In der Strafkolonie
hinunter,
aber sie waren offenbar unnötig, der Offizier mußte nicht ange-
schnallt sein. Da bemerkte der Verurteilte die losen Riemen, sei-
ner Meinung nach war die Exekution nicht vollkommen, wenn
die Riemen nicht festgeschnallt waren, er winkte eifrig dem
Soldaten, und sie liefen hin, den Offizier anzuschnallen. Dieser
hatte schon den einen Fuß ausgestreckt, um in die Kurbel zu
stoßen, die den Zeichner in Gang bringen sollte; da sah er, daß
die zwei gekommen waren, er zog daher den Fuß zurück und
ließ sich anschnallen. Nun konnte er allerdings die Kurbel nicht
mehr erreichen; weder der Soldat noch der Verurteilte würden
sie auffinden, und der Reisende war entschlossen, sich nicht zu
rühren. Es war nicht nötig; kaum waren die Riemen angebracht,
fing auch schon die Maschine zu arbeiten an; das Bett zitter-
te, die Nadeln tanzten auf der Haut, die Egge schwebte auf und
ab. Der Reisende hatte schon eine Weile hingestarrt, ehe er sich
erinnerte, daß ein Rad im Zeichner hätte kreischen sollen; aber
alles war still, nicht das geringste Surren war zu hören.
Durch diese stille Arbeit entschwand die Maschine förmlich
der Aufmerksamkeit. Der Reisende sah zu dem Soldaten und
dem Verurteilten hinüber. Der Verurteilte war der lebhaftere, al-
les an der Maschine interessierte ihn, bald beugte er sich nieder,
bald streckte er sich; immerfort hatte er den Zeigefinger ausge-
streckt, um dem Soldaten etwas zu zeigen. Dem Reisenden war
es peinlich. Er war entschlossen, hier bis zum Ende zu bleiben,
aber den Anblick der zwei hätte er nicht lange ertragen. »Geht
nach Hause,« sagte er. Der Soldat wäre dazu vielleicht bereit
gewesen, aber der Verurteilte empfand den Befehl geradezu als
Strafe. Er bat flehentlich mit gefalteten Händen, ihn hier zu las-
sen, und als der Reisende kopfschüttelnd nicht nachgeben wollte,
kniete er sogar nieder. Der Reisende sah, daß Befehle hier nichts
halfen, er wollte hinüber und die zwei vertreiben. Da hörte er
oben im Zeichner ein Geräusch. Er sah hinauf. Störte also das
eine Zahnrad doch? Aber es war etwas anderes. Langsam hob
sich der Deckel des Zeichners und klappte dann vollständig auf.
Die Zacken eines Zahnrades zeigten und hoben sich, bald er-
schien das ganze Rad, es war, als presse irgendeine große Macht
den Zeichner zusammen, so daß für dieses Rad kein Platz mehr
übrig blieb, das Rad drehte sich bis zum Rand des Zeichners, fiel
hinunter, kollerte aufrecht ein Stück im Sand und blieb dann
liegen. Aber schon stieg oben ein anderes auf, ihm folgten viele,
große, kleine und kaum zu unterscheidende, mit allen geschah
dasselbe, immer glaubte man, nun müsse der Zeichner jedenfalls
schon entleert sein, da erschien eine neue, besonders zahlreiche
Gruppe, stieg auf, fiel hinunter, kollerte im Sand und legte sich.
Über diesem Vorgang vergaß der Verurteilte ganz den Befehl
des Reisenden, die Zahnräder entzückten ihn völlig, er woll-
te immer eines fassen, trieb gleichzeitig den Soldaten an, ihm
zu helfen, zog aber erschreckt die Hand zurück, denn es folgte
gleich ein anderes Rad, das ihn, wenigstens im ersten Anrollen,
erschreckte.
Der Reisende dagegen war sehr beunruhigt; die Maschine
ging offenbar in Trümmer; ihr ruhiger Gang war eine Täu-
schung; er hatte das Gefühl, als müsse er sich jetzt des Offiziers
annehmen, da dieser nicht mehr für sich selbst sorgen konnte.
Aber während der Fall der Zahnräder seine ganze Aufmerksam-
keit beanspruchte, hatte er versäumt, die übrige Maschine zu
beaufsichtigen; als er jedoch jetzt, nachdem das letzte Zahnrad
den Zeichner verlassen hatte, sich über die Egge beugte, hatte
er eine neue, noch ärgere Überraschung. Die Egge schrieb nicht,
sie stach nur, und das Bett wälzte den Körper nicht, sondern
hob ihn nur zitternd in die Nadeln hinein. Der Reisende wollte
eingreifen, möglicherweise das Ganze zum Stehen bringen, das
war ja keine Folter, wie sie der Offizier erreichen wollte, das war
unmittelbarer Mord. Er streckte die Hände aus. Da hob sich aber
schon die Egge mit dem aufgespießten Körper zur Seite, wie sie
es sonst erst in der zwölften Stunde tat. Das Blut floß in hundert
Strömen, nicht mit Wasser vermischt, auch die Wasserröhrchen
hatten diesmal versagt. Und nun versagte noch das letzte, der
Körper löste sich von den langen Nadeln nicht, strömte sein Blut
aus, hing aber über der Grube, ohne zu fallen. Die Egge wollte
schon in ihre
Weitere Kostenlose Bücher