Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
Vom Netzwerk:
Jeder der Brüder könnte es gewesen sein. Vielleicht haben beide auch gemeinsame Sache gemacht. Ehrenmorde sind doch praktisch immer Familiensache.
    Danner fuhr in seinem Telegrammstil fort. »Sonst gibt’s nix von mir. Kein verwertbares Material für die Ermittlungen, auch nichts für eine Megastory im Blick.« Er ließ sein Glas auf den Tisch krachen. »Verdammi nomal«, schloss er in breitem Züritütsch.
    Als Nächstes berichtete Regazzoni. Auch er konnte es kurz machen.
    Machte er aber nicht. Der Mediziner verkniff es sich nicht, ausführlich zu rapportieren, welch wichtige Arbeit er zu tun hatte. »Sie haben mich von meinem Labor hierher bestellt, Baumer. Nun gut. Die PCR-Maschine ist gefüllt. Die läuft jetzt erst mal. Bald wissen wir mehr, und ich kann Ihnen garantieren, dass die Resultate sorgfältig und gew …«
    Nix Neues also von Regazzoni, folgerte Heinzmann sogleich und richtig. Schade. »Baumi?«, stupste er seinen Freund an. »Was hast du gefunden?«
    Regazzoni hätte sich über die Unterbrechung enervieren können, aber die Hitze und der Alkohol, den er immer noch spürte, hatten ihn gleichgültig gemacht, und er ließ es bleiben. Er hatte ja tatsächlich nichts Neues zu melden. Vor allem interessierte ihn selbst auch der Bericht des Kommissars.
    Andreas Baumer atmete tief ein, hielt die Luft einen Moment an, dann erst blies er langsam die Luft aus. Andächtig wie ein Guru in einem Yogakurs saß er da.
    Danner verdrehte die Augen.
    Endlich murmelte der Kommissar: »Eine Sache hat mich unglaublich verwirrt.«
    »Welche?«, fragten seine drei Kumpane gleichzeitig.
    »Ich sage es euch gleich«, hob Baumer den Kopf. »Zuerst muss ich aber etwas ganz Wichtiges von dir erfahren, Danner.«
    »Von mir?«, wunderte sich der Angesprochene.
    Baumer ruckte hoch. »Danner! Antworte mir jetzt ganz ehrlich! Hast du Erin Azoglu über den Tod seiner Tochter informiert?«
    »Warum willst du das wissen?«
    Der Kommissar zeigte mit seinem Zeigefinger auf den Mann vom Blick. »Rolf!«, erhob er seine Stimme. »Hast du Erin Azoglu über den Tod seiner Tochter informiert?
    Danner senkte den Blick, überlegte kurz, dann hob er den Kopf. »Nein.«
    »Danner, hast du wirklich …?«
    »Ich sag dir doch, nein. Ich habe Azoglu nicht informiert. Wie komme ich dazu?« Er verschränkte die Arme.
    »Bist du dir absolut sicher?«
    »Verdammi nomal. Du huere Tubel. Lass mich doch in Ruhe mit deiner …«, fluchte der Blick-Journalist und schmiss seine Brille auf den Bistrotisch. Das Plastikgestell prallte vom Tisch ab, direkt vor die Füße einer Passantin. Beinahe wäre sie drauf getreten.
    »Schon gut, Danner. Schon gut«, bemerkte Baumer rasch und holte die Brille. Als er sich wieder hinsetzte, hob er zugleich beschwichtigend die Hand in Richtung Heinzmann, der schon angesetzt hatte zu fragen, was das alles zu bedeuten hätte.
    Der Kommissar erklärte es seinen Kumpeln.
    »Erstens: Martina Wander hatte Erin Azoglu nichts vom Tod seiner Tochter am Telefon gesagt. Zweitens: Danner hatte Azoglu auch nichts darüber gesagt. Drittens: Als Azoglu aber an die Pforte kam, sagte er: Ich komme wegen meine tote Kind. Frage also: Wieso wusste der Mann da schon, dass sein Kind tot war?«
    Rolf Danner gab die logische Antwort. »Er konnte es nur wissen, weil er selbst der Mörder ist.«
    »Das ist ein Hammer«, schlug Heinzmann eine Faust auf den Tisch, dass die Gläser klirrten. »Das ist der erste wichtige Anhaltspunkt. Damit ist Azoglu unser Verdächtiger Number One .« Er schlug seinem Freund die pralle Faust gegen die Schulter. »Gut gemacht, Baumi! Verdeckel nochmals auch, mir war doch auch dauernd so, als hätte ich etwas Wichtiges übersehen. Aber es war mir einfach nicht bewusst, was mich an der Geschichte irritiert hatte.«
    »Jetzt weißt du es«, stellte Baumer ohne Häme in der Stimme fest.
    Auch Danner lobte den Kommissar. »Dem Typ geht’s an den Kragen. Dieser Sachverhalt ist das zentrale Puzzleteil. Jetzt fügen wir einfach die anderen Teile daran. Die werden schon passen, sonst machen wir ein wenig Druck.«
    Nur Regazzoni saß wie ein Terrier da, immer bereit fröhlichen Jass-Spielern in die Waden zu beißen.
    Baumer bemerkte die Missstimmung des Gerichtsmediziners. »Nicht überzeugt?«, fragte er.
    »Mhhm«, überlegte der Tessiner lange und zeigte so seine Zweifel. »Nein, ich bin nicht überzeugt«, sagte er bestimmt. »Das kann alles auch ganz anders erklärt werden.«
    Kommissar Baumer erwiderte nichts, zog aber die

Weitere Kostenlose Bücher