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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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dich wirklich nicht?«
    »Mutter, hör auf! Lass uns gehen.«
    »Frohe Weihnachten, Arto!«, flüsterte Mutter. »Ich liebe dich und werde dich nie vergessen.«
    Als sie sich umdrehte, sah Vesa Tränen in ihrem blassen, von der Kapuze eingerahmten Gesicht.
    »Versprich mir noch was, bevor wir gehen.«
    »Kommt drauf an, was es ist. Und lass mich mit den Fotos in Ruhe.«
    »Ich will, dass die Dreckskerle zur Verantwortung gezogen werden. Bezahl Artos Schulden ab, und sorg dann dafür.«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
    »Doch, das kannst du. Du musst, egal wie. Ich will nächstes Jahr nicht wieder hierherkommen, um meinem Mann eine Kerze anzuzünden. Da werden schon Leute in dem Haus wohnen. Ich will auf den Friedhof gehen wie alle anderen, die ihre Lieben verloren haben.«
    »Trotzdem kann ich …«
    »Versprich’s mir!«
    Vesa sah seine Mutter an. Und nickte.
    »Gut. Dann lass uns gehen«, sagte Mutter und schob sich an Vesa vorbei. »Und das soll eine kinderfreundliche Gegend sein? Ein Scheiß ist es. Das Grundstück liegt zwischen zwei Straßen. Da müssen die Mütter auch im Rücken Augen haben, damit ihnen die Kinder nicht unters Auto rennen.«
    Vesa hatte fast Schwierigkeiten, mit Mutter mitzuhalten. Man konnte beinahe zusehen, wie sich ihre Kondition verbesserte, seit sie das Trinken sein ließ und stattdessen spazieren ging.
    Vesas Beine fühlten sich dagegen an wie totes Holz. Vielleicht wären sie lieber stehen geblieben oder gleich, statt hinter Mutter her, mit großen Schritten übers Feld davongegangen, irgendwohin, wo nichts mehr an das Vergangene erinnerte, an einen Ort, der weit genug entfernt war, dass man zurückschauen konnte, und alles wäre fremd und würde keinerlei Erinnerungen mehr wecken. Als wäre das, was man sah, das Leben eines anderen.

III
FEBRUAR

 
    »Warum beschwerst du dich ausgerechnet bei mir?«, fragte Viitasalo verärgert.
    Der auf dem Besucherstuhl sitzende Kollege vom Dezernat für Gewaltverbrechen Markus Falck sah ihn schweigend an, und dieses Schweigen behagte Viitasalo nicht. Falck mochte ihn nicht, und er mochte Falck nicht, schon deshalb nicht, weil er wusste, dass Falck aus Prinzip niemanden akzeptierte, der beim Drogendezernat beschäftigt war. Falck beklagte sich gern darüber, dass er manchmal nicht unterscheiden könne, auf welcher Seite des Spielfelds die Leute vom Drogendezernat eigentlich mitspielten. Dass sie sich in ihrem Job in Grauzonen bewegen mussten, passte nicht in sein vergleichsweise schlichtes Weltbild.
    »Ich habe eine Vermisstenmeldung und triftige Gründe zu vermuten, dass wir es mit einem Kapitalverbrechen zu tun haben, da wundere ich mich eben, warum die Drogenkollegen von der KRP uns die Überwachungsbänder der Bankautomaten vorenthalten haben, an denen der Vermisste ausgerechnet am Tag seines Verschwindens sein Konto leergeräumt hat.« Falck redete schnell und mit lauter Stimme. »Wir haben regelrecht darum gebettelt, aber der leitende Kollege bei der KRP schaltet auf stur. Wir wissen von fünf Automaten und haben kein einziges Band. Seit bald vier Monaten waten wir in dem Sumpf und kommen keinen Schritt weiter!«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat«, sagte Viitasalo.
    »Natürlich verstehst du das, verdammt noch mal! Ich weiß, dass ihr Drogenheinis nicht so kooperiert wie wir und unsere Kollegen von der KRP«, sagte Falck. »Wir arbeiten zusammen, und ihr scheint irgendwelche Fehden auszutragen. Ihr belauert euch gegenseitig, statt euch auf die Verbrecher da draußen zu konzentrieren. Jedenfalls berechtigt euch ein beschissenes kleines Drogenregister des Vermissten noch lange nicht, Informationen zurückzuhalten, die wir für die Aufdeckung eines Kapitaldelikts bräuchten!«
    »Moment mal!«, versuchte Viitasalo Falck zu bremsen. »Irgendein Junkie hat also sein Konto leergeräumt und sich aus dem Staub gemacht, und gegen denselben Junkie läuft eine Untersuchung der Drogenkollegen von der KRP – so weit richtig?«
    »Exakt!«, antwortete Falck. »Und als ich das Foto des Vermissten an die Medien geben wollte, hat man mir zu verstehen gegeben, dass ich den Ball bitte flach halten soll. Auch eine Information, wenn man so will, und das war’s dann.«
    » Wer hat dir das zu verstehen gegeben?«
    »Der Wunsch kam von oben.«
    »Geht das genauer?«
    »Vom Innenministerium«, stieß Falck wütend hervor. »Über die KRP. So was machen die Herrschaften ja nicht direkt, nie.«
    »Wenn du mich fragst, wollen die

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