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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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schlafen.«
    Während das Gebräu in den Plastikbecher lief, erzählte Baumer seinem Freund die ganze Geschichte von Hans Steiner.
    »Was meinst du?«, fragte der erfahrene Führer der Nachtpatrouille. »Hat er es getan, damals?«
    »Das ist unmöglich zu sagen. Unsere früheren Kollegen haben sicherlich gut recherchiert und keine schlechte Arbeit gemacht. Ich glaube eher ihnen als Steiner. Es ist gut möglich, dass sich Steiner diese Geschichte nur zum Eigenschutz ausgedacht hat.« Baumer nahm den Becher aus dem Automaten, reichte ihn seinem Freund. »Aber vielleicht ist es doch so gewesen, wie der Alte sagt. Du weißt selbst am besten, wie schnell so etwas gehen kann.« Er zuckte mit den Schultern. »Womöglich gab es keinen eindeutigen Verdächtigen, aber das Volk hatte bereits Blut gerochen, wollte Rache. Eine Eigendynamik entwickelte sich, und Steiner ist nicht mehr herausgekommen aus der Falle, die ihm sein Nebenbuhler gestellt hatte.«
    »Er könnte es aber durchaus gewesen sein.«
    »Sicher. Er könnte es gewesen sein«, betonte Baumer den Konjunktiv. »Nur vergiss nicht, damals gab es noch keine DNA-Analysen, die seine Unschuld hätten beweisen können.«
    »Oder seine Schuld.«
    »Stimmt.«
    »Und heute Morgen, hier? Was denkst du? War er es?«
    Baumer schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir schwerlich vorstellen.«
    »Der Mann hat vielleicht jemanden büßen lassen wollen, für sein ganzes verkorkstes Leben.«
    »Nach so vielen Jahren? Hör auf«, sagte Baumer unwirsch. »Der Typ ist 80 Jahre alt. Der bringt doch keine Kinder mehr um. Der will das bisschen Leben noch genießen, das er hat.«
    »Immerhin könnten wir ihn heute glatt überführen, wenn er denn Fingerabdrücke auf der Tatwaffe gelassen hat, oder wenn wir Hautpartikel des Mädchens …«, Heinzmann musste schwer schlucken, »… unter seinen Fingernägeln finden.«
    »Auch darum habe ich ihn hereingenommen.«
    »Ja, das war richtig so.«
    Baumer blies in seinen Automatenkaffee. Er versuchte, einen ersten Schluck zu genießen, blickte wieder auf. »Hast du denn nichts entdeckt, keinen Anhaltspunkt gefunden?«, fragte er seinen Freund.
    »Nein, wie auch? Wonach hätte ich denn suchen sollen? Es gibt keinerlei Beschreibung des Mörders. Aber Rötheli hat natürlich bereits einen Typen aufgegriffen.«
    »Ja, er hat es mir brühwarm unter die Nase streichen müssen. Dir offenbar auch.«
    Heinzmann nickte bitter.
    Als hätte es nicht schlimmer kommen können, bog Rötheli um die Ecke. Der Chef der Zivilen hatte ein Gesicht wie das eines Elektroinstallateurlehrlings nach der ersten Nacht mit einer Frau. Er platzte vor Stolz.
    Der Kommissar und der Wachtmeister machten keine abweisende Geste, keine abschätzige Bemerkung. Sie wussten einfach, dass sie da durchmussten. Irgendwie nahmen die zwei eine Haltung an, wie die von Robotern, deren Batterie leer war. Die Zeit stand für die beiden still, existierte schlicht nicht mehr.
    Der Zivilbulle merkte nicht, dass er unerwünscht war. Er posaunte sogleich los. »Na, da staunt ihr, wie schnell das ging, hä?« Weil die beiden nicht gleich reagierten, krächzte er nochmals. »Hä?«
    »Gut gemacht«, bemerkte Heinzmann trocken.
    »Ich habe eben einen ausgezeichneten Riecher«, entgegnete der um einiges jüngere Polizist. »Mir kann keiner was erzählen.«
    »Rötheli?«, mischte Baumer sich doch ein, »du hast erzählt, der Typ habe ein Springmesser gehabt.«
    »Genau! Wir haben ihn gleich auf der Passerelle noch gefilzt. Der Sauhund wollte abhauen, aber es hat einfach zu viel Gedränge gehabt dort oben. Da ist er nicht weit gekommen.«
    »Etwas irritiert mich doch«, sagte Baumer.
    Rötheli wurde misstrauisch, spitzte die Ohren. »Was?«
    »Na, wie viele Messer du gefunden hast.«
    Rötheli zog das Gesicht in Falten, hellte aber sogleich wieder auf. »Du meinst«, wandte er sich an Baumer mit süffisant verzogenem Mund, »der Typ hätte gar kein Springmesser mehr dabei haben sollen. Ihr hattet ja bereits eines gefunden. Hä?«
    Baumer erwiderte nichts, hob nur leicht das Kinn.
    Das traf den Zivilbullen schlimmer, als wenn der erfolgreiche Kommissar ihm einen Vorwurf gemacht hätte. Er knirschte: »Diese Typen haben doch immer mehrere Messer dabei. Eines in der Tasche und noch einen Dolch im Schuhschaft.«
    »Oh ja«, wurde Heinzmann lebendig. »Und du hast ja tatsächlich bei dem Mann auch zwei gefunden.«
    Beat Rötheli zog den Mund schief. Jetzt hieß es vorsichtig sein. Dieser Heinzmann führte etwas im

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