einen rauchenden Colt.
»Ratko war schon im Krieg in meiner Einheit. Mein Vertrauensmann, stellt keine überflüssigen Fragen.«
»Aha«, sagte Turunen. Dass ihn die Information in Hochstimmung versetzte, konnte man nicht behaupten.
»Ich zeig dir mein Haus«, sagte Bregovic, »dann kommen wir zur Sache. Wie du vielleicht gemerkt hast, liegt es nicht direkt am Meer. Zum Yachthafen sind es zweihundert Meter. – Hast du nicht gesagt, dass du am Meer wohnst?«
»Fast«, antwortete Turunen.
»Ich liebe das Meer«, sagte Bregovic und sog mit halb geschlossenen Augen Luft in seine großen Nasenlöcher. »Auch wenn man es nicht sieht, man riecht es.«
Turunen roch nur Bregovics Zigarette und den eigenen stechenden Katerschweiß, den sein Deodorant nicht vollständig überdecken konnte.
»So ist es«, sagte er.
Als sie eine Dreiviertelstunde später bei einem Glas Scotch im Wohnzimmer saßen, ging es Turunen ein wenig besser. Acht Meter hoch sei das Wohnzimmer, prahlte der Hausherr, und Turunen als Profi brauchte keinen Zollstock, um zu wissen, dass es höchstens sechs waren.
Turunen nahm einen Schluck von seinem Whisky und spürte, wie sich mit der Wärme eine immer größer werdende Welle der Selbstsicherheit in ihm ausbreitete. Manchmal überlegte er, ob der Alkohol nicht doch einen größeren Einfluss auf seine wechselnden Stimmungen hatte als alles andere. Vielleicht wäre er die schlechteren Gefühle, die ihn zeitweise überkamen, ganz los, wenn er immer einen gewissen Pegel aufrechterhielt. Er müsste sich dann nur auch einen Fahrer zulegen, einen eigenen Ratko sozusagen. Turunen ärgerte sich immer noch, dass Koljakov Ilja und Fedor nach Hause beordert hatte. Gerade hatte er die Kerle stubenrein gehabt. Die Extraeinnahmen, die er ihnen
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