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In der Hitze der Stadt

In der Hitze der Stadt

Titel: In der Hitze der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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er das tat, hob er stufenlos sein Kinn, verengte dabei seine Augen.
    Regazzoni wurde sogleich unsicher. Er versuchte den Blick des Türken zwar auszuhalten, blickte dann doch zur Seite, als wäre er ein Kind, das von seiner Lehrerin beim falschen Anschuldigen eines Mitschülers ertappt worden war. Sogleich steckte er den Stift, mit dem er zuvor unbewusst gespielt hatte, zurück in den Halter, begann seine Hände wie wild zu kratzen. Er schaute zum Kommissar hin, suchte Hilfe.
    Baumer spürte Marco Regazzonis Nervosität, wurde einen Moment lang ebenso unsicher. »Nun gut, Herr Azoglu«, wandte er sich wieder an den Türken.
    Der legte jetzt auch noch die zweite Hand auf die Tischplatte. Dort blieb sie liegen wie angeklebt.
    »Gut, gut«, wiederholte Baumer. Wusste er nicht, wie weiter? Wollte er Zeit schinden? In der Tat. Der Türke war ein knallharter Hund. Vielleicht hätte man doch nicht so schnell losballern sollen. Aber die Aktion abblasen? Jetzt?
    »Er war’s, Andi«, hörte Baumer eine Stimme.
    Der Kommissar antwortete Mina in Gedanken, »Bist du sicher?«
    »Na hör mal«, antwortete das Mädchen, »Ich war schließlich dabei. Hast du das etwa vergessen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Allerdings hast du schon wieder etwas übersehen.«
    Andi Baumer beeilte sich, dem toten Mädchen in seinem Kopf die Frage zu stellen. »Was?«
    »Du wirst es wissen, wenn mein Vater dir erzählt, warum er mich umgebracht hat.«
    Es gab also ein Motiv für den Mord. Lag es in der Familie? Mina versuchte doch, ihn auf etwas Bestimmtes hinzuweisen. War es ein Familienzwist oder auch ein Streit im Umfeld? Sein Unterbewusstsein schien bereits zu wissen, was Sache war, und versuchte ihn auf die richtige Spur zu führen. Oder führte es ihn aufs Glatteis? Mina war tot. Die Stimme, die er hörte, war nur seine eigene. Doch Baumer hatte keine Zweifel.

    Der Vater war’s.

    Daran gab es für ihn nichts mehr zu rütteln. Zwar war soeben auch Stufe zwei ihrer Aktion zur Überführung des Mörders abgeschmiert. Doch das war nicht schlimm. Jetzt kam eben Stufe drei an die Reihe.
    Andi Baumer lächelte den Türken an. Er tat das unbewusst. Befriedigt nahm er zur Kenntnis, dass sich im Gesicht seines Gegenübers eine erste Unsicherheit einschlich. Azoglu musste gespürt haben, dass es dem Kommissar ernst war, ihn der Tat zu überführen. Baumer wollte das sogleich ausnutzen. Er führte daher sein Verhör dort weiter, wo er aufgehört hatte. Er wandte sich an Azoglu: »Wie gesagt. Ein Türke ist gesehen worden, als er den Tatort eilig verließ. Handschuhe hatte er an. Sie waren das nicht, Azoglu? Habe ich das richtig verstanden?«
    Erin Azoglu behauptete noch einmal seine Unschuld. Er tat es mit einer Stimme, die fast unmerklich ein wenig höher war als zuvor.
    Wusste der Mann, dass er überführt werden konnte? Wurde er deshalb unsicher oder hatte er nur Angst, dass man ihm, einem Unschuldigen, einen Mord anhängen würde? Justizirrtümer basieren zumeist auf schludriger Ermittlungsarbeit und getürkten Beweisen.
    Baumer ließ den Mann nicht lange zappeln. »Wenn Sie es also nicht waren – wie Sie sagten – dann können wir Ihre Unschuld rasch beweisen.«
    Der Türke hob sein Kinn. »Wie beweisen Unschuld?«
    Jetzt gab es kein Zurück mehr. Baumer zündete die dritte Stufe. »Wir machen eine Gegenüberstellung.«
    Der Hausmeister sperrte die Augen weit auf, zog sich mit beiden Händen an der Tischkante nach vorne. »Ich nicht verstehen.«
    Baumer hob seine Augenlider. »Es ist doch ganz einfach.« Er fuhr sich mit der Hand unters Kinn, zupfte sich leicht am Hals. »Wir machen eine Gegenüberstellung mit den Zeugen. Da Sie es nicht waren, werden Sie nicht erkannt und sind somit sofort entlastet.«
    Azoglu rutschte wieder zurück in seinen Stuhl. Er begann, sich den linken Unterarm zu reiben, blickte nach unten, seine Augen gingen hin und her.
    Regazzoni assistierte seinem Kumpel wie im Plan vorgesehen. »Kommissar Baumer hat Recht, Herr Azoglu.« Der Tessiner lächelte freudig und öffnete beide Arme weit. »Sie sind unschuldig, das lässt sich sogleich beweisen. Wir machen rasch diese Gegenüberstellung. Das dauert keine zehn Minuten. Sie werden entlastet und sind noch heute frei.«
    Andi Baumer war dankbar für die Unterstützung des »Professors« in der Rolle des Good Guy. Nun war er wieder an der Reihe. Er erhob die Stimme. »Wenn Sie sich aber weigern, Azoglu, werden wir so lange bohren, bis wir irgendetwas finden.« Er machte eine

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