Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
Vom Netzwerk:
informiert haben?«
    »Nein. Die Herren und Frauen Ärzte behandeln die Verunfallten, haben in den letzten Jahren mehr als alle Hände voll zu tun. Ich wiederum stelle den Informationsfluss sicher. Eltern benachrichtigen, Ehepartner informieren, Auskunft geben halt. Viele rufen hier auch nur an, weil sie wissen wollen, was sie gegen Heuschnupfen tun können oder gegen Zeckenbisse.«
    »Was genau sagten Sie, als Sie mit Azoglu telefonierten.«
    »Ist das wichtig?«
    »Ja.«
    »Hhm.« Die Frau zog den Mund zusammen, rollte ihren Unterkiefer hin und her. Sie schaute hin zur Tür, wo Prof. Dr. Kaltmann jeden Moment wieder erscheinen konnte. Sie schnaufte tief aus.
    Grad als Baumer wiederholen wollte, dass diese Auskunft in der Tat wichtig sei und er sie dringend brauche, begann Martina Wander zu berichten. »Ich habe Azoglu angerufen, weil mich der Arzt vom Dienst bat, den Vater herzuholen. Die Nummer war im Telefonverzeichnis. Ich erreichte ihn tatsächlich zu Hause. Ich sagte ihm, seine Tochter habe einen Unfall gehabt, er müsse sofort in die Notfallstation kommen.«
    »Sie erwähnten also nur einen schlimmen Unfall.«
    »Nicht einmal das. Ich sage immer nur Unfall und informiere die Angehörigen, dass sie sofort ins Spital kommen müssen. Mehr sag ich nicht – würde ich auch nie sagen.«
    Baumer nickte.
    Die Frau, deren Make-up-Stil schon vor 20 Jahren veraltet war, hatte eine Vermutung, warum Azoglu schon vom Tod seiner Tochter wusste. »Das muss dieser Blick-Mensch gewesen sein, der hat den Vater sicherlich geschockt mit der Meldung, dass sein Kind tot sei.«
    Baumer trat einen Schritt vom Schalter zurück und drehte sich in Gedanken versunken leicht ab. Hatte Rolf Danner den Vater mit der Todesnachricht geschockt? Würde er so etwas tun. Nachdenklich schaute er die Auffahrt zum Notfall herunter. Er musste Danner unbedingt zur Rede stellen.
    Noch in Gedanken vertieft, sah Baumer, wie Stefan Heinzmann von der Straße her zu ihm heraufkam.
    Heinzmann hatte, nachdem er Regazzoni auf der Terrasse des Spitalcafés getroffen hatte, schon in seinem Auto gesessen und bereits gewendet, um zurück zum Spiegelhof zu fahren, als er Baumer an der Pforte stehen sah. Er hatte seinen Streifenwagen kurzerhand auf der anderen Seite der Straße abgestellt und ging nun zu seinem Freund hinauf.
    Baumer sah, wie Heinzmann ihm entgegenkam. Plötzlich blieb sein Freund stehen, riss überrascht die Augen auf.
    »He Sie da, warten Sie mal!« rief es im nächsten Augenblick hinter Baumer.
    Er ruckte herum. Die großen inneren Schiebetüren am Notfall waren aufgegangen, und er sah diesen aufgeblasenen Arzt von vorhin mit flatternden Rockzipfeln auf sie zukommen. Dahinter folgten die zwei Heuchler mit Gesichtern wie von Fischen, die an Land gespült worden waren.
    Baumer wurde von Heinzmanns Arm gepackt. »Schnell weg hier!«
    »Was …?«
    »Weg hier!«, schrie Heinzmann und sprintete los.
    Baumers Hirn setzte aus, und er raste instinktiv hinter seinem Freund her. An der Straße unten flitzten die beiden gerade noch rechtzeitig vor einem abfahrenden Bus der Basler Verkehrsbetriebe zum Streifenwagen hin, sprangen hinein.
    Die beiden Assistenzärzte hatten ihren Chef überholt und rannten den zwei Polizisten hinterher. Dem einen flogen die Unterlagen vom Brett. Fluchend stoppte er, kniete sich auf den Boden und griff tappend nach den flatternden Blättern. Der andere kam gefährlich an die beiden heran, aber der anfahrende Bus blockte ihn für ein paar entscheidende Sekunden. Als der Bus endlich weg war, preschte der Mercedes bereits mit kreischenden Reifen um die Ecke.
    Professor Doktor Kaltmann, Arzt in vierter Generation und Basler Professor per Geburt war den beiden Flüchtenden nicht hinterhergerannt. Er hatte der Szene von oben her interessiert zugeschaut. Weil er Stress gewohnt war, beruhigte er sich rasch. Schon hatte er seine Hände wieder so in seine Manteltaschen gesteckt, dass die Daumen horizontal herausschauten. Sie zuckten noch zweimal, dann stand der Mediziner einen Moment ganz still. In aller Ruhe drehte er sich zur Eingangstür der Pforte. Mit einem leicht verklärten Lächeln im Gesicht öffnete er sie. »So, meine liebe Frau Wander«, intonierte er mit freudigem Bass.
    Damit trat er in die Pforte ein.
    Sorgfältig schloss er die Tür hinter sich.

    *
    Daniel Schneider fühlte sich pudelwohl. Der Chef der Kriminalpolizei saß in seinem großzügigen Büro im Spiegelhof, nahe der Schifflände. Schon den ganzen Tag über

Weitere Kostenlose Bücher