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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Bestätigung Mord: Mehrere Messerstiche, mindestens einer ins Herz. Habe zwei Photographen alarmiert um 08:05: Reto Glauser an Tatort, Gunhilde Ottenweiler auf Abruf. Bin selbst am Kantonsspital um 8 Uhr 15 eingetroffen. Keine Chance mehr, in Notfall hineinzukommen. Wachleute an Pforte. Einer jagte Hund auf mich (Gefahrenzulage verlangen!). Habe Rettungssanitäter abgepasst. Wagenführer stumm, aber der Jüngere redete (Spesen: 200 CHF). Name von Kind: Mina Azoglu. Vater sei auf dem Weg. Habe daraufhin Gunhilde direkt zur Notfallstation beordert. Überwachte selbst den Aufgang zum Portal. Hatte Glück. Azoglu kam von Straßenseite her. Erstaunlich, dass …
    »Hallo Danner«, wurde der Journalist angesprochen. Es waren Baumer, hinter ihm Heinzmann, die ins ilcaffè getreten waren.
    »Ah, Baumi, Heinzmann. Hallo.« Danner nickte dem Kommissar zu und machte so etwas wie einen militärischen Gruß zum Wachtmeister. »Nehmt Platz!«
    Sie steckten die Köpfe zusammen, und Danner berichtete nochmals mündlich, was er soeben aufgeschrieben hatte, fuhr dann fort, wie er Azoglu abgepasst hatte. »Jetzt passt auf! Ich habe also diesen Türken angesprochen, der so gemütlich in die Notfallaufnahme spaziert kam.«
    »Gemütlich?«, fragte Heinzmann.
    »Ja, hört zu.« Danner blickte sich, nachdem er zuvor freimütig erzählt hatte, plötzlich verschwörerisch um. Er hatte bemerkt, dass die beiden Frauen, die er verdrängt hatte, nun mit gespitzten Ohren an der Theke vor der Fensterfront standen. Der Journalist beugte sich daher näher zu seinen beiden Freunden, senkte seine Stimme. »Dieser Türke faszinierte mich, denn …«
    Gianni trat hinzu und legte Baumi und Heinzmann je eine Hand auf die Schultern. »He, meine starken Freunde, was kann ich für euch tun?« Er verdrehte die Augen. »Oh, Stefan, mein Lieber, du hast ja wunderbare Schultern.«
    »Espresso für mich«, bestellte Baumer, ohne Gianni besonders zu würdigen.
    »Einen Cappuccino und ein großes Glas Wasser«, wollte der Wachtmeister mit dem muskulösen Oberbau. Auch er blieb weiter zu Danner geneigt und machte keinerlei Körperbewegung, um die traute Runde zu öffnen.
    »Espresso, Cappuccino, aber das mach ich doch gerne, kommt sofort«, wisperte der aufmerksame Barista. Die kühle Haltung der beiden Polizisten nahm er nicht persönlich. Gianni nahm nie etwas persönlich. Er tänzelte hinter seine Theke zurück.
    Rolf Danner hatte währenddessen einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse genommen, schaute nochmals um sich, erzählte schließlich, was ihm am Vater der 12-Jährigen aufgefallen war.
    »Also dieser Azoglu. Ich dachte zuerst, dass er es gar nicht ist. Einfach irgendein Türke, der in die Notfallaufnahme kommt. Ihr wisst ja, dass es Leute gibt, die ihre Krankenkasse nicht bezahlen und dann cool auf Notfall machen, wenn sie Bauch …«
    »Weiter, Danner!«
    »Also, wie gesagt. Ich bin mir nicht sicher und frage diesen Typ, der so gemächlich und völlig locker daherspaziert kommt, ob er Azoglu sei. Und was macht der? Er antwortet in aller Gemütsruhe, ja, er sei Erin Azoglu.«
    Baumer lehnte sich in Zeitlupe zurück. Er hatte sofort gespürt, was das bedeutete. Er verstand.
    Heinzmann hingegen wollte es ganz genau wissen: »Was hat er für einen Eindruck gemacht?«
    »Welchen Eindruck er gemacht hat?« Danner rollte die Augen hinter seinen dunklen Scheiben. »Na, es schien, als wäre er überhaupt nicht schockiert.«
    »Vielleicht hatte er noch gar nicht begriffen, was geschehen war?«
    »Heinzmann …«, wurde der Zürcher jetzt doch ein wenig ruppig. Er hob seine Brille und machte große Augen. »Hast du unter deinem Deckel einen Hitzschlag bekommen?«
    Der altgediente Wachtmeister war perplex, begriff immer noch nicht.
    Baumer kam ihm zur Hilfe. »Stefan, überleg doch mal. Der Vater des Kindes ist auf dem Weg ins Spital, in das er vom Care Team gerufen wurde.«
    »Ja«, presste Heinzmann hervor. Sein Hirn begann, langsam wieder zu funktionieren.
    »Also«, erklärte Andi Baumer seinem Freund eindringlich, »du weißt genau, dass man ihm am Telefon nicht die ganze Wahrheit gesagt haben wird.«
    Heinzmann murmelte wie für sich, was man Azoglu wohl gesagt hatte: »Ihrem Kind ist etwas Schlimmes zugestoßen. Können Sie sofort ins Kantonsspital kommen?«
    Baumer bestätigte seinen Kumpel in diesem Gedanken. »Wahrscheinlich wusste er noch überhaupt nichts vom Tod seines Kindes. In der Ambulanz stirbt sowieso nie einer. Der Tod wird offiziell immer erst im

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