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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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sich ›Bob‹ auf ihrem Block und zeichnete ein Fragezeichen daneben.

    »Mum! Sie fällt.«
    Er legte auf. Das Gespräch hatte keine Minute gedauert.
    Der letzte Anruf kam von Meeshra, die laut schluchzte und wegen Aamir und Aleesha heulte. Sie klang noch aufgeregter als die anderen beiden, wie eine entfernte Bekannte bei der Beerdigung eines Kindes, die laut schluchzt, während die direkten Angehörigen aus Angst, sie könnten den Boden unter den Füßen verlieren, kaum Emotionen zeigen.
    »Die haben meinen Schwiegervater mitgenommen, haben den armen Mann hochgehoben und weggetragen …«
    »Würden Sie mir bitte Ihre …«
    »Hochgehoben …« Sie brach ab, schluchzte theatralisch und flehte zu Gott, er möge ihr helfen.
    »Dürfte ich bitte Ihren Namen und Ihre Adresse haben? Madam, sind Sie noch dran? Darf ich Ihren Namen haben, bitte?«
    »Meeshra Anwar. Die haben ihn mitgenommen!«
    Sie sprachen gleichzeitig, die Telefonistin und Meeshra und ihre Stimmen verhedderten sich.
    »Wollten, dass er …«
    »Können Sie das …«
    »… haben geschrien, sie suchen …«
    »… bitte buchstabieren?«
    »… einen Mann namens …«
    »Können Sie mir den Namen buchstabieren?«
    Beide Stimmen verstummten eine halbe Sekunde lang, dann fing Meeshra wieder an: »Ja, die haben nach einem Kerl geschrien, aber den haben sie nicht gefunden und Aamir stattdessen mitgenommen …«
    Morrow sah auf ihren Block. Meeshra wollte den Namen des Mannes nicht sagen.

    Sie blickte auf das, was sie geschrieben hatte: kleine und regelmäßige Buchstaben, das Wort war keinen halben Zentimeter lang, drückte sich aber so hart ins Papier, dass sich der untere Rand der Seite wellte. Bob? Sie berührte es sachte mit den Fingerspitzen. Bob?
    Zögerlich zog sie das Blatt aus dem Block und stand auf, machte an der Tür noch einmal Halt, beglückwünschte sich nickend dafür, dass sie so ehrenhaft handelte und die Information sofort weitergab. Sie öffnete die Tür und trat hinaus in den Flur. Draußen plauderte ein uniformierter Polizist mit einem zivil gekleideten DC und zeigte ihm etwas in der Zeitung. Nachtschicht. Harte Arbeit, aber sie hatte auch etwas Verbindendes. Alle jammerten darüber, aber wenn sie dann befördert wurden und nur noch tagsüber arbeiteten, vermissten sie’s. Es schweißte zusammen, gemeinsam müde zu sein und über die schläfrige Stadt zu wachen.
    MacKechnie war noch da, aus seinem Büro drang Licht in den Flur. Morrow stand an der Tür und nickte höflich. »Sir?«
    »Kommen Sie!« Das sagte er immer, ohne zu begreifen, dass die Formulierung auch noch eine andere Bedeutung hatte und man deshalb über ihn lachte. Morrow sah in den Raum hinein, und fand ihn vor dem Computer sitzend und auf den Bildschirm stierend.
    »Ja?«
    »Sir, ich hab mir gerade die bei der Notrufzentrale eingegangenen Anrufe angehört …«
    MacKechnie betrachtete sie stirnrunzelnd und zog eine Augenbraue vorwurfsvoll hoch. »Warum?«
    »Für den Fall, dass sich da etwas finden lässt …«
    MacKechnie seufzte, schlug die Hände zusammen und sog Luft durch die Schneidezähne.

    »Sergeant Morrow.« Er hatte eine Art ihren Namen auszusprechen, der sie zusammenzucken ließ. »Ich habe sie gebeten, in dieser Sache mit Bannerman an einem Strang zu ziehen.«
    »Bannerman hat mich gebeten, mir die Bänder anzuhören, Sir.«
    »Bannerman hat Ihnen gesagt, Sie sollen die Bänder abhören?«
    Sie trat näher an seinen Schreibtisch heran und hob abwehrend die Hand. »Okay, lassen wir das und kommen zur Sache. Alle haben ausgesagt, die Gangster hätten einen ›Rob‹ gesucht. Auf den Notrufbändern vermeiden sie, den Namen auszusprechen, aber ich glaube, der Sohn hat ›Bob‹ gesagt.«
    »Okay.« Er wirkte verwirrt.
    »Er verhört Omar gerade, soll ich ihm eine Notiz reinschicken? Damit er ihn danach fragen kann?«
    Bestimmtheit verdrängte die Verwirrung. »Ja.«
    Sie zog sich zurück und blieb einen Augenblick im Gang stehen. Sie hatte ein bisschen mehr Reaktion erwartet. Immerhin handelte es sich um einen konkreten Anhaltspunkt, und sie hatte ihn entdeckt.
    Enttäuscht ging sie in ihr Büro zurück und schrieb die Details auf, vermerkte außerdem, dass die Notiz von ihr stammte und schnappte sich einen DC, der am schwarzen Brett im Ermittlungszimmer stand.
    »DC …?«
    »Wilder.« Er stand stramm, weshalb sie wohlwollend zur Kenntnis nahm, dass er offenbar wusste, wer sie war.
    »Wilder, bringen Sie dies unverzüglich Bannerman in Zimmer drei.«
    Er

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