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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Recht. Die Frau
hatte die Süßigkeiten eingesteckt und war gegangen. »Das heißt …?«
    »Chefin, kennst du die Profitspannen dieser Läden? Die haben die Süßigkeiten nicht bezahlt. Wenn das nicht sein Enkel ist, dann ist es sein Sohn.«

    Johnny Lander bezog wie gewohnt Stellung oben an der Treppe, beugte sich über das Geländer um ihnen entgegenzusehen. Er war noch genau so gekleidet wie beim ersten Mal, doch ihm fiel die Eile ihrer Schritte auf und er wartete im Gang, als rechnete er mit schlimmen Neuigkeiten. Ängstlich sah er von Morrow zu Harris. »Sie haben ihn nicht gefunden?«
    »Nein«, sagte Morrow.
    Lander fasste sich an die Brust und sackte leicht zusammen. »Verflixt und zugenäht, so wie sie da die Treppe hochgeschossen sind …«
    »Nein, Mr Lander, wir haben Mr Anwar nicht gefunden.«
    »Aber Sie denken, dass …?«
    »Nein, wir haben allen Grund zu der Annahme, dass er lebt und es ihm gutgeht.«
    »Gott sei Dank.« Erleichterung ließ ihn offenbar seine Manieren vergessen, und einen Augenblick lang standen sie im kalten Treppenhaus und sahen einander ausdruckslos an.
    Morrow machte einen Schritt auf die Tür zu. »Dürfen wir einen Moment hereinkommen?«
    »Oh, ja, Entschuldigung.« Er sprang vor sie, hielt ihr die Tür zum Flur auf. »Entschuldigen Sie.«
    Sie trat ein und ging in das ordentliche Wohnzimmer. Lander hatte die Lokalzeitung gelesen, als es an der Tür geklingelt hatte, dazu hatte er einen Becher Tee trinken und
drei Kekse essen wollen, die jetzt ordentlich auf einem Teller zurechtgelegt an seinem Sessel standen. Das elektrische Kaminfeuer war ebenfalls eingeschaltet und im Zimmer war es kuschlig warm.
    Er schloss die Wohnungstür hinter ihnen. »Das ist die Hölle, nicht wahr, dieses Warten?«, sagte er.
    Morrow griff in ihre Tasche und zog die billige Videokamera heraus, die ihrer Abteilung gehörte. »Mr Lander, können Sie mir sagen, wer das ist?«
    Er trat sehr nah an sie heran, als sie ihm das Video von der Frau im Laden vorspielte. Um Zeit zu sparen, hatte Harris einfach das Band vom Fernsehbildschirm abgefilmt und die Auflösung war jetzt noch schlechter als vorher.
    Lander sah es bis zu Ende an.
    »Wer ist die Frau?«
    »Lily. Das ist Lily.«
    Morrow sah ihn an. »In welcher Beziehung steht Lily zu Mr Anwar?«
    Sie merkte, dass ihm die Frage unangenehm war. Er wollte auf jeden Fall helfen, doch seine Loyalität stand ihm im Weg. Er sah aus dem Fenster und summte einen Augenblick etwas, bevor er tief Luft holte. Der Konflikt war ihm äußerst peinlich. »Darf ich Ihnen ihre Adresse geben und Sie fragen sie selbst?«
    »Sicher.«
    Er gab ihnen die Adresse, die er auswendig wusste und erklärte ihnen auch, wie sie am besten hinkamen. Mit dem Auto seien es keine fünf Minuten entfernt, sagte er.
    Im Gehen fiel Morrow, bevor sie ihr Notizbuch wegsteckte, noch ein, nach Lilys Familiennamen zu fragen.
    »Tait«, sagte Lander. »Lily Tait.«

    Das Haus befand sich weniger als einen Kilometer vom Laden entfernt, immer die Straße stadtauswärts entlang. Morrow fiel auf, dass man bei jeder Fahrt in die Innenstadt von dort aus automatisch am Laden vorbeikam.
    Sie hielten hinter einem silberfarbenen Range Rover mit abnehmbarem Sonnenschutz und »Baby an Bord«-Aufkleber in der Heckscheibe und sahen den steilen Weg zu der großen Doppelhaushälfte hinauf. Vor ihnen im Garten wuchsen Büsche und der Jahreszeit entsprechende Blumen.
    Morrow und Harris gingen zur Haustür. Obwohl das Haus aus elegantem, hellem Sandstein erbaut war, hatte jemand ein hölzernes Vordach angebaut, das ziemlich heruntergekommen wirkte. Die braune Farbe war verwittert und blätterte ab, die Tür bestand aus dünnem Glas. Drinnen sahen sie Schuhe und ein rotblaues Kinderdreirad. Unter den gammligen Fensterbrettern hatte jemand eine Reihe Kräuter gepflanzt und kleine Setzkästen standen auf einer aufgebockten Tischplatte im Sonnenlicht an der Hintertür.
    Harris konnte keine Klingel finden, weshalb er die Pforte zu öffnen versuchte und feststellte, dass sie nicht abgeschlossen war. Sie gingen zur Haustür, eine Tür mit elegantem viktorianischen Glaseinsatz, in die Form einer Vase eingraviert war.
    Lily Tait öffnete. Beide, sowohl Morrow wie auch Harris, kannten die Taits. Jeder in Glasgow kannte den Vater; er wurde immer dann in den Lokalzeitungen abgebildet, wenn ein Gangster ermordet aufgefunden wurde, aber Lily sah keinem ihrer bekannten Verwandten ähnlich. Sie war groß und schlank, trug einen riesigen

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