In der Stille der Nacht - Thriller
flach mit der Hand über dem Kopf, direkt unter dem Wagendach.
Sie kannte ihn. »Wenn der Tank voll ist, explodiert und sich das Feuer praktisch selbst erstickt?«
»Genau.« Er lächelte ein bisschen, freute sich darüber, dass sie wusste, wovon er sprach. »Na ja, keinerlei Anzeichen dafür. Das Wageninnere wurde gründlich mit Benzin übergossen und es ist völlig ausgebrannt, so dass keine Faser- oder Haarspuren oder sonst etwas übrig blieben.«
»Hatte jemand aus der Familie ein Visum für Afghanistan?«
»Nein, keine Verbindung. Scheint nichts zu geben. Mutter und Vater sind beide aus Uganda geflohen. Sämtliche Verwandte stammen ebenfalls von dort. Ein paar Cousins aus Pakistan, entfernt verwandt, sind nach Uganda emigriert.«
»Ich glaube, Mo und Omar hatten Recht, das ist einfach das, was irgendwelche Idioten zu Asiaten sagen. Wenn sie unprofessionell genug sind, eine Schusswaffe zu benutzen, die sie niemals zuvor abgefeuert haben … man würde doch meinen, dass die so was vorher ausprobieren.«
»Ich weiß.« Die Ampel sprang auf grün, er lenkte den Wagen über die Kreuzung und bog in die Victoria Road ein. »Sie haben nur einen großen Fehler gemacht: Zwischen den Bäumen lag Alufolie.«
»Nein!« Sie grinste ihn an. »Nein!«
»Doch.« Auch er lächelte jetzt. »Heroin. Aber wir sollten
uns nicht zu früh freuen, denn selbst wenn sie von den Entführern stammt und nicht von den Autodieben, ist es trotzdem nicht leicht, Spuren aus einem Stück Alufolie zu gewinnen.«
»Die Gangster waren nicht auf Drogen.«
»Ja, na ja, es war nur ein Stück Alufolie, mit Teer drin.«
»Vielleicht haben die anderen nicht mitbekommen, dass er was geraucht hat. War voll funktionsfähig.«
»Schon lange süchtig, meinst du?«
»Ja, er mixt es nicht und verliert nicht die Kontrolle.«
»Ja, ich glaube, du könntest Recht haben.«
»Ja.«
»Ja.«
Als er merkte, dass sie ganz gut miteinander klarkamen, biss sich Bannerman auf die Lippe. »Bist du noch sauer?«
Morrow räusperte sich und zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, dass ich dich Arschloch genannt habe. Ich war müde …«
Er zuckte zusammen. »Hast du doch gar nicht. Du hast nur gesagt, dass wir nicht miteinander auskommen, wenn ich mich wie ein Arschloch benehme, aber du hast mich nicht direkt als Arschloch bezeichnet.«
Offenbar legte er Wert auf diesen semantischen Unterschied. »Ja«, sagte sie. »Nein, das ist richtig.«
»Man hat uns hier in eine unangenehme Situation gebracht, weißt du? Wir konkurrieren miteinander, obwohl wir eigentlich zusammenarbeiten sollten. Schlechte Führungsentscheidung.«
Der Seitenhieb gegen MacKechnie sollte entweder das Band zwischen ihnen stärken oder es war eine Falle. Aufgrund des Schlafmangels gereizt und genervt, weil sie die
Nase voll davon hatte, erraten zu müssen, wie Bannerman gerade drauf war, spürte sie, wie erneut Wut in ihr aufkam. »Grant, ich weiß, dass dir deine Karriere sehr viel bedeutet …« Sie hielt inne, holte Luft, hielt wieder inne. Er wartete darauf, dass sie es über die Lippen brachte. »… hat gar nicht so viel mit dem Dienst zu tun … weißt du.« Sie gestikulierte mit beiden Händen, als wollte sie sinnloserweise ein Buch aufschlagen. »Ich habe das Gefühl, dass mir der Fall nähersteht … ich setze sehr viel Energie da hinein, weißt du?«
Bannerman nahm es gut auf. »Mein Dad war Polizist.«
»M-hm.«
»Ich bin mit dem Polizeidienst großgeworden.«
»Ja.« Morrow kratzte sich im Gesicht, ein bisschen zu fest. Nur weil sein Vater bei der Polizei gewesen war, hieß das nicht, dass sie weniger engagiert war.
»Wenn man damit aufwächst«, er starrte mit gerunzelter Stirn auf die Windschutzscheibe, »dann kennt man den Dienst vielleicht ein bisschen besser. Weiß, wie’s wirklich ist, was am Ende einer Laufbahn passiert. Neue kommen, Idealisten, aber der Idealismus lässt nach.« Er sprach von ihr.
»Ich bin nicht neu«, sagte Morrow.
»Nein, aber du stammst aus keiner alten Polizistenfamilie, oder? Ich meine, in gewisser Hinsicht hast du’s gut, weil du alles alleine für dich selbst herausfinden darfst. Nur … kann es eben ein ziemlicher Schock sein, wenn du’s tust.«
»SSJ«, sagte sie düster.
Er nickte. »SSJ. Aber ich weiß, welchen Schuh ich mir anziehe, welche Schritte zu tun sind, ich kenne meine Grenzen. Du hast keinen Killerinstinkt …«
Sie war plötzlich verwirrt. »Killerinstinkt?«
»Der einem sagt, wie man sich innerhalb des Systems
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