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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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gesagt. Aber wer hätte dann zu ihrer Sheeba geschaut? Die geliebte Schmusekatze zwei Tage alleinlassen?

    Niemals!

    Martina Wander blickte leicht bedrückt zum Kommissar. Sie nickte ihm zu: »Fragen Sie ruhig, was Sie wollen. Kommt eh nicht mehr drauf an.«
    Baumer war ein wenig perplex, fasste sich aber schnell. »Heute wurde ein Mädchen getötet. Ich ermittle in dem Fall.«
    »Ja.«
    »Es gibt da einen Punkt, der mich stutzig macht.«
    Die Baslerin nickte, presste die feuerroten Lippen aufeinander.
    »Es ist mir zuerst nicht aufgefallen.«
    »Was?«
    Baumer hatte wie zu sich selbst gesprochen, ignorierte daher die Frage der Spitalangestellten. »Etwas, das ich klären muss.« Er stand breitbeinig, in sich ruhend da. »Also zuerst muss ich wissen, ob Sie hier Dienst hatten, als der Vater des Kindes kam.«
    »Ja, hatte ich.«
    »Haben Sie ihn in Empfang genommen?«
    Martina Wander führte eine Hand zum Mund, überlegte nur kurz. »Er kam zu Fuß die Auffahrt hoch. Ja, er kam als Erstes zu mir.«
    »Sind Sie sicher?«
    Verwundert blickte die Frau den Polizisten an, der näher an die Scheibe gerückt war. Er wollte es ganz genau hören.
    »Jaa …«, dehnte sie ihre Worte mit erhobener Stimme. »Ich bin absolut sicher. Ich hatte ihn ja informiert und ihn gebeten, hierherzukommen. Hier habe ich ihn erwartet. Ich sah ihn dann auf der Auffahrt mit einem Mann sprechen …«
    »Brille«, presste Baumer hervor.
    »Brille? Ach ja, eine Brille hatte der Mann auf, der Azoglu angesprochen hat. Eine ziemlich große. Scheußlich!«
    Baumer drängelte. »Kam Azoglu dann sofort zu Ihnen?«
    »Genau. Ich war mir zuerst nicht sicher, ob das überhaupt der Vater des Kindes ist. Aber ich ging sofort raus aus der Pforte und sprach ihn an.«
    »Er war es also, Azoglu?«
    »Ja doch, er war es. Erin Azoglu. Ich habe ihn dann in den Besucherraum geführt. Der andere, dieser Brillentyp, folgte uns und redete weiter auf ihn ein, aber zum Glück war mein Kollege Stumpf da. Der hat ihn abserviert. Es stellte sich dann heraus, dass das ein Journalist vom Blick war. Schrecklicher Mensch. Habe mir immer schon gedacht, dass diese Typen vom Boulevard so aussehen. Ein hartnäckiger Kerl war das. Stumpf musste den Hund auf ihn hetzen.«
    Baumer senkte den Kopf, griff sich an die Stirn. Die nächste Frage würde entscheidend für die weiteren Ermittlungen sein. Er musste gut überlegen, wie er sie formulieren sollte. Plötzlich sagte Mina: »Lass dir ruhig Zeit, Baumi, verbock es jetzt nur ja nicht.«
    »Nein, nein«, antwortete Baumer dem toten Mädchen tatsächlich.
    »Was meinen Sie?«, wunderte sich die Frau, deren geschminkte Augenlider aussahen, als hätte van Gogh die Farben mit dickem Pinsel fett aufgetragen.
    »Ah, nichts«, bemerkte Baumer. Rasch rieb er seine Wangen. Schließlich hatte er sich genug im Griff, um fragen zu können. Er fragte: »Hatten Sie den Mann informiert, dass sein Kind tot ist?«
    »Nein«, verneinte Martina Wander sofort vehement und richtete sich auf. »Das würde ich nie tun. Das liegt nicht in meiner Kompetenz. Nein, nein. Sowieso, das sollte man nie per Telefon tun. Nein. Ich habe ihn nur informiert, dass ein Unfall geschehen sei und er zu uns an die Notfallpforte kommen müsse.«
    »Wissen Sie, wer den Vater über den Tod informierte?«
    »Niemand.«
    »Niemand?«
    »Niemand«, bestätigte die Frau. »Das war zum Glück gar nicht mehr nötig. Der Mann wusste bereits, dass sein Kind tot war.«
    »Siehst du«, sagte Mina plötzlich. »Ich wusste, da stimmt etwas nicht. Siehst du es jetzt auch? Siehst du es?«
    »Ja«, stammelte Baumer mit großen Augen.
    Martina Wander erschrak, der Polizist hatte erneut seine Lippen bewegt, ohne dass verständliche Worte entstanden waren. »Was meinen Sie? Geht es Ihnen nicht gut? Sie sehen so bleich aus.«
    »Ja, ja. Geht schon«, brummte Baumer. Dann wurde er wieder ruhig, fragte zur Sicherheit nochmals nach.
    »Sie sagen also: Sie haben Herrn Azoglu nur zum Notfall gebeten, ihn aber nicht über den Zustand des Kindes informiert.«
    »Richtig. Ich habe ihn informiert, dass er zur Notfallstation kommen müsse, mehr nicht.«
    »Dann sagen Sie, Azoglu wusste bereits vom Tod seines Kindes, als er hier ankam.«
    Martina Wander nickte.
    »Warum wissen Sie das?«
    »Ich komme wegen meine tote Kind«, sagte die Frau an der Pforte. »Das war sein allererster Satz.«
    »Ich komme wegen meine tote Kind?«
    »Genau so.«
    Baumer hakte nach: »Könnte ihn sonst noch jemand aus dem Spital

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