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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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Lander« mit Schreibmaschine in einer alten Schrifttype, die Plastikabdeckung über dem Namen war sauber, als wäre sie über die Jahre hinweg gepflegt worden. Morrow drückte auf die Klingel.
    »Hallo?«
    »Spreche ich mit Mr Lander?«
    »Ja, allerdings.« Seine Stimme klang hoch aber fest, akkurat wie sein Namensschildchen. »Wer ist da?«
    »Mr Lander, wir kommen vom CID Strathclyde. Wir möchten mit Ihnen über Mr Anwar sprechen.«
    »Natürlich.« Die Tür sprang mit einem Klick auf und Lander meldete sich noch einmal über die Sprechanlage. »Zwei Treppen hoch, erste Tür links.«
    Morrow dankte ihm und er legte auf.
    Der Gang war frei geräumt, keine Müllberge oder weggeworfenen Möbel, gepflegt, aber das Gebäude selbst war in schlechtem Zustand: Ein Handlauf aus weißem Plastik hatte sich an einem Ende aus seiner Verankerung gelöst und lag nun trostlos auf dem Boden, ebenso erschöpft wie die Bewohner, die sich daran festgehalten hatten. Der Putz schlug Blasen an den Wänden und bröckelte, nur die dicke
burgunderrote Lackschicht hielt ihn noch zusammen. Der Abdruck eines Absatzes war auf einer geplatzten Putzblase zu sehen und die Bewohner hatten das weiße Pulver darunter mit ihren Schuhsohlen über der gesamten Treppe verteilt.
    Oben in dem hallenden Treppenhaus öffnete sich eine Tür. Schritte trippelten hinaus auf den Treppenabsatz und ein Mann rief über die Brüstung: »Hallo?«
    »Hallo?« Morrow ging Bannerman voran die Treppe hinauf. »Mr Lander?«
    »Ah, da sind Sie ja, kommen Sie«, sagte er und dirigierte sie, als könnte man sich in einem Treppenhaus verirren. »Hier geht’s lang.«
    Morrow sah hinauf und sah einen kleinen Mann Mitte sechzig über die Brüstung gebeugt dort stehen. Mit großen Händen hielt er sich am Geländer fest. Er trug eine braune Strickjacke, eine graue Hose mit Bügelfalte vorne, einen gepflegten weißen Schnurrbart genauso breit wie sein Mund, seine Haare waren grau und mit einem nassen Kamm zurückgekämmt.
    »Guten Morgen«, sagte er und zog sich wieder in seine Wohnung zurück, als er sicher war, dass sie ihn gesehen hatten und wussten, wo es langging.
    Morrow war zuerst oben und folgte ihm durch die offene braune Wohnungstür. Seine Türschwelle war staubfrei, die Fußmatte, auf der »Willkommen« stand, lag sauber und gerade vor seiner Tür.
    Sie trat in den moosgrünen Flur und sah Lander geduldig an der Wohnzimmertür stehen und an ihr vorbei nach Bannerman Ausschau halten. Als Grant hinter ihr den Flur betrat und die Tür schloss, nickte Lander, nuschelte friedlich
ein »Aha« vor sich hin und ging ins Wohnzimmer, bereit, seine Gäste zu empfangen.
    Im Flur hing ein Regal über der Heizung und darauf stand eine Schale mit Schlüsseln. An der Rückseite der Tür war ein Haken für einen Schal befestigt. Auf den Stühlen hingen keine Mäntel, keine Taschen standen auf dem Boden, an keiner Klinke hing eine alte Einkaufstüte mit Müll, die darauf wartete, hinuntergetragen zu werden, falls jemand daran dachte.
    Morrow folgte Bannerman ins Wohnzimmer.
    Ein altmodischer Fernseher stand auf einem niedrigen Tisch. Ein kleines Sofa in orangefarbenem Samt und ein dazu passender Sessel, beide alt, aber gut erhalten. Über einer Sessellehne hing eine Stofftasche für Fernbedienungen und ein Fernsehprogramm lag daneben. Im Wohnzimmer gab es nichts, das nicht zweckmäßig oder wichtig gewesen wäre, keine Vitrine mit mehr oder weniger geliebtem Schnickschnack oder Erinnerungen an bessere Zeiten, keine ungelesenen Zeitungen. Hier herrschte nicht die für Junggesellen typische Unordnung. Es war so ordentlich wie in einer Einrichtung. Morrow nahm sich vor, ihn auf verbüßte Haftstrafen zu überprüfen.
    Sie standen in einem perfekten gleichschenkeligen Dreieck angeordnet vor dem Sofa. Bannerman sah Morrow erwartungsvoll an, bat sie mit Blicken, die Befragung durchzuführen, als wollte er seine eigenen Talente für die wichtigeren Verhöre aufsparen.
    »Bitte«, sagte Mr Lander und ergriff selbst das Wort, bot ihnen mit einer Geste das Sofa an, »setzen Sie sich.«
    Entgegen seiner Empfehlung setzte sich Morrow in den Sessel und bemerkte ein Zucken in Landers Auge. Er würde
neben Bannerman auf dem Sofa sitzen müssen, eingezwängt zwischen ihnen. Er zog seine Hose mit einem irritierten Schnicken der Handgelenke hoch und setzte sich.
    Morrow sah sich um. Über dem elektrischen Heizofen hingen gerahmte Fotografien. Sie erwartete eine Frau zu sehen, Enkelkinder, vielleicht

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