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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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hat er einen Rückzieher gemacht, weil er dann ja wusste, dass ich Omar heiße, und nicht Bob.«

    Bannerman, der wieder seine Notizen betrachtete, sah nicht das Zucken an Omars Hals und sah auch nicht, dass er den Kopf ein kleines bisschen in den Nacken legte, aber Morrow fiel es auf.
    Irgendetwas war da passiert, aber Morrow wusste nicht was. Sie sah Harris an. Er saß weit vorgebeugt auf dem Stuhl, suchte aufmerksam nach Hinweisen, auf das, was gerade passiert war.
    Sie sahen beide zu, als sich Omar über den Tisch beugte, Bannerman eine Hand vors Gesicht hielt und seine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenkte. »Und dann … dann hat der Dicke meinen Dad gepackt, so mit der Hand am Hals.«
    Omar tat etwas Seltsames: Er schlang sich die Hände um den Hals, um zu zeigen, wie er ihn gepackt hatte, aber er drückte ein kleines bisschen zu fest zu, mit einem Tick zu viel Kraft, als wollte er sich selbst wehtun. »Und ich dachte, er würde ihn umbringen!« Er ließ los und atmete durch. »Das hab ich wirklich gedacht! Und dann sagte er, er will zwei Millionen Pfund bis morgen Abend, und wenn wir die Polizei rufen, bringt er meinen Dad um. Und dann meinte er noch … ›Das ist die Rache für Afghanistan‹.«
    Er verstummte, beobachtete Bannerman, um zu sehen, ob sein vorgetäuschter Gefühlsausbruch überzeugend gewesen war.
    Bannerman hatte den veränderten Tonfall bemerkt, die Aufregung. Er sprach ruhig weiter: »Kennen Sie jemanden in Afghanistan?«
    Omar war fassungslos. »Nein!«
    »Sind Sie jemals dort gewesen?«
    »Noch nie.«

    »Macht Ihr Vater Geschäfte mit Afghanistan, hat er Angehörige dort oder sonst etwas Ähnliches?«
    Eine Hand fuhr über die Tischplatte. »Keine Verbindung zu Afghanistan, egal welcher Art.«
    »Okay. Und was dann?«
    »Dann hat er Dad hier gepackt«, er legte den Unterarm unten quer über den Brustkorb, wie die Queen, wenn sie eine schwere Handtasche mit sich herumschleppt, »und hob ihn hoch«, er kippelte auf seinem Stuhl, »und schleppte ihn zur Tür.«
    Omar fuchtelte vielsagend Richtung Tür, wobei er Morrow an einen Magier auf einer Bühne erinnerte, der die Blicke seiner Zuschauer ablenken will.
    »Mo und ich sind ihnen hinterhergerannt, haben den großen weißen Transporter anfahren sehen, so was wie ein Mercedes Kastenwagen. Also sind wir zu Mos Wagen gerast, eingestiegen und ihnen gefolgt. Aber kurz vor der Autobahn haben wir sie verloren. Die sind nicht schnell gefahren, immer knapp unter dem, was erlaubt ist, ich schätze mal, sie wollten sich nicht erwischen lassen, und wir hätten sie eigentlich nicht verlieren dürfen, aber wir hatten Panik und sind schnell gefahren und mussten den Rücklichtern in der Dunkelheit folgen, und die haben nicht immer die naheliegendste Strecke über die Hauptstraßen genommen.«
    »Dann haben wir den Polizeiwagen gesehen und angehalten und gesagt, dass mein Dad von Männern in einem Transporter entführt wurde und das mit Afghanistan auch, aber die wollten uns verhaften.«
    Morrow sah, dass der Junge auf dem Bildschirm aufhörte mit den Händen zu fuchteln und hörte die Verletztheit in seiner Stimme. In einem Moment der Verzweiflung auf
Misstrauen zu stoßen … Sie kannte den brennenden Stachel dieses Gefühls. Deshalb hatte er auf der Straße so ausgesehen, er und Mo, weil sie wussten, dass sie sich nicht in Gesellschaft von Freunden befanden, sondern anders waren.
    Sie lehnte sich zurück und betrachtete die Beamten im Fernsehraum. Kluge Männer, die Besten ihrer Zunft, alle starrten auf den Bildschirm und wünschten sich, er wäre es. Das musste er spüren.
    Als sie aufstand und gehen wollte, rief jemand: »Runter da vorne!« Die Stimme verebbte, als der Rufer erkannte, dass sie es war.
    Der Beamte, der ihr seinen Platz überlassen hatte, lehnte an der Wand, tippte sich respektvoll an die Stirn. »Der ist gut, oder?« Er meinte Bannerman, weil er irrtümlich annahm, sie sei mit ihm befreundet.
    »Ja«, sie beugte sich zu Harris vor und tippte ihm auf die Schulter. »Kann ich dich sprechen?«

    Draußen im Gang senkten sie ihre Stimmen. »Was war da, bevor er so aufgedreht hat?«
    Harris zuckte mit der Schulter. »Ich hab auch schon darüber nachgedacht.«
    »Kannst du mir die Aufnahme besorgen? So bald wie möglich.«
    Harris sah noch immer stirnrunzelnd in den Raum zurück. »Seine Mutter hat gesagt ›Nicht mein Omar‹.«

    Sie schaltete den Computer ein, wartete gefühlte zehn Minuten bis er hochgefahren war, seufzte und rief ihre

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