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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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nahm ihr den Zettel ab und ging sofort los, die Tür
schlug hinter ihm zu. Wenigstens einer, der ihren Hinweis ernst nahm.
    Ernüchtert ging sie wieder in ihr Büro, füllte widerwillig und gelangweilt Formulare aus. Der warme Glanz ihrer Entdeckung ermattete, Müdigkeit und die Banalität ihres Berufs machten ihn zunichte. Sie unterbrach ihre Beschäftigung mit Verwaltungsaufgaben und hörte sich noch mehrere Male den Abschnitt mit Meeshras und Billals Notrufen an, das gute Gefühl schwand mit jedem Mal mehr.
    Sie wollte das Band gerade noch einmal abhören, als Bannerman die Tür öffnete und sich wie ein verruchter Liebhaber, der gerade aus der Dusche kam, an den Türrahmen lehnte. »Alles klar, Morrow?«
    »Ja, sicher.«
    »Was treibst du da?«
    Morrow blinzelte, ihre Augen brannten. »Ich mach nur … Papierkram.«
    Er schlurfte in den Raum.
    »Hast du meine Notiz bekommen?«
    Er musste darüber nachdenken, »Die Notiz …? Wegen Bob. Ja, die Notiz. Ach Gott, vielen Dank. Super.« Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen, schloss seine Schublade auf und nahm einen Müsliriegel heraus, dessen Verpackung er mit den Zähnen aufriss.
    »Und?«
    Er zuckte mit den Schultern ohne sie anzusehen.
    Sie wäre am liebsten aufgestanden, zu ihm gegangen und hätte ihm gegen das Schienbein getreten. »Was hat Omar dazu gesagt?«
    »Na ja, ich war zu dem Zeitpunkt eigentlich schon fertig mit der Vernehmung … wir fragen ihn das nächste Mal.«

    Sie sahen einander an und Bannerman lächelte. Er hatte Omar nicht danach gefragt, weil der Hinweis von ihr gekommen war. Er hatte sich unprofessionell verhalten, und sie konnte einfach darüber hinwegsehen, wie gewonnen so zerronnen, aber schließlich ging es nicht um sie und Bannerman: Ein kleiner Mann saß irgendwo in einem kalten Transporter, befand sich in der Gewalt von bewaffneten, brutalen Fremden und möglicherweise war die Information sehr wichtig.
    »Du hast ihn gar nicht gefragt?«
    Bannerman erneuerte sein Lächeln.
    »Komm her, hör dir das an«, sie hielt die Kopfhörer hoch.
    Bannerman wirkte misstrauisch, rührte sich nicht von seinem Platz, sondern warf die Füße auf die Schreibtischkante, legte sie übereinander und kaute stur seinen Fitnessriegel. Die Vernehmung war enttäuschend verlaufen, das komplette Dezernat hatte zugesehen. Sie konnte nachvollziehen, dass er sich blöde vorgekommen wäre, wenn er die einzige relevante Frage von einem Zettel abgelesen hätte, den sie ihm geschickt hatte, aber sie war sicher, dass sie richtig lag. Sie rief das Audiofile mit Meeshras Anruf auf, ein kleiner Kasten mit einer gezackten Hörkurve erschien auf dem Bildschirm. Sie zog den Kopfhörer aus der Festplatte, Doppelklick und schon erklang Meeshras Stimme im Büro, setzte sich gegen das Geknister der Telefonzentrale durch.
    »Sie weicht der Frage aus«, sagte Morrow.
    Bannerman reagierte nicht. Morrow schnalzte verständnislos mit der Zunge und hielt die Hände hoch. »Ich hab’s dir gesagt. MacKechnie weiß es auch. Wilder kann bezeugen, dass du den Zettel von mir bekommen hast. Wenn die Sache in die Hose geht, bin ich nicht schuld.«

    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
    »Okay?« Sie beugte sich über den Schreibtisch hinweg ihm entgegen. »Du kannst nicht behaupten, dass ich’s dir nicht gesagt hätte.«
    »Okay«, sagte er langsam, als wollte er sie beruhigen, »danke.«
    »Wenn du’s unbedingt in den Sand setzen willst, bitte …«
    Bannerman lächelte herablassend seinen Müsliriegel an, schälte den Rest aus der Verpackung und steckte sich den letzten Bissen in den Mund. Er würde MacKechnie erzählen, dass sie das gesagt hatte, es als lustige Geschichte über ihren seltsamen Charakter präsentieren. Und MacKechnie würde es als Bestätigung verstehen, dass sie unmöglich war, irre, nicht teamfähig.
    »Diese Feindseligkeit«, murmelte er, »du und ich, Karriereneid, weißt du, ich denke, wir können das in den Griff bekommen.« Er verdrehte alles, ließ es aussehen, als ginge es um sie und ihn, nicht um die Sicherheit von Aamir Anwar.
    »Nicht, wenn du dich weiterhin wie ein Arschloch aufführst.«
    Sie war zu wütend, ihr war fast schon schwindlig und die Worte sprudelten aus ihr heraus bevor sie es verhindern konnte. Sie lief im Nacken rot an und ihr wurde heiß. MacKechnie würde auch das zu hören bekommen.
    Nach einem routinemäßigen Klopfgeräusch an der Tür streckte Harris den Kopf herein. »Ma’am?«
    »Was!«
    Er hielt inne, wirkte verängstigt und

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